„Weltsalon“ hat Christina Zech ihr Buch genannt, das an diesem Freitag im Goldegg-Verlag erscheint. Auf dem Buchdeckel prangt eine Weltkugel zwischen Wasser und Feuer, darunter der Untertitel „Zukunftsweisende Konzepte für eine friedliche und ökologisch intakte Welt“. Zu wem aus diesen Worten noch keine Dringlichkeit gesprochen hat, dem verraten spätestens die am Globus züngelnden Flammen: Die Zeit drängt.

„Klimawandel, Flüchtlingskatastrophen, Terroranschläge, Aufkommen autoritärer Regimes, Digitalisierung als Bedrohung – weltweit steht die Menschheit vor enormen Herausforderungen!“, heißt es im Begleittext. Statt sich aber als die Löserin eben jener Probleme zu präsentieren, stellt sich Christina Zech als Salonnière vor.

Salonnières wurden die gebildeten und wohlhabenden Frauen genannt, die im 18. und 19. Jahrhundert zum intellektuellen Austausch luden. Es war das Zeitalter der Aufklärung und die Damen wollten mit ihren Salons dazu beitragen, Ideen rund um Literatur, Musik, Politik und Wissenschaft zu verbreiten und zu diskutieren. Durchaus mit Erfolg: In den Pariser Salons etwa wurde die Grundlage für die Französische Revolution bereitet.

Diese historische Spur habe sie fasziniert, schreibt Christina Zech zu Beginn ihres Buches. Zunächst leitet sie die Entstehung der kulturellen Unterschiede in der Weltgemeinschaft her und geht dabei bis zum Aufkommen der Sprache vor 70.000 Jahren zurück. Das habe den Grundstein für alle großen zwischenmenschlichen Verwerfungen gelegt, bis heute definierten die Menschen sich eher durch ihre Unterschiede als durch ihre Gemeinsamkeiten. In einem Salon könne man „Welten verbinden, Brücken bauen, Kulturen zusammenbringen, einander vorbehaltlos zuhören“, so Zech. Was sie dann schreibt, ist kein hypothetisches Wiederaufleben einer Salon-Diskussionskultur, sondern ein Erfahrungsbericht. Denn seit 2010 lud die Politologin, Musikwissenschaftlerin und Betriebswirtin zu vier „Weltsalons“ in Leipzig, Zürich, Brüssel und Berlin ein, um „neue Formen der weltweiten Kooperation zu entwickeln“. Das vielleicht etwas vollmundige Ziel: Weltfrieden und Wohlstand für alle.

Unter dem Titel „Weltreligion Fußball“ etwa brachte sie 2013 unter anderem den  Literaturwissenschaftler Klaus-Michael Bogdal, den Großneffen des letzten äthiopischen Kaisers Prinz Asfa-Wossen Asserate und Martina Voss-Tecklenburg, Trainerin der schweizerischen Frauenfußball-Nationalmannschaft zusammen. Sie sollten diskutieren, wie sich Weltkulturen mittels des Massenphänomens Fußball annähern können. Unter dem Titel „Neustart Europa“ rief sie zu neuem Schwung für Weiterentwicklung auf und unter der Überschrift „Der Westen und...“ suchte sie nach Ansätzen zur Versöhnung mit dem Islam. Immer kommen die Teilnehmer aus unterschiedlichen Kulturkreisen, immer sucht Zech nach überraschenden Perspektivwechseln.

Mit ihrem Buch „Weltsalon“ gibt Christina Zech Einblicke in diese Diskussionsrunden, hält aber auch ihre eigene Meinung nicht zurück. So vertritt die Autorin etwa die durchaus streitbare Auffassung, es brauche eine Weltregierung: „Ohne eine solche Institution lassen sich die Lebensbedingungen auf diesem Planeten nämlich nicht verbessern – da bin ich mir sicher.“ Man mag ihr also nicht in jedem Detail zustimmen, ihrer zentralen Botschaft aber schon: Überwindet politische und kulturelle Grenzen und redet miteinander, so unvoreingenommen wie möglich.

Besprochenes Buch: „Weltsalon. Zukunftsweisende Konzepte für eine friedliche und ökologisch intakte Welt“, Dr. Chrstina E. Zech, Goldegg-Verlag, 216 Seiten, 22 Euro

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