Liebe Leserinnen und Leser,

schon lange vor Beginn der industriellen Revolution, die gemeinhin als Startpunkt für unser sich erwärmendes Klima gilt, setzten die Menschen auf Wachstum: Wie faz.net berichtet, haben Archäologen im Nordirak jetzt die Überreste einer rund 2.700 Jahre alten „Weinfabrik von industriellem Ausmaß“ gefunden. Laut Ausgrabungsleiter Daniele Morandi Bonacossi handelt es sich dabei um vierzehn Anlagen „mit denen die Trauben gepresst und der Saft gewonnen wurde, der dann zu Wein verarbeitet wurde.“

Einen anderen Weg als seine Kollegen aus dem Altertum geht Andreas Dilger – wir porträtieren den Bio-Winzer in unserem Magazin. Statt auf Massenproduktion setzt Dilger auf „eine Verbindung zwischen ländlichem Weinbau und städtischem Leben“. Seit 2020 betreibt er sein Unternehmen als Solidarische Landwirtschaft. Wer mit 50 Euro monatlich einen Anteil erwirbt, erhält im Gegenzug jeden Monat sechs Flaschen Wein aus umweltschonender Herstellung. Inzwischen gibt es zwei solidarische Weinberge mit insgesamt 150 Mitgliedern; ein dritter ist in Planung.

Berauscht von so viel Nachhaltigkeit leiten wir über in die Presseschau zum Dienstag – los geht’s!

CO2-Gehalt in der Luft auf Höchstwert

Bericht, 3 Minuten Lesezeit

Die Konzentration des Treibhausgases CO2 in der Atmosphäre hat im Jahr 2020 einen neuen Höchstwert erreicht. Der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr sei sogar noch höher ausgefallen als die durchschnittliche Zunahme in den vergangenen zehn Jahren, heißt es in einem Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO). Er erscheint wenige Tage vor Beginn der UN-Klimakonferenz COP26 in Schottland, auf der sich die Weltgemeinschaft auf schärfere Maßnahmen zum Klimaschutz einigen will. Die Corona-Krise hatte dem Bericht zufolge keinen bedeutenden Emissionsrückgang zur Folge. Der Wirtschaftsabschwung durch die Pandemie habe lediglich vorübergehend die Neuemissionen reduziert, aber „keine erkennbaren Auswirkungen“ auf die Menge und die Zunahme der Treibhausgase in der Atmosphäre gehabt. Es berichtet Zeit Online

Warum die EU-Länder wegen der steigenden Energiepreise streiten

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Vergangene Woche haben die Staats- und Regierungschefs der EU bei ihrem Gipfel mehr als vier Stunden lang über die rasant steigenden Strom- und Gaspreise diskutiert – nun tauschten sich die für Energie zuständigen Minister und Staatssekretäre über das heikle Thema aus. Ein Konsens oder gar Beschlüsse von Gegenmaßnahmen sind nicht zu erwarten, denn dafür gibt es zu tiefe Gräben. Deutschland gehört mit Österreich, den Niederlanden, Luxemburg, Irland, Finnland, Dänemark, Estland und Litauen zum Lager jener Staaten, deren Regierungen zu Besonnenheit mahnen und Reformen des Strom- und Gasmarkts ablehnen. Doch genau das fordert eine andere Gruppe von Regierungen: Spanien, Frankreich, Griechenland, Tschechien und Rumänien sprechen sich in einem Positionspapier für gemeinsame Gasbestellungen und Regeländerungen beim Strommarkt aus. Die Hintergründe erklärt sueddeutsche.de

