Liebe Leserinnen und Leser,

der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen gegen Russland führen zu Kollateralschäden weit über die Grenzen des angegriffenen Landes hinaus – mit Voranschreiten des Konflikts sehen sich Staaten im Nahen Osten und Afrika zunehmend mit der realen Gefahr schwerer Ernährungskrisen konfrontiert. Der Grund: Russland ist der mit Abstand größte Weizenexporteur der Welt, die Ukraine liegt auf Platz fünf.

Wie unter anderem die Deutsche Welle berichtet, steigt der Preis für Weizen durch die Bedrohung der Lieferketten bereits jetzt täglich auf neue Rekordhöhen. Am wichtigsten Handelsplatz für landwirtschaftliche Produkte in Chicago liegt er inzwischen um 50 Prozent höher als vor dem Krieg. „Wir sehen die Preisanstiege nicht nur bei Weizen, sondern auch bei anderen Nahrungsmitteln“, erklärt Agrarökonom Matin Qaim, Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung in Bonn, denn auch bei Mais und Gerste haben Russland und die Ukraine einen großen Weltmarktanteil. Qaim fordert deshalb, bei den Sanktionen „ernsthaft über Ausnahmeregelungen für Nahrungsmittel“ nachzudenken. In Entwicklungsländern bedeuteten steigende Lebensmittelpreise nämlich vor allem eines: Hunger.

Wir machen weiter mit der Presseschau zum Donnerstag. Los geht’s!

Stromausfall in Tschernobyl: Wie gefährlich ist der Blackout?

Hintergrund, 4 Minuten Lesezeit

Die havarierte Atomanlage von Tschernobyl ist vom Stromnetz abgeschnitten. Viele Menschen sind in Sorge; Experten hingegen sehen derzeit wenig Grund zur Aufregung. „Der Blackout in Tschernobyl ist kein Grund, unmittelbar besorgt zu sein“, sagt Sven Dokter von der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) in Köln. Und auch Georg Steinhauser vom Institut für Radioökologie der Universität Hannover gibt Entwarnung. Die Begründung der beiden deckt sich mit der anderer Fachleute: Tschernobyl zählt nicht mehr zu den aktiven Atomkraftwerken. Letztere brauchen auch nach dem Herunterfahren unbedingt Strom, um Reaktorkerne und Brennstäbe zu kühlen. In Tschernobyl hingegen ging der letzte der vier Blöcke vor 22 Jahren vom Netz. Und auch der 1986 zerstörte Block, der der Welt die schlimmste Nuklearkatastrophe ihrer Geschichte bescherte, ist keine Gefahr mehr, unabhängig von der Stromversorgung. Details hat Zeit Online

WWF-Bericht: Pflanzen und Tiere durch Erderwärmung stark gefährdet

Bericht, 3 Minuten Lesezeit

Die Umweltstiftung WWF sieht in der Erderwärmung eine große Bedrohung für viele Pflanzen und Tiere. Die Klimakrise habe bereits jetzt die Tier- und Pflanzenwelt auf allen Kontinenten verändert, schreibt die Umweltstiftung in ihrem am Mittwoch präsentierten Bericht „Feeling the Heat“. Dabei sei die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Erde seit der industriellen Revolution erst um etwa ein Grand gestiegen. „Die Klimakrise ist kein Phänomen einer fernen Zukunft. Sie ist in unserer Gegenwart angekommen – und auch vor unserer Haustür“, sagte Christoph Heinrich, WWF-Vorstand Naturschutz. Klimabedingte Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Flutkatastrophen träfen auf eine Pflanzen- und Tierwelt, die jetzt schon große Schwierigkeiten habe, sich an die steigenden Temperaturen anzupassen. Mehr zum Thema gibt es beim Redaktionsnetzwerk Deutschland

