Und jetzt alle! Sie halten beeindruckende Reden, erfinden klimafreundliche Technik, kämpfen gegen Naturzerstörung, Plastikmüll oder Tierquälerei – und sind nicht mal 15 Jahre alt. In Ausgabe 1.22 des Greenpeace Magazins stellen wir engagierte Kinder aus aller Welt vor. Hier geht es zu den weiteren Mädchen und Jungen, mit denen wir gesprochen haben.

© Hannah Neville© Hannah Neville

Skye Neville, 11,

aus Fairbourne in Wales, hat Verlage und Supermärkte dazu gebracht, Kindermagazine ohne Plastikspielzeug und Folie zu verkaufen

„Ich liebe Comics und Kindermagazine, mein Lieblingsheft ist „Horrible Histories“. Die Geschichten sind toll, aber was sollen diese Spielzeuge, die da immer beiliegen? Zuletzt gab es eine Zunge aus Gummi. Wer braucht so etwas? Damit spielen manche Kinder vielleicht eine Minute, dann landet der Kram schlimmstenfalls in der Umwelt. Ich wohne mit meinen Eltern hundert Meter vom Meer entfernt, am Wochenende sammeln wir am Strand den angeschwemmten Plastikmüll. Meine Mutter hat für Greenpeace einen Film über unser schönes Küstendorf gemacht, das in den nächsten vierzig Jahren infolge des Klimawandels überschwemmt wird.

Viele Menschen sorgen sich hier um die Zukunft der Natur – auch ich. Also schreibe ich Supermärkte und Verlage an, keine Magazine mehr mit Plastikschrott zu verkaufen oder sie in Folie einzuschweißen. Mein Vater ist Postbote und zeigt mir, welche Firmen ihre Post noch in Plastikhüllen versenden. Die bekommen wiederum Post von mir, meist versuchen sie dann, mich abzuwimmeln, aber alle paar Wochen nerve ich sie dann wieder. Parallel habe ich eine Petition gestartet, mit vielen Journalistinnen gesprochen und Politikern wie Boris Johnson geschrieben und mich mit Organisationen und tausenden anderen Kindern zusammengetan.

Mittlerweile verkauft Waitrose, die viertgrößte Supermarktkette Großbritanniens, nur noch Hefte ohne Klimbim, Marktführer Tesco hat es zumindest versprochen. Das globale Plastikdilemma zu lösen, das kann niemand allein von heute auf morgen. Aber man kann sich einen kleinen Aspekt davon herauspicken, das geht schneller: „Horrible Histories“ verschickt der Verlag jetzt auch ohne Plastik.“

© Heddi Serret© Heddi Serret

Ivanna Ortega, 14,

aus Atizapan, Mexiko, mobilisiert Zehntausende gegen die Verschmutzung eines Stausees – und überwindet dafür ihre Schüchternheit

„Der Madin-Stausee hat mich durch meine ganze Kindheit begleitet. Es war immer ein gutes Gefühl, so etwas Schönes ganz nahe bei meinem Zuhause zu wissen. Ich war oft dort, dann eine Weile lang nicht mehr, bis ich mit zwölf mal wieder an ihm vorbeigefahren bin. Ich habe mich total erschrocken. Alles war voller Seerosen, Algen und Müll, der Stausee wirkte wie tot. Dagegen wollte ich unbedingt etwas unternehmen. Ich habe eine Online-Petition dafür aufgesetzt, dass nichts mehr hineingeleitet werden darf und er gereinigt werden muss. Inzwischen habe ich fast 80.000 Unterschriften dafür gesammelt. Viele Erwachsene haben mich nicht ernstgenommen, mich sogar öffentlich oder in den Sozialen Medien attackiert, aber einige haben mir auch zugehört so wie die frühere Bürgermeisterin, die aber leider nicht mehr im Amt ist.

