„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Chinas Regierung bisher nicht über Lippenbekenntnisse hinausgekommen ist – zumindest in Hinblick auf ihre Ziele, die Methan-Emissionen im Land zu reduzieren“, sagt Scot Miller, Erstautor der Studie, die diesen Dienstag im Fachblatt „Nature Communications“ erschienen ist.

Obwohl man in den letzten Jahren eine positive Kehrtwende der chinesischen Regierung in Sachen Klimapolitik erkennen kann, ist das Land immer noch weltweit führend im Ausstoß menschengemachter Treibhausgase – und auch größter Produzent und Konsument von Kohle. So produziert China etwa 72 Prozent seines Stroms in Kohlekraftwerken. Nicht nur gehört die Verbrennung von Steinkohle zu den klimaschädlichsten Methoden der Stromerzeugung, auch der Abbau des Rohstoffs in unterirdischen Minen setzt schädliche Gase frei. Infolge der Minenarbeiten gelangen unterirdische Ansammlungen von Methan in die Atmosphäre und verursachen so etwa 33 Prozent von Chinas gesamtem Methan-Ausstoß.

Methan ist nach Kohlendioxid das Treibhausgas, das am meisten zur Klimaerwärmung beiträgt. Seit 2006 hat sich der weltweite Ausstoß drastisch erhöht. Neben natürlichen Quellen wie Feuchtgebieten entstehen Methan-Emissionen vor allem in der Landwirtschaft und bei der Gewinnung und dem Transport fossiler Brennstoffe wie Kohle und Ergas. Die Lebensdauer von CH4-Molekülen (Methan) in der Atmosphäre ist deutlich kürzer als die von CO2 (Kohlendioxid), allerdings bindet Methan mehr Wärme aus der Sonnenstrahlung und heizt somit die Atmosphäre – zumindest kurzfristig – stärker auf als Kohlendioxid.

Im Rahmen ihrer Klimapolitik hatte sich die chinesische Regierung zum Ziel gesetzt, die Methan-Emissionen zu reduzieren, und dafür zwischen 2006 und 2010 ambitionierte Vorschriften erlassen. Diese sahen vor, das emittierte Methan einzufangen und zum Heizen oder zur Stromerzeugung zu nutzen, sowie das übrige CH4 in CO2 umzuwandeln, da dieses als weniger starkes Treibhausgas als „kleineres Übel" interpretiert wurde. Allerdings hat China dieses Ziel laut aktueller Studienergebnisse verfehlt. „Nachdem die Vorschriften in Kraft getreten sind, sind die Methan-Emissionen in China genauso weitergewachsen wie zuvor. Wir konnten überhaupt keinen Effekt dieser Regulierungen auf die Ausstoßrate von Methangas feststellen“, erklärte Scot Miller dem Greenpeace Magazin.

Der Erstautor der Studie arbeitet an der Johns Hopkins University im US-Bundesstaat Maryland und hat mit einem internationalen Forscherteam Daten des japanischen „Greenhouse Gases Observing“ (GOSAT) Satellit ausgewertet, der den Gehalt von Methan und Kohlendioxid in der Erdatmosphäre aufzeichnet. Die Analyse der Daten ergab, dass die Methan-Emissionen in China, ungeachtet der Vorschriften zur Reduktion, weiter angestiegen sind. „Nach unseren Schätzungen haben sich die Methan-Emissionen in China zwischen 2000 und 2015 sogar um etwa fünfzig Prozent erhöht“, sagt Miller. In diesem Zeitraum ist auch die Kohleförderung in China gewachsen, und zwar um mehr als die Hälfte. Scot Miller weiter: „Das hat massiv zum Anstieg des Methan-Ausstoßes beigetragen.“

Der Hauptgrund für die Wirkungslosigkeit der Maßnahmen ist nach Angaben der Forscher deren mangelhaften Umsetzung. Die Technologie in China, um aus dem Kohleabbau entweichendes Methan aufzufangen, sei häufig veraltet oder nicht auf die speziellen Bedingungen der Bergbauregionen ausgerichtet. So hätten gerade kleinere Bergbaufirmen nicht die notwendige technische Expertise.

„Außerdem braucht man Gaspipelines, um Methan dahin zu bringen, wo es verbrannt und in Strom oder Hitze umgewandelt werden kann. Viele der Kohleminen in China liegen in Bergregionen – weit entfernt von vorhandenen Gasleitungssystemen“, sagt Scot Miller. Deshalb will das Forscherteam nun in seiner nächsten Studie untersuchen, mit welchen Mitteln es China am effektivsten gelingen kann, seine klimafreundlichen Ambitionen umzusetzen – und so seine Klimabilanz nicht nur auf dem Papier zu verbessern.