Warum auch wir die Artenvielfalt zum Überleben brauchen, zeigen wir in unserer neuen Ausgabe: Ein Jahr nachdem Krefelder Forscher weltweit Schlagzeilen mit dem Nachweis gemacht haben, dass die Zahl der Fluginsekten dramatisch sinkt, gehen wir der Frage nach, was wahrer Reichtum ist – und wie wir ihn erhalten können.

Es ist Sommer, bis in den späten Abend hinein reicht die Hitze des Tages, mit etwas Glück haben Sie Urlaub. Eine gute Zeit zum Nachdenken, finden wir, und haben uns deshalb einem besonderen Thema gewidmet: Dem Reichtum. Die Frage, was das eigentlich ist, treibt die Menschheit seit Jahrtausenden um: Ist es Besitz, das individuelle Glück oder das Fortkommen der Gemeinschaft? Mit dieser Greenpeace Magazin-Ausgabe laden wir Sie ein, Reichtum neu zu denken. Sehen Sie einmal genau hin: Sogar Großstädte wie Berlin beherbergen tausende Arten wie Füchse, Mauersegler oder Biber. Aber es muss nicht immer die spektakuläre Wildtiersichtung sein. Denken sie ans Alltägliche, an Pflanzen, die sich durch den Asphalt der Straße bohren. An das Rotkehlchen, das unermüdlich von Balkon zu Balkon hüpft, auf der Suche nach Nahrung. Oder an die Wespe, die sich an Ihrem Apfelkuchen labt – all das ist die Vielfalt der Natur, die wir oft übersehen, für selbstverständlich nehmen und manchmal sogar störend finden. Neuste Erkenntnisse zeigen: Wir müssen diese Schätze jetzt und nicht irgendwann vor dem Aussterben schützen. Die Zeit drängt. Folgen Sie uns in dieser Ausgabe in die Tiefen der Straßenschluchten, Sümpfe, Wälder und ins offene Feld, um den wahren Reichtum neu zu entdecken!

Lesen Sie mehr in der neuen Ausgabe des Greenpeace Magazins 5.18 „Wahrer Reichtum“. Diese erhalten Sie ab sofort im Warenhaus, ab dem 10. August am Kiosk oder ab 32,50 Euro im Abo. Sie können das Greenpeace Magazin auch in unserer digitalen Version lesen: mit allen Inhalten der Print-Ausgabe, optimiert für Tablet und Smartphone. Viel Inspiration beim Lesen!

Bei der Magazin-Lektüre legt uns Matthias Glaubrecht zunächst eine kleine Kulturgeschichte der Artenvielfalt dar: Der Professor für Biodiversität der Tiere zeigt uns, dass wir bis heute weit davon entfernt sind, die Schätze der Natur vollständig zu erfassen: Weltweit wurden bislang rund 1,5 Millionen Tierarten wissenschaftlich beschrieben – Experten gehen davon aus, dass das gerade einmal ein Zehntel der biologischen Vielfalt ausmacht. Doch wer sich angesichts dieser Zahlen zurücklehnt und den galoppierenden Schwund in Kauf nimmt, macht es sich zu leicht: Denn die Kronjuwelen der Evolution sind keineswegs überflüssiger Luxus, sondern eine Art Lebensversicherung – nicht zuletzt für uns selbst. Das derzeitige Massenaussterben hat eine bedrohliche Dimension erreicht. Der entscheidende Unterschied sind diesmal wir. Ähnlich verheerend wie der Einschlag eines extraterrestrischen Körpers sei die Menschheit, schreibt der Experte. Das sollte uns zu Denken geben. Denn wie schon der amerikanische Ökologe Edward Wilson sagte: Den Regenwald aus Gewinnsucht abzuholzen und mit ihm Hunderttausende von Arten zu vernichten, sei in etwa so schlau, wie ein Renaissancegemälde zu verbrennen, um sich auf dem Feuer eine Suppe zu kochen.

Dass das Schwinden der Artenvielfalt derzeit mehr Aufmerksamkeit erfährt ist auch ihr Verdienst: Leidenschaftliche Insektenforscher aus Krefeld landeten vor bald einem Jahr einen Coup, indem sie erstmals nachwiesen, dass die Zahl der Fluginsekten in Deutschland dramatisch abnimmt: In den letzten 27 Jahren um mehr als 75 Prozent. Die Studie schaffte es unter die Top Ten der weltweit meistzitierten und -diskutierten Fachartikel 2017, und die britische Royal Society of Biology setzte sie auf ihre Liste der „Großen Biologischen Durchbrüche des Jahres“. Wer sind die Insektenfreunde, die der Diskussion um den Schutz der Biodiversität neuen Schwung beschert haben? Unser Autor Wolfgang Hassenstein hat die Entomologen besucht und sie porträtiert.

