Immer wieder hatte BMW-Chef Harald Krüger beteuert, dass die Abgasreinigungsanlagen eines BMW nicht abgeschaltet werden können. Zuletzt wiederholte Krüger auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) im September, dass es bei der BMW-Gruppe keine Abschalteinrichtungen gebe. Doch nun legen Untersuchungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) nahe, dass dies nicht der Wahrheit entspricht. Die DUH testete in Zusammenarbeit mit dem ZDF-Magazin „Wiso“ die Abgaswerte eines BMW 320d Euro 6 und verglich die Messwerte aus dem Prüfstand mit denen aus dem realen Betrieb auf der Straße. Das Ergebnis: die Werte schwanken und unterscheiden sich deutlich. Nur im Labortest hält das Fahrzeug die zulässigen Stickoxid-Grenzwerte (NOx) ein. Auf der Straße waren die Emissionen bis zu siebenmal höher.

Die Ursache sieht die Umwelthilfe vor allem darin, dass die Abgasrückführung bereits ab einer Drehzahl von 2000 Umdrehungen pro Minute reduziert und ab 3500 Umdrehungen komplett abgeschaltet wird. Dies sei in der Software des Wagens so angelegt. Insgesamt teste die DUH den BMW 320d achtmal. Bei allen Messungen lagen die Emissionen über dem EU-NOx-Grenzwert von 80 Milligramm pro Kilometer, im Durchschnitt waren es 212 Gramm.

Dabei präsentierte sich BMW bisher im Dieselskandal als Saubermann. In einer Anzeigenkampagne machte sich der Konzern an die Rehabilitation des Dieselmotors und stilisierte diesen gar zum Klimaretter. Der Beweggrund ist klar: Der Abgasskandal, auch „Dieselgate“ genannt, hat nicht nur das Image zahlreicher Mitbewerber schwer beschädigt, sondern eine ganze Technologie in Verruf gebracht, auf die der Münchner Konzern besonders stark setzt: 2016 fuhren zwei Drittel seiner in Deutschland verkauften Autos mit Dieselmotoren. Deshalb haben wir uns in der aktuellen Ausgabe des Greenpeace Magazin eine Anzeige des Konzerns etwas genauer angeschaut und sie für die „Fake-Anzeige“ – nun ja – manipuliert. Nun stellt sich heraus, dass die schon zuvor festgestellten starken Grenzwertüberschreitungen von BMW-Modellen womöglich ebenfalls auf bewusste Manipulationen der Abgasreinigung zurückzuführen sind. Das könnte Konsequenzen haben.

DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch forderte bereits eine Überprüfung der Typgenehmigung. „Die vorliegenden Messergebnisse sind sehr klare Indizien dafür, dass hier unzulässige Abschalteinrichtungen in der Motorsteuersoftware vorhanden sind“, sagte er. „Diese müssen komplett entfernt werden. Das Fahrzeug muss in allen normalen Betriebssituationen eine voll funktionstüchtige Abgasreinigung haben. Wir werden den zuständigen Behörden unsere Untersuchungsergebnisse übergeben und fordern gegebenenfalls den Entzug der Typgenehmigung und einen amtlichen Rückruf für alle Fahrzeuge, die über eine illegale Abschalteinrichtung verfügen.“

BMW hat die Vorwürfe der Deutschen Umwelthilfe umgehend zurückgewiesen und beharrt weiterhin auf der Aussage, dass es bei BMW keinerlei Aktivitäten und technische Vorkehrungen gebe, den Prüfmodus zur Erhebung von Emissionen zu beeinflussen. „Grundsätzlich gilt“, so teilte der Konzern mit, „dass BMW-Fahrzeuge den jeweils gültigen gesetzlichen Vorschriften entsprechen und nicht manipuliert sind.“