Zum Schutz der Meere sollen Plastikteller, dünne Plastiktüten, Strohhalme und andere Kunststoff-Wegwerfprodukte nach dem Willen des Europaparlaments verboten werden. Die Abgeordneten stimmten in Straßburg am Mittwoch mit großer Mehrheit für einen entsprechenden Entwurf. Darin fordern die Parlamentarier außerdem, dass die Mitgliedstaaten den Verbrauch bestimmter anderer Einweg-Produkte wie Plastikbecher bis 2025 um ein Viertel senken müssen.

Nachdem das Parlament eine gemeinsame Linie gefunden hat, muss ein Kompromiss mit den Mitgliedstaaten gefunden werden. Wird, wie geplant, eine Einigung im kommenden Jahr erzielt, müssten die Staaten die neuen Regeln bis 2021 umsetzen. Die EU-Kommission hatte im Mai einen Vorschlag zur Eindämmung von Plastikmüll vorgelegt. Die EU-Abgeordneten verschärften diese Ideen nun zum Teil – etwa mit den verbindlichen Reduktionszielen und mit einer längeren Liste von verbotenen Plastikprodukten.

Die Lage ist ernst. Weltweit, werden enorme Mengen Kunststoff genutzt und anschließend weggeworfen. Nur knapp ein Drittel des Plastikmülls wird nach Angaben der EU-Kommission eingesammelt und wiederverwertet. Ein Großteil landet auf Müllkippen oder in der Umwelt. Plastik zerfällt sehr langsam und häuft sich besonders im Meer und an Stränden. Bis zu 85 Prozent aller in der EU angespülten Abfälle sind aus Kunststoff – dabei handelt es sich in etwa der Hälfte der Fälle um weggeschmissene Einwegprodukte. Für Vögel, Fische und andere Meerestiere ist Plastik eine große Gefahr. Sie fressen es oder verheddern sich darin. Spuren von Plastik finden sich mittlerweile in allen Gliedern der Nahrungskette – auch beim Menschen.

Greenpeace sah schon im Vorfeld der Abstimmung im EU-Parlament gerade einen gravierenden Mangel in den Vorschlägen: Die Definition von Einwegplastik sei viel zu eng, kritisiert Meeresbiologe Thilo Maack. Damit öffne sich ein Schlupfloch für die Plastikindustrie: „Die Konzerne könnten nach aktuellem Vorschlag die Reduktionsziele schlicht ignorieren, wenn sie ihre Produkte als wiederverwendbar kennzeichnen, ob es sich um Wegwerf-Plastikbecher oder Strohhalme handelt.“

Die Plastikindustrie hingegen warnt vor Schnellschüssen. Hier würden wichtige Gesetze durchgepeitscht, ohne die Folgen abzuschätzen, erklärt der europäische Verpackungsverband pack2go. Es drohten Einbußen im Lebensmittel-Sektor oder Probleme bei der Lebensmittelhygiene, wenn der Plastikverbrauch drastisch gesenkt werde. Bislang nutzten Millionen von Europäern täglich Verpackungen für Essen oder Getränke zum Mitnehmen, betont der Verband.

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