Liebe Leserinnen und Leser,

nun hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sie also ausgerufen, die zweite von insgesamt drei Eskalationsstufen im sogenannten „Notfallplan Gas“. Übersetzt bedeutet dies, dass eine Störung der Gasversorgung oder eine außergewöhnlich hohe Nachfrage nach Gas vorliegt, die zu einer erheblichen Verschlechterung der Gasversorgungslage führt. Zwar sei die Versorgungssicherheit gewährleistet, die Lage aber „angespannt“, heißt es aus dem Ministerium. „Gas ist von nun an ein knappes Gut“, so Habeck.

Bereits seit einigen Tagen drosselt Gazprom die Zuleitung nach Deutschland erheblich. Es ist unklar, wie es in den kommenden Wochen weitergeht – und wie die Bundesregierung die drohende Energielücke schließen will. Dass die Knappheit uns nun aber dazu zwingt, Braunkohlekraftwerke länger laufen zu lassen, bezeichnet Kasten Smid als „Quatsch!“. Der Greenpeace-Energieexperte findet: „Wir brauchen weder Braunkohle noch Atomstrom, um der Gasknappheit zu begegnen. Sondern Sparen und den schnellen Ausbau von erneuerbaren Energien. 

Das ganze Interview zum Sinn und Unsinn der aktuellen energiepolitischen Debatte können Sie hier nachlesen. Wir legen los mit der Presseschau zum Freitag und wünschen – trotz allem – ein unaufgeregtes Wochenende. Los geht’s!

Schutz von indigenen Völkern: Zahnloses Abkommen?

Analyse, 2 Minuten Lesezeit

Gestern ist in Deutschland die Konvention zum Schutz der Rechte indigener Völker der internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Kraft getreten. Deutschland verpflichtet sich damit unter anderem dazu, sicherzustellen, dass indigene Gemeinschaften in Bauprojekte einbezogen werden, die ihre Gebiete betreffen. Als Industrienation ist die Bundesrepublik in Menschenrechtsverletzungen an indigenen Gruppen verstrickt. Jüngstes Beispiel ist die Einfuhr kolumbianischer Schwarzkohle, die überwiegend auf von Indigenen bewohnten Gebieten abgebaut wird. Ob sich durch die Ratifizierung Deutschlands nun aber tatsächlich etwas ändert, ist offen. „Für den Schutz indigener Völker bleibt der jeweilige Staat zuständig, in dem das betroffene Volk lebt“, erklärte eine Sprecherin des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Auch Gesetze, die private Unternehmen stärker in die Pflicht nehmen, sind laut Ministerium nicht geplant – und sie seien auch nicht notwendig. Hintergründe hat taz.de

EU-Importe von Froschschenkeln bedrohen Bestände in Asien

Hintergrund, 2 Minuten Lesezeit

Der Appetit mancher Europäer auf Froschschenkel bedroht ganze Bestände in den Herkunftsländern Asiens und Südosteuropas. „Den meisten Fröschen trennt man die Schenkel mit Axt oder Schere im Akkord ab – ohne Betäubung. Die obere Hälfte wird sterbend entsorgt, die Beine werden gehäutet und für den Export tiefgefroren“, sagte Sandra Altherr von der Artenschutzorganisation Pro Wildlife. Ein gemeinsam mit französischen Kollegen von Robin des Bois erstellter Bericht mit dem Titel „Deadly Dish“ wurde gestern vorgestellt. Demnach importiert die Europäische Union jährlich etwa 4.070 Tonnen Froschschenkel – das entspricht bis zu 200 Millionen Fröschen. Damit sei die EU der weltweit größte Importeur. Die Schenkel werden besonders gerne in Frankreich verspeist, aber auch Belgien und Holland sind größere Abnehmerländer. Sie finden sich auch in Deutschland immer wieder auf den Speisekarten vor allem französischer Restaurants. Details hat das Hamburger Abendblatt

