Liebe Leserinnen und Leser,

in unserem Hamburger Hinterhof zwitschert seit Tagen immer wieder irgendein Piepmatz. Schon ein paar Mal war ich mit dem Fernglas draußen und habe den großen Baum im Nachbargarten abgesucht, konnte den unbekannten Sänger aber nicht entdecken. Stattdessen habe ich in den weit ausladenden Ästen schöne Eichelhäher gesichtet, dicke Ringeltauben, ein supersüßes Gimpelpärchen und heute morgen einen Gartenbaumläufer. Das sind flinke und gut getarnte Winzlinge, die nicht nur an Stämmen empor-, sondern auch an der Unterseite von Ästen entlanghüpfen können ohne abzustürzen. Wie machen die das?

Ich weiß nun immer noch nicht, welcher Vogel mich ins Freie gelockt hat, aber egal: Jeder morgendliche Gartenbesuch hat mir ein paar entschleunigte Minuten vor dem Loseilen ins Büro beschert. Ich habe die kalte Morgenluft eingesogen, die Weitläufigkeit der noch laubfreien Baumkrone bewundert und mich am Dasein der Tiere erfreut. Das ist es, was auch viele „Ornis“ beschreiben, die große Teile ihrer Freizeit mit der Vogelbeobachtung verbringen und sich viel besser mit ihnen auskennen als ich: Die schlichte Existenz der Vögel, einfach ihr Da-Sein und die unmittelbare Erfahrung ihres Anblicks kann glücklich machen. Für viele sind sie die schönste Nebensache der Welt.

Aber natürlich sind Vögel alles andere als nebensächlich. Nachweislich tun sie nicht nur der Seele gut, sie spielen auch eine zentrale Rolle in beinahe allen Ökosystemen und sind überdies wichtige „Zeigerarten“: Ihre An- oder Abwesenheit verrät viel über den Gesundheitszustand und die Funktionsfähigkeit unserer Umwelt. In Deutschland schrumpfen vor allem die Populationen der Feld- und Wiesenvögel dramatisch, weil die einst vielfältige Agrarlandschaft zur weitgehend tierfreien Agrarsteppe geworden ist. Hier ist, ganz im Sinne der in Montreal beschlossenen Ziele zum Schutz der Biodiversität, eine radikale Kehrtwende nötig, um den Artenschwund aufzuhalten.

Im neuen Greenpeace Magazin, das in diesen Tagen in Briefkästen und Bahnhofskioske flattert, erfahren Sie auf fünfzig diesmal besonders bunt geratenen Seiten, wie es um die Vögel Deutschlands und der Welt steht. Wir begleiten in einer Reportage zwei enthusiastische Vogelbeobachtungteams beim alljährlichen „Birdrace“. Wir berichten von zauberhaften Rosalöfflern in Florida und von skrupellosen Singvogelwilderern in Italien. Wir nähern uns den Stadttauben an und analysieren die globale Lage der Vögel in Zeiten von Urwaldabholzung und Erderhitzung. Dazu gibt es Porträts von fünf deutschen Schicksalsvögeln – lassen Sie sich überraschen!

Auf den weiteren Seiten unserer aktuellen Ausgabe berichtet unser Reporter Issio Ehrich über Umweltbewegungen in der Türkei, wo nach aktuellem Stand trotz der Erdbebenkatastrophe im Mai ein neuer Präsident gewählt werden soll. Wissenschaftsjournalist Tim Kalvelage war für uns an Bord der „Sonne“ im tropischen Pazifik unterwegs, wo Forschende die drohenden ökologischen Folgen des des geplanten Tiefseebergbaus untersuchen. Lesen Sie ihre beiden spannenden Reportagen – und außerdem viel Wissenswertes über die Selbstversorgung mit Gemüse, über Humus als relevanten Rohstoff, über schlaue Wildschweine im Bayerischen Wald und über überdimensionierte Erdgasterminals an deutschen Küsten, die, würden sie alle wie geplant gebaut, Deutschlands Beitrag zum Erreichen des Pariser Klimaziels akut gefährden.

Am heutigen Friday for Future waren bundesweit Zehntausende gegen solchen Wahnsinn auf der Straße – ein guter Einstieg ins Wochenende, das die Abonnentinnen und Abonnenten unter Ihnen mit einem Ausflug in die Welt der Vögel verbringen können. Allen anderen empfehle ich den Kauf der neuen Ausgabe in unserem Warenhaus oder am Bahnhofskiosk!

Herzliche Grüße aus der Redaktion,

Unterschrift

Wolfgang Hassenstein
Redakteur