Liebe Leserinnen und Leser,

in der Debatte um die Rettung des Planeten geht es zunehmend um Klimagerechtigkeit gegenüber ärmeren Ländern. Die tragen im Gegensatz zu Industriestaaten wie Deutschland zwar selbst wenig zur Erderwärmung bei, leiden aber unverhältnismäßig viel darunter. Wie das Verhandlungen im Zweifel behindert, zeigt der erbitterte Streit um eine Detailfrage bei der Weltnaturkonferenz in Montréal.

So fordern Länder des globalen Südens beim Zugang zu internationalen Datenbanken Entgegenkommen aus dem Norden. Konkret geht es um Informationen über das Erbgut von Tieren und Pflanzen, die oft aus ärmeren Ländern mit großer Artenvielfalt stammen. Sie wollen deshalb über sogenannte „digitale Sequenzinformationen“ (DSI) selbst bestimmen und etwa Gebühren für deren Nutzung verlangen. Denn DSI werden auch kommerziell genutzt: zum Beispiel in der Entwicklung von Medikamenten, Kosmetik und Chemikalien.

Näher mit dem Thema befasst haben sich sueddeutsche.de und faz.net (Paywall). Wir starten in die donnerstägliche Presseschau. Angenehme Lektüre!

Zoff um neuen Asphalt

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Und schon wieder ein Koalitionszoff: Nachdem das von Volker Wissing (FDP) geführte Bundesverkehrsministerium einen Gesetzentwurf vorlegte, der einen schnellen und einfachen Ausbau von Autobahnen und Bundesfernstraßen fordert, streiten die Ampelpartner auf offener Bühne miteinander. Der Ärger mit Umweltverbänden und dem grün geführten Umweltministerium war vorprogrammiert. Der Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) verwies darauf, dass der derzeitige Fernstraßenausbau entscheidend zum Verfehlen der Klimaschutzziele beitrage. „Gleichzeitig führt der Bau immer weiterer Autobahnen und Bundesstraßen zur Zerstörung wertvoller Natur.“ Es berichtet taz.de

Was die Arten nicht schützt

Kommentar, 3 Minuten Lesezeit

Rettet die Artenvielfalt! Ja, klar. Aber nicht alles, was Naturschutz heißt, weist in die richtige Richtung, schreibt Carola Rackete im Freitag – manches sei sogar gefährlich. So propagierten einige NGOs und Staaten die „naturpositive Wirtschaft“: „Sogenannte Ökosystemdienstleistungen der Natur müssten nur angemessen eingepreist werden, um die Zerstörung zu stoppen. […] Eine solche ‚Naturpositivität‘ basiert auf fragwürdiger Vereinfachung und endet in simplem Biodiversitäts-Offsetting – im Erbringen nicht-adäquater Kompensationen: Wer in New South Wales durch ein Bauprojekt einen Koala tötet, zahlt 600 australische Dollar. Wer einen alten Wald abholzt, muss anderswo junge Bäume pflanzen, doch der alte Wald ist damit nicht ersetzt. Solches Offsetting, grüngewaschen als ‚nature-based solutions‘, droht die gescheiterte REDD+-Agenda zur Vermeidung von Abholzung zu beerben“

Spinnen die Schweizer? Nachhaltige Mode aus Seide

Videoreportage, 29 Minuten Laufzeit

Ueli Ramseier, Mitbegründer des Vereins „Swiss Silk“, zieht Seidenraupen auf, um in der Schweiz wieder Seide herstellen zu lassen. Die Aufzucht hat er mittlerweile vom Badezimmer in die Garage verlagert. Mit seinem Seidenfaden beliefert Ramseier nicht nur Modefirmen, sondern auch medizinische Unternehmen. Modedesigner Rafael Kouto hat 2019 den Swiss Design Award für seine Kollektion gewonnen, die er mit nachhaltiger Schweizer Seide entworfen hat. Für Ramseier war es natürlich eine Geschäftsidee, aber er wollte auch beispielhaft zeigen, dass es nicht nötig ist, Seide tausende von Kilometer mit einem fetten CO2-Abdruck aus China zu importieren. Sein Ziel: Er will noch mehr Menschen von der Raupenaufzucht mitten in der Schweiz überzeugen und so lokal produzierte, nachhaltige Mode herstellen. Die ganze Reportage gibt es bei der Deutschen Welle

Frei von primärer Entwaldung

Kommentar, 3 Minuten Lesezeit

Als weltweit erstes wirksames Gesetz gegen Entwaldung könnte eine neue EU-Verordnung in die Geschichte eingehen – danach dürfen viele Produkte, für die Bäume gerodet werden, nicht mehr in die Europäische Union importiert und dort verkauft werden. Joachim Wille von den klimareportern° kommentiert: „Das ist weltweit vorbildlich. […] Nicht alles ist Gold in der EU-Einigung. So gelten die Vorschriften vorerst nur für Primärwälder, nicht für Forste, obwohl gerade auch hier Raubbau betrieben wird. Hier muss der Druck aufrechterhalten werden, um nachzubessern. Auch kommt es natürlich auf die konsequente Durchsetzung und Kontrolle der neuen Vorschriften an. Trotzdem gibt es daran nichts zu deuteln: Diese Lieferketten-Entscheidung bedeutet einen großen Fortschritt“

Peruanischer Laubfrosch gewinnt Fotowettbewerb

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Beim Fotowettbewerb „Capturing Ecology“ der British Ecological Society werden Teilnehmer unter dem Titel „Capturing Ecology“ dazu aufgefordert, die Schönheit der Ökologie in Szene zu setzen – von Räuber-Beute-Dynamiken bis hin zu Verbindungen zwischen Mensch und Wildtier. Den Gesamtsieg sichert sich in diesem Jahr Roberto García Roa, Naturschutzfotograf und Evolutionsbiologe an der schwedischen Universität Lund. Seine Aufnahme trägt den Titel „A Light in the Shadows“ („Ein Licht in den Schatten“) und zeigt einen tropischen Helena-Laubfrosch (Osteocephalus helenae) mit im Dämmerlicht golden funkelnden Augen. „Wie zwei Leuchtfeuer im Dunkeln“, beschreibt der Fotograf seinen Eindruck von diesem Anblick. Details hat scinexx

Älteste bisher bekannte DNA entziffert

Bericht, 3 Minuten Lesezeit

Jedes Lebewesen hinterlässt in seiner Umwelt Spuren seiner DNA – in Form von Haut, Haaren, Speichel oder Kot. Paläogenetiker haben jetzt die bislang älteste bekannte DNA entziffert. Sie stammt aus zirka zwei Millionen Jahre alten Sedimenten im Norden Grönlands. Wie eine Forschergruppe um Eske Willerslev von der Universität Kopenhagen sowie der University of Cambridge im Fachmagazin „Nature“ berichtet, konnte sie aus der gewonnenen Umwelt-DNA das urzeitliche Ökosystem rekonstruieren. Vergleichbares war bisher nicht gelungen, weil es nahezu keine Fossilfunde aus dieser Region gibt. Dank verbesserter Methoden der Sequenzierung war es nun aber möglich, derart altes Erbgut zu extrahieren und zu bestimmen, erklärt die Gruppe um Willerslev laut Spektrum Magazin