Liebe Leserinnen und Leser,

erst Tomatensuppe für Vincent van Gogh in London, jetzt Kartoffelbrei für Claude Monet in Potsdam: Am Sonntag bewarfen zwei Aktivisten der „Letzten Generation“ das im Barberini ausgestellte „Meules“ und klebten sich anschließend daneben fest, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Wert bei der Sotheby’s-Versteigerung im Jahr 2019: knapp 111 Millionen Euro und damit das teuerste je verkaufte Gemälde des französischen Impressionisten. Beschädigt wurde es allerdings nicht – es war mit einer Glasscheibe gesichert. Bei Twitter reihte Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) sich dennoch in den allgemeinen Konsens ein: Das sei „Kulturbarbarei“, keine politische Meinungsäußerung.

Dem widerspricht Kulturredakteurin Aja Romano von Vox. Sie findet: Weil die Kunstwerke in beiden Fällen unbeschädigt blieben, könnte es sich sogar um den „besten Protest aller Zeiten“ handeln. Sie werde jedenfalls noch lange an die Aktionen denken. Kunst habe natürlich kulturellen Wert, sei gar unentbehrlich für eine funktionierende Zivilisation. Genau deshalb sei die Botschaft, dass den Gemälden etwas hätte passieren können, es aber nicht tat, so wichtig: Verlust abzuwenden sei schließlich auch ein zentraler Gedanke des Klimaschutzes.

Wir starten in den Dienstag und wünschen angenehme Lektüre unserer Presseschau. Los geht’s!

EU beschließt neue Grenzwerte für gefährliche Chemikalien

Meldung, 1 Minute Lesezeit

Die EU-Staaten haben sich auf neue Grenzwerte für besonders schädliche Chemikalien in Abfällen geeinigt. Konkret geht es um sogenannte persistente organische Schadstoffe (POP), wie der Rat der Mitgliedstaaten mitteilte. Materialien, die zu große Mengen davon enthalten, dürften künftig nicht mehr recycelt werden. Nach Angaben der Europäischen Kommission werden POP eigentlich nicht mehr in neuen Produkten verwendet, kommen im Rahmen der Kreislaufwirtschaft aber weiter vor. Sie können zum Beispiel noch im Abfall von wasserdichten Textilien, Möbeln und Elektronik nachgewiesen werden. Für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft müsse ihr Vorkommen daher beschränkt werden, berichtet Zeit Online

Antarktis-Konferenz im tasmanischen Hobart gestartet

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Es geht wieder um die Zukunft des Südpolarmeers: Mehr als zwei Dutzend Länder der Welt besprechen sich dazu in den kommenden zwei Wochen. Im tasmanischen Hobart hat die 41. Konferenz der Antarktis-Kommission CCAMLR begonnen – Umweltschützer aus aller Welt fordern wegen der vielen Gefahren für das fragile Ökosystem dringend die Ausweisung neuer Meeresschutzgebiete in der Region sowie strengere Auflagen für die Krillfischerei. In der ersten Konferenzwoche tagt zunächst der wissenschaftliche Ausschuss und berät zu den anstehenden Themen. Aus den Ergebnissen gibt dieser seine Empfehlung für das Kommissionstreffen in der zweiten Woche ab, heißt es bei Spiegel Online

Wie Insekten die Luft aufladen

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Unsere Atmosphäre ist von unsichtbaren elektrischen Feldern durchzogen – sie entstehen durch Gewitter, Wolken oder auch bei Vulkanausbrüchen und Staubstürmen. Doch wie Wissenschaftler nun entdeckt haben, können auch Insektenschwärme die Luft elektrisch aufladen. Ihren Messungen zufolge entsteht beispielsweise in Bienenschwärmen ein Potenzialgradient von 100 bis 1.000 Volt pro Meter. Große Heuschreckenschwärme können sogar die Luft ähnlich stark und großflächig aufladen wie meteorologische Ereignisse. Nach Ansicht der Forscher zeigt dies, dass solche elektrischen Felder nicht nur durch rein physikalische Einflüsse, sondern auch durch biologische Lebensformen und ihr Verhalten entstehen können. Hintergründe liefert wissenschaft.de

„Die kostenlose CO₂-Party muss ein Ende haben“

Interview, 3 Minuten Lesezeit

Einen „europäischen Doppel-Wumms“, der die Klima- und Energiekrise gleichermaßen löst, fordert der grüne EU-Abgeordnete Michael Bloss im Interview mit klimareporter°. Um in Deutschland den CO2-Mehrausstoß durch das Wiederanfahren von Kohlekraftwerken zu begrenzen, müsse die Obergrenze im Emissionshandel sinken: „Wenn es nach mir ginge, gäbe es ab 2030 überhaupt keine freien Zuteilungen mehr. […] Eine starke fossile Allianz aus Konservativen, Rechten und Liberalen hat das vor dem Sommer verhindert. […] Aber wir müssen konstruktiv sein, und das bedeutet: Die freien Zuteilungen müssen spätestens 2032 vollends entfallen. […] Und bis 2032 gilt, dass nur diejenigen freie Zuteilungen bekommen, die einen glaubwürdigen Plan zur Dekarbonisierung vorlegen“

Horst Stern: TV-Anwalt der Tierwelt und der Natur

Radiobeitrag, 5 Minuten Laufzeit

Horst Stern, der am 24. Oktober 1922 in Stettin geboren wurde, war einer der passioniertesten Journalisten seiner Zeit und einer der klügsten Köpfe unter den deutschen Umwelt- und Naturschutzaktivisten. Seine Filme über Massentierhaltung und Tierversuche führten wiederholt zu Schockwellen. Später wurde er einer der bekanntesten Umweltschutz-Aktivisten. Und am Ende war Stern das alles leid – den hohen Erwartungsdruck, die Attacken seiner Widersacher und das Gefühl, ständig im Rampenlicht zu stehen. Dafür hatte er einfach schon zu viele Kämpfe ausgefochten. Seinen Lebensabend verbrachte Stern bei Passau, wo er am 17. Januar 2019 im Alter von 96 Jahren starb. Der Deutschlandfunk hat ihm ein Porträt gewidmet

Lohnt sich die deutsche Lithium-Gewinnung?

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Durchaus vielversprechend: Die Gewinnung des begehrten Batterie-Rohstoffs Lithium aus deutschen Geothermieanlagen könnte sich lohnen, wie eine erste Abschätzung nahelegt. Demnach könnten die schon existierenden Tiefbohrungen im Idealfall mehr als 4.000 Tonnen Lithium pro Jahr aus den Reservoiren im Oberrheingraben und in Norddeutschland fördern. Das wäre genug, um bis zu elf Prozent des Lithiumbedarfs der geplanten deutschen Batterieproduktion abzudecken. Allerdings sind viele Detailfragen noch ungeklärt. So ist beispielsweise die genaue Größe und Erneuerungsrate der Geothermalsysteme sind bisher nicht vollständig untersucht. Letzteres ist deshalb wichtig, weil das Thermalwasser nach Abtrennung des Lithiums wieder in den Untergrund zurückgeleitet wird. Details gibt es bei scinexx