Liebe Leserinnen und Leser,

die Liste der ausgestorbenen Tierarten ist lang: Der World Wide Fund for Nature (WWF) geht davon aus, dass die Menschheit – direkt und indirekt – allein seit 1970 rund 60 Prozent aller Säugetiere, Vögel, Fische und Reptilien ausgerottet hat. Schon etwas länger auf dieser Liste steht der Dodo – eine der vielen Folgen europäischer Kolonialherrschaft. Der ursprünglich auf Mauritius im Indischen Ozean beheimatete Vogel gilt schon seit 1690 als ausgestorben und wurde seitdem gewissermaßen zum Paradebeispiel für den Artenschwund. „Dead as a dodo“ ist im Englischen ein stehender Begriff.

Jetzt soll der etwa ein Meter große und bis zu 20 Kilogramm schwere „Celebrity“ zurück unter die Lebenden geholt werden – zumindest, wenn das mit viel Risikokapital ausgestattete Start-up Colossal Biosciences erfolgreich ist. Die DNA des Dodos gibt es nämlich noch. Wie das Spektrum Magazin berichtet, ist das Vorhaben in der Wissenschaft jedoch hochumstritten. So stellten sich selbst bei erfolgreicher Klonung etliche Fragen, vor allem bezüglich der Sozialisierung des Tieres. „Es gibt niemanden, der dem Dodo beibringt, wie man ein Dodo ist“, erklärt Mikkel Sinding, Paläogenomiker der Universität Kopenhagen. „De-extinction“, wie es im Fachjargon heißt, sei so gesehen eine falsche Bezeichnung. Den Dodo bringe niemand zurück, sondern höchstens einen Vogel mit Dodo-Genom.

Wir fragen uns, ob sich das Geld nicht auch sinnvoller investieren ließe – zum Beispiel in den Schutz der geschätzt etwa eine Million Tier- und Pflanzenarten, die derzeit vom Aussterben bedroht sind. Die Meldungen zum Wochenende gibt es jetzt. Bis Montag!

Kleinste Süßwasseralge der Welt identifiziert

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Winzig, aber oho: Eine in einem Aquarium entdeckte Grünalge hat sich als die kleinste Süßwasseralge der Welt entpuppt. Die rund einen Mikrometer kleinen Zellen wurden von Shoichi Kato von der Universität Tokio und seinen Kollegen entdeckt. Sie enthalten nur ein Mitochondrium und einen Chloroplasten – schon dies ist für Pflanzen ungewöhnlich. Zudem ist die DNA dieser Alge nur 15,8 Millionen Basenpaare lang und damit kürzer als bei allen bisher bekannten Süßwasseralgen. Dennoch betreibt die Medakamo hakoo getaufte Mikroalge eine effiziente Fotosynthese. „Dank dieser Studie wissen wir nun mehr darüber, wie viele Gene ein Organismus als Minimum benötigt, um zu überleben und in verschiedenen Umgebungen zu gedeihen“, erklärt Katos Kollege Sachihiro Matsunaga laut scinexx

Klimaschädlicher Torfabbau in Irland

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Die Torfstecherei spielt in der irischen Tradition und Kultur eine wichtige Rolle. Lange war das ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Noch in den 1960er-Jahren lieferten Torfkraftwerke 40 Prozent des Stroms. Für das Klima und die Umwelt war und ist das ein Riesenproblem: Ein Torffeuer ist die schädlichste legale Art zu heizen. Um zu verstehen, warum sich Irland trotzdem so schwer mit dem Abschied von der energetischen Nutzung tut, lohnt ein Blick in die Historie. Die Arbeit in den Torfgruben wird von vielen Menschen als Teil der irischen Identität begriffen und in Gedichten und Liedern besungen. Um eine Revolte zu vermeiden, hat man sich 2022 auf einen Kompromiss geeinigt. Haushalte auf dem Land dürfen weiterhin Torf stechen, ihn verbrennen und in kleinen Mengen auch an Nachbarn verkaufen. Es berichtet taz.de

Klimaflüchtlinge: Zu arm, um zu gehen?