Nachdem der Madin-Stausee für kurze Zeit auf ihre Anweisung hin wirklich gereinigt wurde, auch mithilfe vieler Freiwilliger, und ich für den internationalen „Childrens Peace Price“ nominiert worden war, habe ich viele Interviews gegeben und Aktionen organisiert. Die ganze Aufmerksamkeit war nicht leicht für mich, weil ich eigentlich sehr schüchtern bin. Aber es war toll, dabei viele unterschiedliche Menschen zu treffen und mit ihnen zusammen zu arbeiten. Das hat viel von dem Druck genommen und mir sehr geholfen.

Dem Madin-Stausee geht es leider inzwischen so schlecht wie nie. Als ich vergangene Woche dort war, lagen da lauter tote Fische und es stank höllisch. Die Erwachsenen machen einfach so weiter und leiten auch den Dreck aus Fabriken und Baustellen hinein. Aber ich werde weiterkämpfen. Wie soll die Menschheit überleben, wenn wir unser eigenes Wasser ruinieren? Ich möchte, dass die Menschen merken, wie in der Natur alles miteinander verbunden ist und dass alles, was wir ihr antun, unmittelbare Folgen für das Ganze hat. Und damit auch für die Zukunft von uns Kindern.“

© Cool & Dope© Cool & Dope

Cavanaugh Bell, 9,

aus Gaithersburg, im US-Staat Maryland, hilft armen Menschen und hat eine Organisation gegen Mobbing gegründet – mit Resonanz von ganz oben

„Als ich vor zwei Jahren mit meiner Mutter einen Roadtrip zum Mount Rushmore machte, kamen wir in South Dakota am Pine-Ridge-Indigenen-Reservat der Oglala-Lakota vorbei. Viele leben dort in Armut ohne Strom und Wasser. Diese Gemeinden leiden am schlimmsten unter Corona. Über eine Crowdfunding-Kampagne konnte ich genug Geld sammeln, um einen Lkw mit Essen, Kleidung und Dingen des täglichen Gebrauchs zu füllen – die wir dann die 2500 Kilometer von Gaithersburg aus hinüberfuhren. Mittlerweile helfen wir allen möglichen armen Menschen, etwa mit einer mobilen Speisekammer, in die jeder etwas spenden oder sich herausnehmen kann.

Neben der Armut möchte ich auch Mobbing bekämpfen: Ich selbst wurde in der Schule gehänselt und möchte, dass kein Kind eine so dunkle Zeit durchmachen muss. Also ging ich die Sache groß an: Ich gründete meine eigene Organisation namens „Cool & Dope“ mit dem Ziel, Mobbing bis 2030 zu beenden – weltweit! Natürlich musste ich dafür unbedingt mit dem US-Präsidenten sprechen. Aber meine Mutter meinte, es wäre vielleicht einfacher, mit dem Bürgermeister anzufangen. Inzwischen wurde der Oktober in meinem Landkreis zum Monat der Mobbing-Prävention ernannt.

Mit Joe Biden habe ich zwar immer noch nicht gesprochen, dafür aber schon zweimal mit Vizepräsidentin Kamala Harris. Da war ich sehr nervös. Wir haben uns darüber ausgetauscht, wie es ist, Verantwortung zu übernehmen. Jeder kann etwas tun, und wenn es nur darin besteht, freundlich zu anderen zu sein oder ihnen eine Freude zu machen. Mein Vorbild ist Martin Luther King. Später will ich Bürgermeister werden, Präsidenten sind überbewertet. Wir können alles erreichen, wenn wir Kinder mitmachen lassen.“

Protokolle: Fred Grimm, Thomas Merten

Weitere Geschichten zum Thema lesen Sie in unserer Ausgabe 1.22 „Und jetzt alle“. In diesem Schwerpunkt dreht sich alles um Kinder und wie wir ihre Zukunft schützen. Das Greenpeace Magazin erhalten Sie als Einzelheft in unserem Warenhaus oder im Bahnhofsbuchhandel, alles über unsere vielfältigen Abonnements inklusive Prämienangeboten erfahren Sie in unserem Abo-Shop. Sie können alle Inhalte auch in digitaler Form lesen, optimiert für Tablet und Smartphone. Viel Inspiration beim Schmökern, Schauen und Teilen!