Liebe Leserinnen und Leser,

die Klimakrise trifft nicht alle Menschen gleich, doch nicht alle  Ungerechtigkeiten sind offensichtlich – etwa, dass Frauen übermäßig von der Erderhitzung betroffen sind. So auch Agnes Mposwa aus Malawi: Als sie 14 Jahre alt war, änderte sich mit dem Klima ihr Leben. Die lang anhaltende Dürre zerstörte die Tabakfelder ihrer Eltern; der Schulbesuch aller acht Kinder war nicht länger finanzierbar. Agnes durfte nur in die Grundschule, dann war Schluss. Der einzige Ausweg: einen Mann heiraten, der hoffentlich für ihre Bildung bezahlen würde. Heute – mit 15 – hat Agnes eine vier Monate alte Tochter. In die Schule geht sie nicht.

Agnes‘ Schicksal ist kein Einzelfall: Viele Mädchen werden in Ländern wie Malawi oder Mosambik minderjährig verheiratet. Der Klimawandel ist ein Treiber dieser Praxis. Malawi, eins der ärmsten Länder der Welt, stand zuletzt auf Platz fünf der am stärksten von Extremwetter betroffenen Nationen. Der Klimawandel ist dort wie ein Brennglas, das sämtliche Ungerechtigkeiten der Welt in den Fokus rückt und weiter befeuert.

Die Lösung liegt nahe, argumentiert unsere Autorin Teresa Kraft der neuen Ausgabe unseres Magazins: den Klimaschutz und Gleichberechtigung gemeinsam voranbringen. Mit diesem Lesetipp verabschieden wir uns ins Wochenende – und natürlich mit unserer Presseschau!

Hungertreiber Klimawandel

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Kriege, Klimakrise und die Coronapandemie führen dazu, dass immer mehr Menschen hungern müssen. Wie aus dem am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Welthungerindex 2021 der Welthungerhilfe hervorgeht, waren im vergangenen Jahr 155 Millionen Menschen überwiegend in Konfliktregionen von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen – fast 20 Millionen Menschen mehr als im Jahr 2019. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sprach von einem „unglaublichen Skandal“. „Hunger ist Mord, denn wir haben das Wissen und die Technologie, alle Menschen satt zu machen“, betonte er. Der neue Welthungerindex untersucht die Ernährungslage in 128 Ländern. Ihm zufolge drohten 2020 knapp 30 Menschen zu verhungern. Das internationale Ziel, den Hunger in der Welt bis 2030 zu besiegen, werde nicht erreicht, wenn die Menschheit weitermache wie bisher, heißt es bei taz.de

Wissenschaftler fordern „Neustart“ bei der Energiewende

Radiobeitrag, 7 Minuten Laufzeit

Mehrere Wissenschaftler fordern die künftige Bundesregierung in einem Papier zum „Neustart“ bei der Energiewende auf. Die Politik müsse konsequent von erneuerbaren Energien aus gedacht werden, sagte Mitverfasser Dirk Uwe Sauer im Deutschlandfunk. Das könne nicht zum Nachteil für Gesellschaft und Wirtschaft insgesamt sein. Es müsse nun von den erneuerbaren Energien her gedacht werden, statt sie wie bisher nur in das bestehende System zu integrieren. Strom müsse als die primäre Energiequelle angesehen werden. Das Endprodukt Strom sei heute durch viele Abgaben und Steuern so teuer, dass es sich oftmals gar nicht rechne – das müsse sich ändern. Der Appell sei aber auch ein optimistischer, so Sauer. Deutschland sei für einen Neustart in der Energiewende gut vorbereitet; es gebe ein gut gefülltes Portfolio von Technologien, die jetzt ausgerollt werden könnten