Wie Dürren entstehen

Hintergrund, 4 Minuten Lesezeit

In Italien herrscht derzeit eine Rekorddürre; durch den Klimawandel werden in Europa und auch in Deutschland in Zukunft häufiger Trockenperioden auftreten. Von einer Dürre spricht man, wenn in einer Region ein Wassermangel vorliegt und es dort trockener ist als normalerweise. Entstehen kann eine Dürre, wenn weniger Niederschlag fällt als sonst oder durch höhere Temperaturen oder Wind mehr Wasser als üblich verdunstet. Entscheidend ist dabei eine Veränderung der Feuchtigkeit. So würde man in Wüstenregionen nicht automatisch von einer Dürre sprechen, wenn diese gleichbleibend trocken sind, sondern erst dann, wenn dort größere Trockenheit vorherrscht als üblich. Entsprechend ihrer Dauer und Auswirkungen werden verschiedene Arten von Dürre unterschieden. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland liefert mehr Informationen zum Thema

Das geheime Leben unserer Hautmilben

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

In den Poren unserer Haut leben winzige Milben (Demodex folliculorum), die sich von unserem Hauttalg ernähren und die Follikel so „ausputzen“. Jetzt enthüllt eine umfassende DNA-Analyse mehr zur Lebensweise, Genetik und Evolution unserer winzigen Mitbewohner. Für ihre Studie sequenzierten Gilbert Smith von der Bangor University in Wales und seine Kollegen das Erbgut von 250 auf verschiedenen Testpersonen gefundenen Demodex-Milben, auch als kleine Haarbalgmilbe bekannt. „Aufgrund (der) engen und dauerhaften Verbindung zum Menschen hat die Milbe enorm an Größe und zahlreiche Gene verloren“, erklärt Koautor Alejandro Manzano Marin von der Universität Wien. So praktisch all diese Einsparungen auch scheinen – für die Haarbalgmilbe könnten sie zur fatalen Sackgasse werden. Denn sie hat sich inzwischen so stark an das Leben auf und in uns angepasst, dass sie ohne uns kaum noch lebensfähig ist. Hinzu kommt, dass sich unsere persönliche Milbenpopulation aus jeweils nur wenigen Gründungstieren entwickelt – und daher stark von Inzucht geprägt ist. Es berichtet scinexx

Vogelnester: Erstaunliche Ingenieurleistungen

Hintergrund, 12 Minuten Lesezeit

Vogelnester findet man auf der ganzen Welt – von der Arktis bis in die Tropen. Sie sind mal mehr, mal weniger kompliziert gebaut und so charakteristisch, dass man Vogelart und Nest immer sicher zuordnen kann. Die größten Nester bauen Adler und die kleinsten die Kolibris, deren Nester nicht größer als eine Walnussschale sind. Lange Zeit ging man davon aus, dass der Nestbau eine angeborene Fähigkeit ist. Heute sehen die Wissenschaftler das ein bisschen differenzierter. So können Vögel wohl aus ihren eigenen Erfahrungen beim Nestbau wie auch aus der Beobachtung von Artgenossen beim Bauen lernen. Dieses soziale Lernen ermöglicht es einem Tier, Informationen zu gewinnen, ohne sich auf kostspieliges Trial-and-Error-Lernen einzulassen. Aber wie bauen die Vögel, und woher wissen sie, wie und wo sie das machen können? Und wieso variieren Nestdesign und Materialien derartig – von Felsspalten bis hin zu meterhohen Bruthügeln? Mit diesen Fragen hat sich das Spektrum Magazin beschäftigt

Die Insel der Walrosse

Reportage, 3 Minuten Lesezeit

Round Island ist eine der sieben zerklüfteten Inseln in der Bristol Bay, die das staatliche Schutzgebiet Walrus Islands in Alaska bilden. Seit Jahrtausenden ist die Insel im Sommer ein wichtiger Ruheplatz für Tausende von Bullen, die sich nach der Paarungszeit an den Ufern erholen. Das indigene Volk der Yupik, das hier lange auf nachhaltige Art Pazifische Walrosse jagte, nennt die Insel Qayassiq: „Ort, zu dem man mit dem Kajak fährt.“ Anfang des 20. Jahrhunderts begannnen kommerzielle Jäger, die Population zu dezimieren. Als 1960 das Schutzgebiet eingerichtet und die Jagd verboten wurde, war Round Island eines der letzten Reviere für Walrosse in Nordamerika. Auch wenn erwachsene Tiere mehr als eine Tonne wiegen, sind sie sehr empfindlich. Wird ein Ort zu häufig gestört, können die Walrosse ihn ganz verlassen. Round Island ist dank des Schutzgebiets eine saisonale Heimat für Walrosse geblieben. National Geographic hat die Tiere vor Ort beobachtet