Der Fastfood-Konzern möchte Plastik vermeiden und plant den „geordneten Plexit“, heißt es in der aktuellen Werbung. Moment mal! McDonald’s? Die mit den Wegwerfbechern, unzähligen Verpackungen und der ausgeprägten Geschirrphobie? Genau, und deshalb zieht sich dieser „Plexit“ über Jahrzehnte. Unsere Gegenanzeige.

Niemand ist perfekt. Diese bescheidene Feststellung hat McDonald’s zum Motto einer großen Nachhaltigkeitskampagne erhoben: „Wir machen nicht alles gut. Aber vieles besser. Ob du’s glaubst oder nicht.“ Damit möchte der Konzern vor allem Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen und mit vermeintlicher Ehrlichkeit punkten: Wir wissen ja selbst, dass vieles bei uns schief läuft, aber wir tun, was wir können.

Da ist zum Beispiel die Sache mit dem Plastikmüll, ein Thema, das immer mehr Menschen Sorgen macht. Deswegen sollen die 1489 deutschen Filialen bis Ende dieses Jahres auf die Plastikhalter ihrer Luftballons verzichten und die „4er Chicken McNuggets“ in einer Papiertüte servieren. Im Laufe des Jahres 2020 sollen überdies auch die Shakes, das Dessert „McSundae“ und das Eis „McFlurry“ – das auch in der Anzeige als Vorher-Nachher-Bild zu sehen ist – ohne Plastikdeckel und Plastiklöffel über den Tresen gehen. Tausend Tonnen Plastikmüll pro Jahr möchte McDonald’s damit einsparen.

Mehr statt weniger Plastikmüll

Sieht so ein ernst gemeinter „Plexit“ aus? Eher nicht, wenn man sich die Müllstatistik des aktuellen hauseigenen Nachhaltigkeitsberichts anschaut. Im vergangenen Jahr produzierten die deutschen Filialen rund 50.000 Tonnen Müll, davon waren 7000 Tonnen Kunststoffverpackungen, das entspricht dem Gewicht von 38 Jumbojets. Die Menge ist in den vergangenen fünf Jahren sogar noch um rund 800 Tonnen gestiegen. Hinzu kommen rund 7500 Tonnen Folie und Verbundstoffe, die McDonald’s gesondert anführt, letztere zum Beispiel in Form von Getränkekartons. Sie enthalten neben Plastik oft auch Aluminium und sind nur unter hohem Energieaufwand recycelbar, da die Bestandteile schwer zu trennen sind.

Vom „Plexit“ ist in den Filialen wenig zu spüren: Das Essen wird noch immer in Einweggeschirr und übertriebener Verpackung serviert, auf den Getränkebechern klemmen noch immer Plastikdeckel, die sich palettenweise hinter dem Tresen stapeln. Der Müll landet nicht immer in den Behältern der Filiale, sondern oft in Parks, an Straßenrändern und auf Autobahnparkplätzen. Zum „Happy Meal“ gibt‘s Plastikspielzeug, das nach einmaligem Spielen ebenfalls in den Müll wandert – Kinder sind da gnadenlos. Und der Eisbecher? Kommt bald oben ohne, wird aber weiterhin mit Plastik beschichtet sein. Zwar werden die Einwegbecher seit April 2019 eingesammelt und „recycelt“, allerdings nur der darin enthaltene Papieranteil – und der auch meist nur zu Hygienepapier, das nach einmaliger Verwendung in die Toilette oder in den Restmüll wandert.

Fastfood-Nostalgiker erinnern sich vielleicht noch an die alten Burgerboxen aus Styropor. Die hat McDonald’s bereits 1988 abgeschafft. Behält McDonald’s dieses Tempo bei, kann sich der Ausstieg locker bis 2050 ziehen. Dagegen erscheint der Brexit geradezu wie politisches Fastfood.

Die Krux mit dem schnellen Service

Aber warum verzichtet der Konzern nicht wenigstens beim Verzehr in den Filialen auf die Plastikflut? Diana Wicht, zuständig für die Nachhaltigkeit bei McDonald’s, erklärt: „Das macht die Abläufe effizienter und schneller – und das erwarten unsere Gäste und wir selbst von uns: einen schnellen Service.“ Schnell muss es also gehen, schließlich würden sonst die täglich zwei Millionen Gäste ihren Burger ein paar Minuten später bekommen. Dabei hat McDonald’s doch selbst bei einem zehntägigen grünen Testlauf in einer Berliner Filiale gezeigt, dass mehr geht: Mehrweg, aus Gras hergestelltes Papier, Ketchup in der Waffel, Holzlöffel. Und in der Café-Kette „McCafé“ werden Kaffee und Kuchen schließlich auch auf Porzellangeschirr serviert.

McDonald’s stellt sich mit den bisherigen Maßnahmen wohl auf künftig härtere Gesetze ein: „Beim Ausstieg aus Plastikverpackungen gehen wir einen Schritt weiter als von der EU gefordert.“ Die EU verbietet Strohhalme und Besteck aus Plastik erst ab 2021 – auch das ein eher zaghafter „Plexit“. Derweil fallen dem Nabu zufolge in Deutschland jedes Jahr 350.000 Tonnen Abfall durch Einweggeschirr und To-Go-Verpackungen an. Was hätte es da für eine Signalwirkung und für ein Einsparpotenzial, wenn große Konzerne wie Fastfood-Ketten einen wirklich weitreichenden Plastikausstieg vorziehen. Stattdessen sagte Holger Beeck, Chef von McDonald’s Deutschland, im Interview mit dem Tagesspiegel: „Wir geben nicht vor, die Welt zu retten.“ Genau dabei könnten Konzerne aber wirklich mitwirken. Ob McDonald’s es glaubt oder nicht.

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