1. Nachhaltiger Aktivismus in pandemischen Zeiten
Demonstrationen fortsetzen: Auch in Zeiten von Covid-19 kann man sich politisch engagieren, so demonstrieren etwa die Klimaschützer von „Fridays for Future“ seit Beginn der Corona-Krise im Netz und raten den Engagierten weltweit, es ihnen gleich zu tun. Statt wöchentlich auf der Straße zusammenzukommen und von Politik und Gesellschaft einen Wandel zu fordern, trifft man sich nun unter Hashtags im Internet. Unter #NetzstreikFürsKlima #climatestrike #fridaysforfuture #Silentstrike #climatehowl und #digitalstrike finden sich Bilder von Demoschildern und Aktivisten, die weiterhin ihrem Anliegen Gehör verschaffen. Vielleicht lassen Sie sich inspirieren?

Zuhause nachhaltiger gestalten: Neben dem Umwelt- und Klimaschutz da draußen gibt es auch den in den eigenen vier Wänden. Der klingt manchmal ein bisschen unspektakulär, hat es aber in sich: Vielleicht wollten Sie sich schon lange mal darüber informieren, wie viel besser ökologische Suchmaschinen oder nachhaltigere Mailadressenanbieter sind? Oder sich über ökologische Bankanlagen informieren? Oder endlich zu Ökostrom wechseln? Es gibt tausende dieser immer wieder aufgeschobenen Nachhaltigkeitsfragen in unserem Alltag – der von Ausgangsbeschränkungen geprägte Frühling 2020 ist ein guter Zeitpunkt, um ihnen nachzugehen! Vielleicht ist jetzt die Zeit für einen ökologischen Frühjahrsputz, mit selbstgemachten Reinigungsmitteln? Oder nutzen Sie die Gelegenheit, die Natur im Frühling von ihrem Fenster oder ihrem Balkon aus neu zu entdecken: Lernen Sie mithilfe der kostenfreien Seiten und Apps des Naturschutzbundes die häufigsten Gartenvögel oder die Insekten vor ihrem Fenster kennen. Auch falls Sie sich lieber praktisch betätigen wollen, ist das Internet voller hilfreicher Videos und Tutorials für ihre grüne Isolationszeit. Vielleicht nehmen Sie sich in den kommenden Wochen einfach den vielen aussortieren Gegenständen des Alltags an, die nur einer kleinen Reparatur bedürfen: sei es die kaputte Hose oder der wackelnde Stuhl. Jeder reparierte Gegenstand ist ein Beitrag zum Umweltschutz!

Die Anderen nicht vergessen: Viele Menschen sorgen sich in diesen Tagen um sich selbst und ihr nächstes Umfeld: Wie stecke ich mich nicht an? Wie sicher ist mein Job? Wie betreue ich die Kinder? Doch auch in diesen Zeiten sollten wir darüber hinaus die im Sinn behalten, die die Corona-Krise besonders hart treffen wird. Dazu zählen die Geflüchteten an den EU-Außengrenze, Obdachlose, Alte, Kranke. Gerade jetzt ist es wichtig, zusammen zu halten und die Schwächsten in der Gesellschaft zu schützen. Die Petition unter dem Titel #LeaveNoOneBehind richtet sich an die EU-Kommission und die EU-Regierungen und fordert die Evakuierung und Rettung der Menschen aus den überfüllten Flüchtlingslagern; mehr Schutz für Obdachlose und Geflüchtete; humanitäre und finanzielle Unterstützung der besonders betroffenen Gebiete in der EU, wie etwa Griechenland. Auch wenn es nur ein Klick ist: Petitionen wie diese zeigen, dass Empathiefähigkeit und solidarisches Handeln auch aus der Isolation heraus funktionieren können.

Digitale Nachbarschaft pflegen: Viele Menschen sind derzeit freiwillig oder notwendigerweise in häuslicher Quarantäne – um sie mit Lebensmitteln zu versorgen hat sich die Plattform „Quarantänehelden“ gegründet. Dort kann man online sehen, wer in der eigenen Nachbarschaft Unterstützung bei Einkäufen, Botengängen oder Gassigehen mit dem Hund benötigt. Lokal organisierte, solidarische Nachbarschaftsstrukturen in Zeiten der Corona-Krise, finden sich auch in dieser Liste, die über Telegram-Gruppen zur Unterstützung von Menschen einlädt, die einer sogenannten Risikogruppe angehören.

2. Aus der Isolation etwas bewegen
Computerkapazität mit Forschern teilen: Das neuartige Coronavirus stellt viele Bereiche unserer Gesellschaft vor große Herausforderungen, besonders aber die Medizin. Doch auch, wenn Sie kein Forscher sind, können Sie die Wissenschaftler in ihrem Kampf gegen die Pandemie unterstützen: Indem Sie ungenutzte Rechnerkapazität zur Verfügung stellen. Der Schlüssel dazu ist das Computerprojekt „Folding@home“, das Molekulardynamiken simulieren kann. Dabei wird nicht die Rechenleistung eines einzelnen Rechners genutzt, sondern die Leistung auf mehrere Rechner verteilt. Freiwillige können ihre ungenutzten Verarbeitungsressourcen „spenden“, dafür müssen sie auf ihren Computern die Software installieren und können damit im Hintergrund den globalen Kampf gegen das Corona-Virus unterstützen. So einfach kann das manchmal sein.