Wildtiermärkte boomen wieder

Reportage, 8 Minuten Lesezeit

Mit der Coronapandemie sind auch Zoonosen wieder in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, also Krankheiten, die den Sprung vom Tier auf den Menschen schaffen. Wildtiermärkte spielen hierbei eine wichtige Rolle – so auch der Belén-Markt in Peru. Der kritische Handelsknoten im Amazonasgebiet war klarer Treiber des dortigen Pandemiegeschehens: 99 von 100 getesteten Händler waren im Mai 2020 mit dem Coronavirus infiziert. Um weitere Ansteckungen zu verhindern, machte die lokale Regierung knapp 2.500 Stände dem Erdboden gleich. Doch inzwischen floriert der Handel wieder – das hat vor allem mit den prekären Lebensumständen zu tun. Die Jagd auf Wildtiere gehört zur Kultur indigener Völker und ist somit legal, der Verkauf auf Märkten ist es jedoch nicht. Dennoch landen viele Tiere bei den Händlern in Belén. Neben dem Fleisch werden auch  lebendige Tiere zur Haltung verkauft. Zum Inventar zählen Gelbfußschildkröten, Jaguarzähne, Faultierkrallen und sogar Delfingenitalien. Die ganze Reportage hat National Geographic

Insektenvielfalt leidet unter Landwirtschaft am meisten

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Das Insektensterben hält an, aber noch immer ist sich die Wissenschaft uneins, was der Haupttreiber ist: die Zerstörung der Lebensräume? Pestizide? Oder doch der Klimawandel? Ein bayerisches Forscherteam um Johannes Uhler vom Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie der Universität Würzburg hat zur Beantwortung dieser Fragen nun ganz Bayern in den Blick genommen – von Unterfranken bis Oberbayern, vom Tiefland bis zu den Alpen. Das ermöglichte erstmals, die Auswirkungen des Klimas und der Landnutzung in Mitteleuropa getrennt zu betrachten. Das Ergebnis ist nun im Fachblatt „Nature Communications“ erschienen: Am wenigsten Insekten gab es demnach in den Städten – zumindest was die Anzahl der Tiere betrifft. Dort fand sich 42 Prozent weniger Biomasse als in naturnahen Lebensräumen wie Wäldern. Die Verstädterung erklären die Autoren deshalb zu einem Schlüsselfaktor für den Insektenschwund, wie sueddeutsche.de berichtet

Der Preis jahrelanger Untätigkeit

Kommentar, 3 Minuten Lesezeit

Klimapolitische Maßnahmen sind nicht der Grund für die aktuell rasant steigenden Strom- und Gaspreise. Es ist die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen, schreibt Jutta Paulus in einem Gastbeitrag für den Freitag. Die Grünen/EFA-Abgeordnete im Europaparlament resümiert: „Für viele Menschen in Europa sind die aktuellen Preisentwicklungen ein massives Problem, unabhängig von der Ursache. Ein warmes Zuhause und elektrischer Strom sind Grundbedürfnisse. Deshalb sind kurzfristige, direkte Maßnahmen zur Unterstützung einkommensschwacher Haushalte unabdingbar. Da Sozialpolitik eine nationalstaatliche Kompetenz ist, liegt der Ball zunächst bei den EU-Mitgliedstaaten. Doch die Europäische Union kann ihnen kurz- und mittelfristig unter die Arme greifen“

Vielfalt schützt Vielfalt

Kommentar, 2 Minuten Lesezeit

Wissenschaftler rund um den Globus haben untersucht, welche Bedeutung es hat, bei Forschungen zum Erhalt von Biodiversität nicht englische Studien zu berücksichtigen. Fazit: Vermutlich verpasst man einiges, wenn man die englischsprachige Publikationswelt nicht verlässt. Ein Drittel der Studien über den Erhalt der Biodiversität erscheint in anderen Sprachen. Doch der Artenschutz beschränkt sich nicht auf die akademische Welt oder die politische, die sich derzeit in China zum UN-Biodiversitätskongress trifft, kommentiert Hans Christoph Böhringer bei faz.net: „Es geht um viel mehr als nur um die englischsprachige Welt. Die verbleibenden Sprachbarrieren sollten also nicht als Aufgabe begriffen werden, Englisch noch energischer als Wissenschaftssprache durchzusetzen. Die Vielfalt der Sprachen in der Wissenschaft zu unterdrücken, wenn es um Artenvielfalt geht, wäre zu kurz gedacht, besonders weil man damit die lokale Forschung in vielen Teilen der Welt erschweren würde“