Hintergrund, 2 Minuten Lesezeit

In vielen Regionen der Erde trägt der Klimawandel zu einer Verschlechterung der Lebensbedingungen der Menschen bei. Gängigen Prognosen zufolge könnte dies zu wachsenden Migrationsströmen führen. Doch jetzt enthüllt eine Studie, dass auch das Umgekehrte gelten kann: Gerade in den ärmsten Ländern verringert die Klimakrise die Einkommen so stark, dass den Menschen dort die Mittel für das Auswandern fehlen. Sie bleiben daher trotz Not meist in ihrem Land. „Bemerkenswerterweise gibt es kaum verstärkte Migration zwischen Afrika und Europa oder zwischen Süd- und Südostasien und Europa, Nordamerika und Ozeanien“, berichten Albano Rikani und seine Kollegen vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Hintergründe liefert natur.de

Blaues Licht zerstört die Nacht

Radiobeitrag, 3 Minuten Laufzeit

Pro Jahr nimmt die beleuchtete Fläche auf der Erde um mehr als zwei Prozent zu, wie Daten des US-Wettersatelliten Suomi NPP aus den letzten zehn Jahren zeigen. Der hat ein Messinstrument an Bord, das die nächtliche Helligkeit auf der Erde misst. In den letzten Jahren wurden zudem die beleuchteten Gebiete immer heller, wie aus dem All zu messen ist. Eine Ursache sind die preisgünstigen LED-Lampen. Weil LEDs viel weniger Strom verbrauchen als die einst üblichen Lampen, gibt es nun oft mehr Licht als vorher. Das schadet Pflanzen und Tieren, der menschlichen Gesundheit und es überstrahlt das Leuchten von Sternen und Planeten. Das Leben auf der Erde ist dunkle Nächte gewöhnt – Licht in der Nacht ist ein Stressfaktor, der erst im letzten Jahrhundert hinzugekommen ist. Mehr zum Thema gibt es beim Deutschlandfunk

Wie Verwitterung das Klima mit reguliert

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Seit Milliarden von Jahren hält eine Art geologisches Thermostat das Erdklima in einem relativ stabilen Gleichgewicht: Im Lauf der Zeit haben Vulkanausbrüche gewaltige Mengen Kohlendioxid (CO₂) in die Atmosphäre gepumpt und so deutliche Anstiege der Temperatur ausgelöst. Die Erwärmung förderte aber auch Verwitterungsprozesse, bei denen freigelegtes Gestein der Atmosphäre CO₂ entzog. Die Erde kühlte wieder ab; die Verwitterung ließ nach. Im Fachblatt „Science“ ermittelt ein US-Forschungsteam nun, wie stark Verwitterungsprozesse von der Temperatur abhängig sind. Generell sei die natürliche Verwitterung viel zu langsam, um den gewaltigen menschengemachten Ausstoß von CO₂ auszugleichen, heißt es in der Studie. Dennoch könnte eine absichtliche Steigerung helfen. Details hat der Tagesspiegel

Alarmismus, Klima und Markus Lanz

Kommentar, 3 Minuten Lesezeit

Markus Lanz ist der ganze Klima-Diskurs zu apokalyptisch. In ihrem Podcast widmen sich der TV-Moderator und Richard David Precht dem Klima-Alarmismus. Dazu kommentiert David Zauner bei den klimareportern°: „Egal, ob die Kommunikation nun alarmistisch ist oder nicht: Die Realität des Klimawandels ist furchteinflößend. Ist es also kontraproduktiv, die Faktenlage so darzustellen, wie sie ist? Wirkt das lähmend und überfordernd und hemmt den überfälligen gesellschaftlichen Wandel? Nein, sagt Sozialpsychologe Fritsche. Früher sei man zwar davon ausgegangen, aber jüngere Studien zeigten, dass die Handlungsreaktion eher zunimmt, wenn mehr Furcht kommuniziert wird. Allerdings nur dann, wenn auch parallel Lösungen aufgezeigt werden. Eine erfolgreiche Klima-Kommunikation muss deshalb die wissenschaftlichen Fakten vermitteln und zeigen, was man gegen den Klimawandel tun kann“