Gemeinsam nach Lösungen suchen: Wer nicht nur den Computer arbeiten lassen will, den wird vielleicht dieses Angebot ansprechen: Die Bundesregierung hat einen Hackathon ausgerufen. Am vergangenen Wochenende trafen sich Menschen aus verschiedensten Disziplinen – neben Programierern auch Designer, Kreative, engagierte Bürger – die nach Möglichkeiten suchen, um jetzt gemeinsam Lösungen für einige der Probleme in der Corona-Krise zu finden. Der Hackathon dauerte 48 Stunden – doch er soll nur der Startpunkt für einen kontinuierlichen Beteiligungsprozess sein. Wer sich berufen fühlt und Lust am gemeinsamen Problemlösen hat, kann sich auf der Seite der Bundesregierung anmelden.

In andere Galaxien schauen: Manch einer wird angesichts der aktuellen Nachrichtenlage vielleicht etwas Abstand von Covid19-News brauchen. Wer dazu mal einen Blick in andere Galaxien werfen möchte, kann online an wissenschaftlichen Forschungsprojekten mitwirken. Die Forschungsplattform „Zooniverse“ sucht Menschen, die mithelfen supermassive Schwarze Löcher und sternbildende Galaxien zu orten und zu identifizieren. Dafür muss man Bilder von Galaxien anschauen und auswerten – um damit den Computerprogrammen der Forscher unter die Arme zu greifen. Eine schöne Aufgabe für lange Nachmittage in der sozialen Isolation.

3. Ausnahmezustand – aber mit Kultur!
Opern auf die Ohren: Und wer sich vielleicht einfach mal zurücklehnen und sich anderen Dramen als der sich entfaltenden Corona-Krise widmen möchte, der möge sich der sogenannten Hochkultur zuwenden: Einige große Opern- und Konzerthäuser stellen ihre Archive online und ermöglichen es den Zuschauern, vom Sofa aus auf die Bühnen zu schauen, die ja bekanntlich die Welt bedeuten. Die Staatsoper Unter den Linden stellt auf ihrer Seite unter anderem alte Aufführungen von „Tristan und Isolde", „Carmen" und „Medea" zur Verfügung, das Programm wird täglich um 12 Uhr gewechselt und ist 24 Stunden online.

Konzerte gegen den Lagerkoller: Auch die Philharmonie Berlin zeigt online aufgezeichnete Konzerte und nennt diesen Service die „Digital Concert Hall“. Dort kann man sich bis zum 31. März kostenlos registrieren und genießen. Wer stattdessen lieber zu einem Privatkonzert eingeladen werden will, sollte dem Pianisten Igor Levit auf Twitter folgen. Er spielt sonst in den berühmtesten Konzerthäusern der Welt – nun gibt er Konzerte auf dem Flügel in seinem Wohnzimmer. Die Livestreams lassen sich jeden Abend zwischen 18 und 19 Uhr anhören. Und wem in der Heimisolation eher nach zeitgenössischer Musik verlangt, wird vielleicht auf der Plattform „dringeblieben“ fündig: Viele Konzerte sorgen dafür, dass man sich fast wie in einer schöne Bar mit Live-Musik wähnt. Wem das Programm gefällt, der darf sich solidarisch mit Künstlern zeigen und sie finanziell unterstützen: Es geht ein Hut durch die digitalen Zuhörer-Reihen. Und auch die Freunde der elektronischen Musik werden fündig: Ab 19 Uhr wird auf der von Arte gehosteten Seite „UnitedWeStream" ein täglicher Live-Stream aus Berliner Clubs wie dem Watergate, dem Tresor, dem Salon zur Wilden Renate gezeigt, die seit der Stillegung ihrer Betriebe Mitte März nur noch virtuelle Partys veranstalten.

Theater fürs Wohnzimmer: Wer sich eher für Sprechtheater begeistert, wird dieser Tage auf Youtube fündig. Der Account „Bühnenwelt“ versammelt aufgezeichnete Bühnenstücke der deutschsprachigen Theaterlandschaft der vergangenen Jahrzehnte – eine Chance, einige der beeindruckenden Produktionen von Größen wie Peymann oder Thalheimer bequem von Zuhause aus anzuschauen. Darüber hinaus zeigt die Plattform „Spectyou" Aufzeichnungen von aktuellen Theaterstücken und Performances. Noch steckt die Seite in der Beta-Testphase, doch auch dieser Tage lohnt sich der Besuch schon, um auf der Seite zum Beispiel die ausgezeichnete Produktion „Cum-Ex: Eine Recherche zum entfesselten Finanzwesen" zu streamen.

Reisen in Bücherwelten: Und weil der Rückzug in die eigenen vier Wände vielleicht auch bei Ihnen die Liebe zur Literatur neu entfacht, schauen Sie sich doch die digitalen Veranstaltungen des Literaturhaus Berlin an – zum Beispiel den Geburtstag von Hölderlin, mit Lesungen, Hörspielen und Gesprächen. In der ARD-Audiothek können Sie, neben vielen anderem, auch Klassiker und Bestseller als Hörbücher hören: Lassen Sie sich von Erich Maria Remarque in „Die Nacht von Lissabon“ die Fluchtgeschichte eines deutschen Exilanten erzählen oder erkunden Sie die Welt des Antiquariats in Ingo Schulzes aktuellen Roman „Die rechtschaffenen Mörder“ – jetzt ist endlich mal die Zeit dafür!