55 Tonnen Salat für hungernde Seekühe

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Wildhüter im US-Bundesstaat Florida haben mit einer massiven Fütterungsaktion versucht, hungernde Seekühe vor dem Tod zu bewahren. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, verfütterten lokale Wildhüter im Rahmen eines experimentellen Programms insgesamt 55 Tonnen Salat an die Meeressäuger. Der Salat kam laut AP durch mehr als 1.000 private Spenden zusammen. Ron Mezich, der das Futterprogramm koordiniert, sprach von einer „substanziellen Menge“. Die Aktion wurde am Kühlwasserablauf eines Kraftwerks durchgeführt, wo sich die Tiere in kalten Monaten gern aufhalten. Mit der Initiative soll verhindert werden, dass abermals Hunderte Manatis verenden, weil sie keine Nahrung mehr finden. Im vergangenen Jahr waren rund 1.100 Seekühe gestorben; die meisten davon waren verhungert. Spiegel Online berichtet

Klimawandel im Kongo bringt Meeresschildkröten in Not

Hintergrund, 4 Minuten Lesezeit

Die sonst so riesige Demokratische Republik Kongo hat nur einen schmalen Küstenstreifen von 37 Kilometern, eingekeilt zwischen Angola im Süden und der angolanischen Exklave Cabinda im Norden. Hier sind die Auswirkungen des Klimawandels besonders greifbar. 5,56 Millimeter täglich hat sich der Atlantische Ozean zwischen den Jahren 1986 und 2016 durchschnittlich ins Landesinnere gefressen. Der ansteigende Meeresspiegel lässt auch den Strand schwinden, in dem Schildkröten ihre Eier legen. Die Situation ruft Tierschützer wie Christian Ndombeden auf den Plan. Er betreut für die kongolesische Umweltschutzbehörde – das Institut congolais pour la conservation de la nature – die Schildkröten an der kongolesischen Atlantikküste, nahe der Stadt Muanda. Über ihn und andere berichtet die Deutsche Welle

Wasserdampf: Treibstoff für Wirbelstürme

Hintergrund, 11 Minuten Lesezeit

In der Atmosphäre reichert sich Wasserdampf an – und Wasser im gasförmigen Zustand trägt entscheidend dazu bei, dass Stürme verheerender werden und sich der Klimawandel beschleunigt. Denn wenn sich Ozeane und Atmosphäre aufheizen, steigt durch Verdunstung der Wasserdampfgehalt der Luft. Wärmere Luft wiederum kann mehr Dampf aufnehmen, bevor er sich durch Kondensation in Wolkentropfen verwandelt – ein Vorgang, der zuweilen sintflutartige Regenfälle zur Folge hat. Weltweit hat der Wasserdampfgehalt der Atmosphäre allein seit Mitte der 1990er Jahre um vier Prozent zugenommen. Dieser Anstieg erscheint zwar gering, ist jedoch für das Klimasystem von großer Bedeutung. Beobachten konnten wir das zuletzt bei den starken Überschwemmungen in Australien. Das Spektrum Magazin hat sich näher mit dem Phänomen befasst

Das andere Fleisch

Hintergrund, 5 Minuten Lesezeit

Weniger Fleisch zu essen, dafür gibt es viele gute Gründe – einer der wichtigsten ist die katastrophale Auswirkung auf das Klima. Und: Eine fleischfreie Ernährung birgt längst keinen Verzicht auf Würstchen, Salami und Hackfleisch mehr. Das scheinbar Unmögliche versprechen Fleischersatzprodukte auf pflanzlicher Basis, die sich mittlerweile in fast jedem Supermarkt finden lassen, in Restaurants serviert werden und sogar bei Fast-Food-Ketten auf dem Menü stehen. Doch vielen Omnivoren ist das Pflanzenfleisch nicht geheuer. Zwar will man auch den Inhalt seiner Schweine-Mortadella lieber nicht genau kennen, doch Mortadella aus Pflanzen ist eben Neuland. Was steckt also drin im vegetarischen Fleischersatz? Und sind die Alternativen zum Tier gesund? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigt sich Johanna Kuroczik bei faz.net