Doch nicht nur die Forscher, auch die Forschungsobjekte nehmen wir genauer unter die Lupe: Wer sind die kleinen Krabbler eigentlich, die uns so viel teurer sein sollten, als sie es bisher sind? Unsere Kollegin Svenja Beller bringt uns fünfzehn der 33.000 in Deutschland lebenden Insekten in liebevollen Miniaturporträts nahe: die Grüne Florfliege etwa, die sich auf kluge Weise vor hungrigen Fledermäusen schützt oder die Hainschwebefliege, die viele Menschen auf den ersten Blick mit Wespen verwechseln. Sie ist eine Extremsportlerin, legt jährlich Hunderte Kilometer zurück, weil sie den Winter im Süden verbringt. Oder die Braune Raubknotenameise, die die Nester anderer Ameisenarten überfällt und brutal erobert. Folgen Sie uns ins faszinierend reiche Reich der Insekten!

Darüber hinaus sprechen wir mit Peter Feidt, dem Vorsitzenden des Rates für Biodiversität des Agrarministeriums, der Julia Klöckner eine visionär andere Landwirtschaftspolitik für mehr Leben auf dem Acker empfiehlt. Wir begleiten Forscher auf der Suche nach bisher unentdeckten Arten – von Myanmar bis zum Main-Kinzig-Kreis. Und wir berichten über den Export des Artenschutzes: In Brandenburg werden Papageien gezüchtet, um sie später in ihrer Heimat wieder auszuwildern. Naturschutz wird so an reiche Länder delegiert, doch seltene Arten wie die brasilianischen Spix-Aras und die karibischen Kaiseramazonen haben sonst wohl keine Überlebenschance. Unser Autor Bastian Henrichs hat sich den umstrittenen Rettungsversuch genauer angesehen.

In unserem Elementarteil blicken wir über die Artenvielfalt hinaus auf andere, drängende Themen: Zwei „Augenzeuginnen“ erzählen, wie sie sich mit ihrem kleinen Bio-Laden in Neukölln gegen Kundenwünschen nach Litschi, Ladenöffnungszeiten bis 21 Uhr und die großen Bio-Ketten behaupten. Wir erklären, warum Lithium das „weiße Gold“ der Elektromobilität ist. Und in unserer Rubrik „À la Saison“ geht es in dieser Ausgabe weinselig zu – unsere Autorin Katja Morgenthaler hat sich der Weintraube gewidmet: „Äsops Fuchs hängen die Trauben zu hoch. Goethes Mephisto lässt Wein aus einem Tisch sprudeln. Und Wilhelm Buschs Lausbub Kuno ersetzt einen verbotenen Schluck Bordeaux aus der Regentonne", schreibt sie in ihrer Ode an eine der prägendsten Pflanzen unserer Kultur. Wolfgang Hassenstein bringt uns im „Wasserstandsmelder“ die neuesten Klima-Entwicklungen nahe. Zunächst die schlechte Nachricht: Wirbelstürme werden immer mehr und heftiger. Doch gleichzeitig liegt in der Kraft des Windes auch die Rettung – wenn man seine Energie zu nutzen weiß. Und im „Portfolio“ zeigen wir Ihnen eine Arbeit des Fotografen Jan Richard Heinicke, der den absurden Aufwand der Katarer dokumentiert, um Tomaten, Salatköpfe und Kühe im Wüstenklima wachsen zu lassen.

Wir wünschen uns, dass diese Ausgabe Ihnen einen frischen Blick auf die Natur öffnet. Vielleicht ergeben sich bei der Lektüre neue Perspektiven: Wie wichtig ist der Kontostand verglichen mit dem Erdhummelbau im Garten? Wie lange sind die Regale im Supermarkt noch voll, wenn achtzig Prozent der Wildpflanzen von der Bestäubung durch Insekten abhängen und sechzig Prozent der Vögel auf Insekten als Nahrungsquelle angewiesen sind? Wir hoffen, das Nachdenken über den wahren Reichtum inspiriert Sie, und freuen uns auf Ihre Rückmeldung – gerne auch per Brieftaube.