Wenn es um die Haltung zur Globalisierung geht, wird es schnell kompliziert. Gerade deshalb fragen wir in unserem aktuellen Heft: Wie verändert die Globalisierung den Globus? Wie können wir sie gestalten? Es geht ums große Ganze!

Die Globalisierung durchdringt Politik und Gesellschaft in aller Welt immer tiefgreifender. Wie verändert sie unser Leben? Kann das Zusammenwachsen der Märkte fair gestaltet werden – und wenn ja: wie? Ist ein Rückzug aus der globalisierten Welt überhaupt noch denkbar? Oder sind Nationalismus und Protektionismus, die derzeit vielerorts zu erstarken scheinen, eigentlich längst Makulatur? Was sich heute mehr zeigt denn je: Wir können nicht länger nur die Vorteile der Globalisierung genießen, aber über ihre Schattenseiten hinwegsehen. Wir haben deshalb mit Joseph E. Stiglitz gesprochen, dem ehemaligen Chefökonom der Weltbank und Wirtschafts-Nobelpreisträger, der die gegenwärtigen Spielregeln der Weltwirtschaft scharf kritisiert. „Um Ungerechtigkeit, Armut und soziale Verwerfungen zu lindern, benötigen wir einen neuen sozialen Gesellschaftsvertrag“, sagt Stiglitz im Interview mit Vito Avantario und Chefredakteur Kurt Stukenberg. Allerdings wendet er sich gegen die Aufkündigung von Regeln der globalen Zusammenarbeit, wie US-Präsident Donald Trump sie favorisiert, und setzt stattdessen auf Reformen existierender Systeme. „Auch dieser Weg kann zu radikalen Veränderungen führen. Trump hingegen bevorzugt den Weg der Zerstörung. In seiner Welt ohne Regeln siegt aber immer der Starke über den Schwachen.“

In vielen weiteren Geschichten ziehen wir mit Ihnen unsere Runden durch das „große Ganze“. Wussten Sie zum Beispiel, dass unsere moderne Welt im wahrsten Sinne des Wortes auf Sand gebaut ist? Denn ohne den vermeintlichen Allerweltsstoff gäbe es weder Beton noch Asphalt, also auch keine Straßen, Startbahnen, Hochhäuser, kurz: keine effiziente Infrastruktur. Doch der Rohstoff wird knapper, die explodierende Nachfrage macht ihn zu einer kostbaren, global gehandelten Ware – die sogar aus Kriegs- und Konfliktregionen exportiert wird, wie der Autor David Owen erzählt. Er wirft ein Blick auf die „Sandmafia“, deren Macht in einigen Weltregionen unaufhaltsam wächst. Und er legt dar, weshalb der Sandhunger auch in Zukunft kaum zu stillen sein wird: Weil die feinen Gesteinskörnungen auch zur Herstellung von Solarpaneele und Windturbinen unersetzlich sind. Owens Geschichte wird begleitet durch eindrucksvolle Bilder der Dokumentarfotografin Sim Chi Yin, die sich in einem Langzeitprojekt dem Thema „Sand“ gewidmet hat.

Auf den Spuren der Geschichte der Globalisierungskritik haben wir auch Veteranen der Bewegung getroffen: Unser Autor Pepe Egger ist der Frage nachgegangen, was sie zu ihren Protesten damals wie heute antreibt, was gleich geblieben ist und was sich seit Seattle, Genua und Heiligendamm verändert hat. Egger porträtiert Menschen, die die Welt analysieren, mit ihr hadern, sie manchmal auch verwünschen – aber sich eben um sie bemühen. Denn hinter aller Kritik steckt ja die Hoffnung darauf, dass es besser werden kann. Ein guter und wichtiger Gedanke!

Und weil die Globalisierung unser Leben bis in den kleinsten Winkel durchdrungen hat, beginnt die Reportage von Greta Taubert genau da: in ihrem Schlafzimmer. Dort hängt, Trophäen gleich, ihre stattliche Sammlung an Nylonstrümpfen in allen erdenklichen Farben und Mustern. Tauberts Herz hängt an den billigen Wegwerfartikel, deren Herstellung und Abfallprodukte das Wasser und die Atmosphäre verschmutzen. Nun hat sie sich auf den Weg gemacht, den Strümpfen und ihren Laufmaschen auf den Grund zu gehen – und besuchte auf ihrer Reise Vorreiter der Textil-Branche auf dem Weg zur Nachhaltigkeit.

Mit dem Geografen Rüdiger Glaser sprach unser Autor Fabian Federl über Grenzen. Wie sind sie entstanden, wann haben sie sich verändert und wurden neu verhandelt? Glaser berichtet von seiner Forschung über Grenzverschiebungen durch Kriege, durch Klimawandel und durch gesellschaftlichen Wandel. In naher Zukunft, so Glaser, werde die Digitalisierung ihr Versprechen, die Auflösung aller Grenzen im virtuellen Raum, nicht halten können. Denn das Verschwinden von Grenzen sei zunächst keine technische, sondern eine gesamtgesellschaftliche Frage. Dem Gespräch zur Seite gestellt haben wir eindrucksvolle Bilder innereuropäischer Grenzverläufe, die der Fotograf Valerio Vincenzo in seinem Fotoprojekt „Borderline“ festgehalten hat: Die Utopie einer Welt ohne Grenzen, in Vincenzos Bildern manifestiert sie sich.

Unsere aktuelle Ausgabe steckt voller Geschichten aus dem Großen und Kleinen, aus dem Privaten und dem Hochpolitischen. Sie zeigen, wie sehr wir verstrickt sind in das, was wir Globalisierung nennen. Und wie groß die Aufgabe ist, die Irrungen und Wirrungen unseres globalen Wirtschaftssystems neu zu ordnen. Wir haben ein Heft über eine Menschheitsaufgabe gemacht – lassen Sie sich mitreißen von Erzählungen und Berichten über unsere Welt, die gestaltet werden will, die gestaltet werden muss. Wir hoffen, sie haben Lust auf das „große Ganze“!

 

Lesen Sie mehr in der neuen Ausgabe des Greenpeace Magazins 2.18 „Globalisierung“. Diese erhalten Sie ab sofort im Warenhaus, ab dem 16. Februar am Kiosk oder ab 32,50 Euro im Abo. Sie können das Greenpeace Magazin auch in unserer digitalen Version lesen: mit allen Inhalten der Print-Ausgabe, optimiert für Tablet und Smartphone. Viel Inspiration beim Schmökern, Schauen und Ausprobieren!