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Berliner Clubs sehen Existenz bedroht - Livestream wird ausgeweitet

Mit einem Livestream melden sich die sonst international besuchten Berliner Clubs in Zeiten der Corona-Krise. Jenseits der Übertragung von Beats ins Wohnzimmer geht es für viele Clubs um ihre Existenz. Berlin (dpa) - Mit der seit fast drei Wochen andauernden Schließung wegen der Corona-Krise sehen sich viele Clubs der international bekannten Berliner Nachtszene unmittelbar in ihrer Existenz bedroht. «Wir waren die ersten, die zugemacht haben, und werden wohl die letzten sein, die wieder aufmachen können», sagte Pamela Schobeß, Chefin des Clubs «Gretchen», am Mittwoch in Berlin während eines Streamings der von den Einrichtungen getragenen Clubcommission. Clubs seien nun mal Räume von Nähe und Enge. «Die Frage ist, ob es uns alle überhaupt noch gibt, wenn wir wieder aufmachen dürfen», sagte Schobeß und fügte mit Blick auf das Beispiel «Gretchen» hinzu: «Wir würden bis Ende Mai finanziell nicht überleben können.» Sie forderte eine Nachbesserung der aktuellen Hilfsprogramme, die für viele Clubs nicht greife. Auch günstige Kredite etwa kämen für viele Clubs gar nicht in Frage, weil sie angesichts knapper Gewinnmargen gar nicht zurückgezahlt werden könnten. Der seit zwei Wochen täglich ausgestrahlte Livestream #UnitedWeStream mit DJ-Sets aus den geschlossenen Berliner Clubs soll noch ausgeweitet werden. An Wochenenden sollen die Übertragungen nun von 12 bis 24 Uhr dauern, wochentags ist eine Ausweitung auf 15 bis 24 Uhr geplant, wie der Sprecher der Clubcommission, Lutz Leichsenring, sagte. Bisher beginnen die Streams jeden Tag um 19 Uhr. An diesem Samstag werden aus Hamburg, Stuttgart und Wien erstmals Clubs jenseits der Hauptstadt an dem Streaming beteiligt. Die Kooperation über Berlin hinaus soll weiter ausgebaut werden. Zudem ist von Sonntag an eine Serie #UnitedWeTalk geplant mit Diskussionen und Beiträgen zu wechselnden Schwerpunktthemen. An der Geldsammlung beteiligten sich bisher knapp 11 000 Menschen, die bisher fast 320 000 Euro für die Clubs spendeten. Ein Teil davon ist auch als Flüchtlingshilfe vorgesehen. An den ersten Tagen beteiligten sich zahlreiche DJs mit ihren Sets aus Clubs wie «Watergate», «Tresor», «Alte Münze», «Kater Blau», «Griesmühle» oder «Wilde Renate» an den Übertragungen. Das international gefeierte Szene-Flaggschiff «Berghain» hat ebenfalls seine Mitwirkung angekündigt. Unterstützt wird die Aktion von mehreren Medien, darunter Arte Concert, RBB, radioeins, FluxFM oder Alex TV. Mit den aktuellen Schließungen sind die Umsätze der Clubs eingebrochen. Laufende Kosten eines Clubs wie das «Watergate» mit allein 70 bis 80 festen Mitarbeitern liegen laut Leichsenring bei monatlich etwa 120 000 Euro. Das «Berghain», Magnet für Partygänger aus der ganzen Welt, hat demnach etwa 350 Mitarbeiter.

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