Liebe Leserinnen und Leser,

heute beginnt zwar ein neuer Monat, in den USA scheinen die Uhren aber eher rückwärts zu laufen. Nach der für Millionen Amerikanerinnen verheerenden Entscheidung zum Abtreibungsrecht in der vergangenen Woche knüpfte sich das Oberste Gericht gestern Nachmittag auch noch den Klimaschutz vor. Angestoßen hatte den Prozess die Kohlelobby: Es ging um die Frage, inwieweit die Umweltbehörde EPA Kraftwerke dazu zwingen kann, ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren.

Die Mehrheitsmeinung des von Rechtskonservativen dominierten Gerichts: Die Begrenzung von Treibhausgasemissionen überschreite die Befugnisse der EPA. Das Urteil kommt für Präsident Joe Biden zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt, berichtet unter anderem Spiegel Online. Seit Monaten versucht seine Regierung, die Energiewende im Land voranzutreiben. Im Kongress fehlt dem Demokraten dafür aber die Mehrheit in der eigenen Partei. Vor allem Senator Joe Manchin verhindert jegliche Gesetzesvorhaben. Der vertritt nicht nur den Bundesstaat West Virginia, dessen Wirtschaft sich größtenteils auf Kohle stützt, sondern ist selbst als „Kohlebaron“ bekannt: Vor seiner politischen Karriere gründete Manchin eine Kohlehandelfirma, mit der er satte Profite einfuhr – nun bekommt er die mit Abstand meisten Spendengelder aus der Fossilindustrie.

Da bleibt einem wirklich nur noch Galgenhumor. Zu diesem Zweck empfehlen wir den pointierten Beitrag des Karikaturisten Farley Katz zur Klimadebatte in den USA. Die freitägliche Presseschau folgt zugleich. Los geht’s!

Orcas machen vor Südafrika zunehmend Jagd auf Weiße Haie

Bericht, 3 Minuten Lesezeit

Seit 2017 sind acht tote Weiße Haie nach Orca-Angriffen an die Küste gespült worden, berichtet das Forscherteam um Alison Towner von der südafrikanischen Rhodes University in Makhanda im „African Journal of Marine Science“. Alles deute darauf hin, dass ein einziges Orca-Paar hinter den Angriffen steckt. In ihrer Studie konnte das Forschungsteam außerdem nachweisen, dass 14 Weiße Haie aus der Meeresregion vor der Stadt Gansbaai in der Provinz Westkap abgewandert sind, seit die Orcas dort vor fünf Jahren auftauchten. Das aggressive Verhalten könnte mit einem Rückgang der Populationen anderer Beutetiere durch Überfischung und Verschmutzung der Meere zusammenhängen, vermuten die Forscher. Die Wale stünden demnach unter Druck, neue Reviere zu erobern – mit schwerwiegenden Folgen für die ohnehin bedrohten Weißen Haie und unklaren Folgen für die marinen Ökosysteme. Details hat der Standard

Wirbelstürme werden seltener und stärker

Hintergrund, 2 Minuten Lesezeit

Der Klimawandel verstärkt die Wetterextreme. Es treten zum Beispiel mehr Dürren, aber auch mehr Überschwemmungen auf, deren Intensität zudem zunimmt. Doch nicht auf alle Extremwetterereignisse trifft diese Regel zu. So hat die Zahl der Hurrikane und anderer Stürme in den Tropen sogar abgenommen, wie ein internationales Forschungsteam jetzt in einer Studie zeigte. Durchweg positiv ist die Entwicklung jedoch nicht. Die Intensität der Stürme nahm nämlich zu – und dürfte sich weiter verstärken. Laut der in „Nature Climate Change“ erschienenen Untersuchung sind die tropischen Wirbelstürme seit Beginn der Industrialisierung und damit der Erhöhung des Treibhausgas-Anteils in der Atmosphäre seltener geworden. Dieser Trend fand sich in den meisten Ozeanen der Welt. Eine Ausnahme macht allerdings der Nordatlantik, wo die Anzahl der Stürme zunahm. Es berichten die klimareporter°

