BMW möchte gern der „nachhaltigste Autobauer der Welt“ werden. Die Münchner setzen sich für den Schutz der Tiefsee ein und präsentierten im vergangenen Jahr auf der IAA einen komplett aus recycelten und nachwachsenden Rohstoffen gefertigten Kleinwagen. Von einem „radikal neuen Niveau von Nachhaltigkeit über den gesamten Lebenszyklus“ spricht Vorstandschef Oliver Zipse.

Doch gleichzeitig bedient der Konzern bereitwillig den automobilen Größenwahn – und zeigt damit, dass er nicht zur Vernunft gekommen ist, sondern weiterhin einfach alles anbietet, was sich irgendwie verkaufen lässt. Ein absurder Beweis dieser opportunistischen Konzernstrategie ist der „BMW Concept XM“ mit rund 750 PS, ein riesiges SUV der „sportlichen“ Konzerntochter BMW M, das im kommenden Jahr in Serie gehen soll, aber mit einem skurrilen Werbefilmchen im Internet schon jetzt aufwendig beworben wird. Selbst die Zeitschrift „Auto Motor und Sport“ fremdelt mit dem „Klotz“ und schreibt, man werde das „Monster-SUV“ mit seinem, „vorsichtig ausgedrückt, extrovertiertem Design“ „nicht für sportlich halten“ – jedenfalls, wenn man konventionell denke.

Dabei treibt der XM das konventionelle Denken der Autoindustrie eigentlich nur auf die Spitze: immer noch größer, noch protziger, noch mehr PS, jetzt halt mit Plug-In-Hybridantrieb. Allerdings bringen die zusätzlichen Elektromotoren an Bord zahlreicher Modelle bisher viel geringere CO2-Einsparungen als offiziell angegeben und in der EU zum Erreichen der Flottengrenzwerte eigentlich vorgeschrieben, weil die Wagen oft vorwiegend im Verbrennermodus unterwegs sind – schlimmstenfalls drehe sich der Klimavorteil sogar ins Gegenteil, bemängelt das Umweltbundesamt. Die europäische NGO „Transport & Environment“ warnt vor dem besorgniserregenden Trend zu SUVs, der „die Nachhaltigkeits-Claims der Unternehmen unterminiert“.

Wie der Zeitgeist es verlangt, tut man in München so, als sei man bei der Umstellung auf Elektroantriebe ganz vorn: Die BMW Group habe sich das „ehrgeizige Ziel gesetzt“, bis 2030 mehr als 200 Millionen Tonnen CO2 zu vermeiden, heißt es – hier sind die Emissionen der Fahrzeuge mitgerechnet. Tatsächlich zählt BMW aber mit Daimler zu den wenigen Autokonzernen, die sich weigern, den Ausstieg aus dem Verbrenner bis 2030 zu vollziehen. Angepeilt ist es gerade einmal, bis zu diesem Stichjahr zur Hälfte vollelektrische Fahrzeuge zu verkaufen. Weil die beiden Konzerne ihre Flottenemissionen zu langsam reduzieren, hat die Deutsche Umwelthilfe sie wegen der Verletzung des „Grundrechts auf Klimaschutz“ verklagt, im Sommer könnte es zur Verhandlung kommen.

Die gute Nachricht: Der Anblick des BMW XM bleibt uns in Deutschland voraussichtlich weitgehend erspart, denn das Auto, dessen „extrovertierter“ Innenraum mit einem „inszenierten Prismendachhimmel“ aufwartet (what?), ist vor allem für den US-Markt gedacht. Dem Klima ist es allerdings wurscht, wo die Emissionen anfallen.

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