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Corona und Böllerverbot - Städte stecken noch in Silvesterplanung

Böller und Raketen gehören für viele zum Jahreswechsel dazu, andere finden sie nur laut und gefährlich. In einigen Städten gibt es lokale Feuerwerksverbote. Die Corona-Pandemie ist dafür aber kaum der Grund.

Berlin (dpa) - Wenige Monate vor dem Jahreswechsel stecken viele deutsche Städte noch in den Planungen für die Silvester-Feierlichkeiten. Im Fokus dabei stehen mögliche Feuerwerksverbote. Ob es auch gesonderte Regeln wegen der Coronavirus-Pandemie geben wird, ist in den meisten Städten noch unklar.

Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei 16 Großstädten in der Bundesrepublik ergab, dass sich die meisten zum möglichen Ablauf für die Nacht zum Neujahrstag noch nicht festgelegt haben. Mit Blick auf die Covid-19-Pandemie verwiesen die meisten Städte auf die von den Ländern erlassenen Corona-Regeln. Konkrete Corona-Silvesterpläne existieren bei den meisten deshalb noch nicht.

Das Böllern ist grundsätzlich auf Bundesebene geregelt: Wo Feiernde ihre Raketen und Silvester-Kracher abbrennen dürfen, regelt die Erste Verordnung zum Sprengstoffgesetz (1. SprengV). «Das Abbrennen pyrotechnischer Gegenstände in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie besonders brandempfindlichen Gebäuden oder Anlagen ist verboten», heißt es in Paragraf 23. Die Städte Erfurt, Essen, Leipzig, Mainz, Potsdam und Dresden wollen nach derzeitigem Stand kein Feuerwerks- und Böllerverbot verhängen, das über die Regelungen aus diesem Gesetz hinausgeht.

In Berlin will die Stadt nach Angaben der Senatsverwaltung für Inneres Verbotszonen rund um das Brandenburger Tor ausweisen und zusätzlich in zwei weiteren Teilen der Stadt. «Wenn mit Böllern und Raketen aber auf Menschen gezielt wird, die für unseren Schutz und unsere Gesundheit arbeiten, dann geht das eindeutig zu weit und darf und kann nicht mehr hingenommen werden», hieß es von der Senatsverwaltung.

Auch Hannover werde «mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit» in bestimmten Bereichen der Innenstadt ein Mitführ- und Abbrennverbot von Feuerwerkskörpern erlassen, teilte die Stadt mit. In Karlsruhe soll besonders am Schlossplatz auf die Einhaltung von Paragraf 23 der 1. SprengV geachtet werden. Allein in Rostock gibt es bereits konkrete Überlegungen, aufgrund der Corona-Pandemie ein Böller- und Feuerwerksverbot zu verhängen, etwa am Strand von Warnemünde.

In Hamburg, Stuttgart, Düsseldorf, Köln, Wiesbaden und München haben Behörden derweil noch nicht abschließend geklärt, ob es Verbotszonen geben wird. Die bayerische Landeshauptstadt zog zumindest nach eigenen Angaben ein positives Fazit aus dem vergangenen Jahr. Damals verbot sie Feuerwerkskörper etwa um den Marienplatz abzubrennen, weil dort Menschen oft dicht gedrängt ins neue Jahr feierten. Auch in Köln galt ein solches Verbot rund um den Kölner Dom. Das ging der Stadt zufolge auch auf die Ereignisse aus der Silvesternacht 2015 zurück, als viele Menschen mit Feuerwerkskörpern beschossen wurden.

Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) sieht die Feuerwerksverbote kritisch. Das sei in den Innenstädten nicht sinnvoll und bestrafe die falschen Personen, kritisiert der VPI. Zudem fürchten die Branchenvertreter dadurch enorme wirtschaftliche Auswirkungen bis hin zu Firmenschließungen. Im vergangenen Jahr betrug der Umsatz von Silvesterfeuerwerk nach Verbandsangaben 122 Millionen Euro. Das waren rund acht Prozent mehr als im Vorjahr 2018.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert dagegen die Städte auf, auf Alternativen zu Feuerwerk, wie Lichtinstallationen etwa mit Drohnen, umzusteigen. In der Silvesternacht werde die Luft mit 4200 Tonnen Feinstaub belastet, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Hinzu komme die Belastung durch den Abfall und jährlich neue Chemikalienmischungen, die in der Luft explodieren, um Farben zu erzeugen. «Was da in die Luft geht, ist hochgradig gesundheitsschädlich und das mitten in der Stadt, wo es Hunderttausende Menschen einatmen», mahnte Resch.

In anderen Ländern hat Corona teilweise große Auswirkungen auf die Silvesterplanung. In London wurde das riesige Feuerwerk an der Themse abgesagt. Solche Menschen-Ansammlungen seien wegen der Pandemie nicht mehr möglich, sagte der Bürgermeister der britischen Hauptstadt, Sadiq Khan. Allein im vergangenen Jahr hatten mehr als 100 000 Menschen das gigantische Schauspiel am Riesenrad London Eye verfolgt. Nun arbeite man an einer Version, die die Menschen am Fernseher verfolgen könnten.

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