KI in der Binnenschifffahrt

Hintergrund, 8 Minuten Lesezeit

Von selbstfahrenden Binnenschiffen versprechen sich Fachleute zahlreiche Vorteile: Sie könnten die Kosten drücken, weil Personal gespart wird – zumal es in der überalterten Branche immer schwieriger wird, Nachwuchs zu finden. Und sie könnten mehr Transporte aufs Wasser holen und so die verstopften Straßen entlasten, insbesondere in Städten wie Berlin, Amsterdam, London oder Paris. Der Wissenschaftler Christian Masilge von der Schiffbau-Versuchsanstalt Potsdam (SVA) denkt etwa an Paketdienste, die ein beständig wachsendes Aufkommen verzeichnen. „Eine Untersuchung der TU Berlin hat den Aktionsradius von Fahrradtransporten mit dem vorhandenen Kanalnetz abgeglichen“, berichtet Masilge. Demnach sind viele Adressen auf diesem Weg erreichbar. „Es wäre illusorisch, damit den LKW-Verkehr in die Stadt ersetzen zu wollen“, sagt er dem Spektrum Magazin. „Aber wenn wir ein paar Fahrten umlenken können und so die Straßen entlasten, wäre schon etwas gewonnen“

Tausendsassa Wald

Interview, 3 Minuten Lesezeit

Der Wald ist so etwas wie ein Tausendsassa: Er liefert Baumaterial, Industriegrundstoffe und Energieträger. Nebenbei ist er Erholungsraum, Ökosystem und Hoffnungsträger fürs Klima. Wie sich das alles ausgeht, erklärt Daniela Kleinschmit, Professorin für Forst- und Umweltpolitik, im Standard. Kleinschmit sagt: „Der Wald hat schon immer verschiedenste Funktionen erfüllt, zu denen auch die Lieferung von Rohstoffen gehört. Mit dem Klimawandel kam nun ein großes Thema hinzu. Auf der einen Seite muss sich die Waldwirtschaft anpassen. Sturmschäden, Dürre und Borkenkäferbefall zeigen, dass der Status quo nicht bleiben kann. Gleichzeitig wird der Wald in seiner Rolle als CO2-Senke auch als Klimawandellösung gehandelt. In den letzten Jahrzehnten ist zudem die Idee der Bioökonomie aufgekommen, in der der Wald als Biomasselieferant eine große Rolle spielt. Die Ansprüche sind also gestiegen“

Zukunftsforscher: „Der Infarkt ist schon da“

Podcast, 33 Minuten Laufzeit

Unwetter, Hochwasser, Artensterben: Die Klimakrise führt uns als Gesellschaft vor Augen, dass wir mit Endlichkeitsproblemen zu tun haben. Gleichzeitig hat unsere Kultur kein Konzept vom Aufhören, meint der Soziologe und Zukunftsforscher Harald Welzer. Deswegen verändern wir weder unsere Lebens- noch unsere Wirtschaftsweise, obwohl das dringend nötig wäre. Was also tun? Unter anderem darüber spricht Freitag-Redakteur Pepe Egger mit Welzer. Es geht um die Lebenslüge unserer Gegenwart, die absurde Sehnsucht nach immer mehr Wachstum und den Groll, den Welzer gegen die Wirtschaftswissenschaften hegt

Rebellion im Regenwald

Multimedia-Reportage, 14 Minuten Lesezeit

Der Regenwald der Demokratischen Republik Kongo gehört zu den wichtigsten Ökosystemen der Welt. Doch internationale Holzfirmen schlagen illegal Bäume. Die Einheimischen wehren sich – mit Erfolg: Viele Bewohner organisieren sich im Kampf gegen die Konzerne – und Naturschutzorganisationen unterstützen sie dabei. Einige Gemeinden haben ihr Gebiet als Gemeinschaftswald sogar bereits unter Schutz stellen lassen. So meint Nadiana Bekombe aus dem Dorf Inganda: „Die industriellen Holzfirmen sollen im Ort nie wieder aufschlagen.“ Sie würden die Einwohnerinnen und Einwohner nicht am Wohlstand teilhaben lassen. Wie Indigene Schritt für Schritt die Kontrolle über ihren Wald zurückerobern – auch mithilfe moderner Technik – dokumentiert eine lesenswerte Multimedia-Reportage von Spiegel Online