„Ich beschloss, die Löwin einfach mitzunehmen“

Interview, 3 Minuten Lesezeit

Elena Lazutkina aus Kiew rettet Tiere in der Ukraine – zum Beispiel dem Tiger Shania und der Löwin Ruru. Heute wohnt die frühere Buchverlegerin und Direktorin des Lazutkina-Verlags in Berlin und baut dort ein internationales Netz für gegenseitige Hilfe von Freiwilligen auf. Dem Tagesspiegel erzählt die Ukrainerin: „Ruru lebte schon vor dem Krieg unter dramatischen Umständen. Das Tier war in Privatbesitz und diente dem Besitzer zur Unterhaltung. Die Löwin lebte unter schrecklichen Bedingungen und hungerte. Schon vor dem Krieg hatten Freiwillige wiederholt versucht, sie zu retten. Aber der Besitzer hat einflussreiche Freunde. Diesmal haben wir zusammen mit dem ukrainischen Tierschutzfonds Ursa beschlossen, Ruru aus der Ukraine nach Polen zu evakuieren. Es gab bereits eine Vereinbarung, dass die Löwin dort leben sollte. Da ich auf meinem Weg nach Deutschland ohnehin polnisches Gebiet durchqueren musste, beschloss ich, die Löwin einfach mitzunehmen“

Der Vogel mit drei Beinen

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Papageien setzen beim Klettern außer ihren Füßen auch ihren Schnabel ein. Unklar war bisher allerdings, ob sich der Vogel damit bloß festhakt oder ob er seinen Schnabel auch nutzt, um vorwärtszukommen. Dass Papageien ihren Kopf samt Schnabel tatsächlich wie ein drittes Bein verwenden können, haben kürzlich Wissenschaftler um Melody Young und Edwin Dickinson vom New York Institute of Technology College of Osteopathic Medicine entdeckt. Um die Papageien beim Klettern zu beobachten, ließen Young und Kollegen ihre gefiederten Probanden über ein griffiges Brett laufen, das in unterschiedlichen Winkeln aufgestellt werden konnte. Bei einem Winkel von 45 Grad begannen die bergauf marschierenden Vögel, sich mit ihrem Schwanz abzustützen und gelegentlich auch ihren Schnabel einzusetzen. Wenn sie senkrecht in die Höhe steigen mussten, nahmen sie auf Schritt und Tritt immer Schwanz und Schnabel zu Hilfe. Mehr zum Thema hat faz.net

Unterirdische Fallenstellerin entdeckt

Hintergrund, 2 Minuten Lesezeit

Normalerweise sind die Fallen der Kannenpflanzen weithin sichtbar – doch das gilt nicht für eine erstaunliche Vertreterin dieser fleischfressenden Gewächse, die Forscher auf der indonesischen Insel Borneo entdeckt haben: Nepenthes pudica bildet bis zu elf Zentimeter lange Fangorgane im Untergrund aus, um dort gezielt die Bewohner des Erdreichs zu erbeuten. Erneut zeigt sich damit die erstaunliche Raffinesse und Anpassungsfähigkeit im Reich der Pflanzen, sagen die Wissenschaftler. „Diese Entdeckung ist wichtig für den Naturschutz im indonesischen Borneo, denn sie unterstreicht dessen Bedeutung als weltweiter Hotspot der biologischen Vielfalt. Wir hoffen, dass die Entdeckung dieser einzigartigen fleischfressenden Pflanze dazu beitragen kann, die Regenwälder Borneos zu schützen und insbesondere die Umwandlung unberührter Wälder in Ölpalmenplantagen zu verhindern“, so Seniorautor Wewin Tjiasmanto gegenüber wissenschaft.de

Viren machen Opfer attraktiver für Mücken

Hintergrund, 2 Minuten Lesezeit

Wer mit dem Dengue- oder dem Zika-Virus infiziert sind, sondert einen Stoff ab, der Mücken anzieht. Den produzieren allerdings nicht die Zellen selbst, sondern spezielle Bakterien auf der Haut, die sich wegen der Infektion besser vermehren, berichtet eine Arbeitsgruppe um Gong Cheng von der Tsinghua University in Peking. Wie sie in „Cell“ erklärt, unterdrücken Flaviviren das Hautprotein RELMα, das Bakterien in Schach hält. Dadurch vermehren sich Bakterien, die den Stoff Acetophenon herstellen – in Versuchen erwies sich das Molekül als starkes Lockmittel für Mücken, die die Viren verbreiten. Außerdem schreibt das Team, dass man den Effekt unterbinden könne, indem man das Aknemedikament Isotretinoin in die Nahrung mischt – das nämlich regt die Produktion von RELMα an. Hintergründe liefert das Spektrum Magazin