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Nach Protesten in Äthiopien: UN-Generalsekretär ruft zu Ruhe auf

New York/Addis Abeba (dpa) - Nach blutigen Protesten in Äthiopien hat UN-Generalsekretär António Guterres zur Ruhe aufgerufen. Er ermahnte alle Beteiligten, die Spannungen in dem Land nicht zu schüren, wie sein Sprecher Stephane Dujarric am Donnerstagabend (Ortszeit) sagte. Auch begrüßte Guterres demnach die Verpflichtung der äthiopischen Regierung, die Verantwortlichen für den Tod des prominenten Sängers und Aktivisten Hachalu Hundessa zur Rechenschaft zu ziehen. Die äthiopischen Staatsmedien berichteten am Abend von insgesamt 200 Festnahmen im Zusammenhang mit den Unruhen. Demnach ging die Regierung von einem koordinierten Versuch aus, Unruhe zu schüren.

Das Auswärtige Amt zeigte sich «besorgt und erschrocken» über die Berichte über Ausschreitungen, Todesopfer und Festnahmen. «Wir fordern alle Beteiligten zu Gewaltfreiheit und zu Dialog auf», teilte ein Sprecher mit. Die Menschenrechte müssten in dieser kritischen Situation gewahrt werden. «Gewalt darf nicht straflos bleiben.»

Hachalu, der für seine politischen Lieder bekannt ist und von vielen Oromo als Verfechter der Bevölkerungsgruppe angesehen wird, wurde am Montag getötet. Daraufhin gab es blutige Protesten in der Hauptstadt Addis Abeba und der Oromia-Region. Nach Angaben der Behörden starben mehr als 90 Menschen. Bei Hachalus Beerdigung am Donnerstag in Oromia wurden zudem zwei Menschen getötet, wie die regierungsparteinahe Nachrichtenseite Walta Info berichtete. Obwohl das Internet auch am Freitag weiter abgeschaltet war, kehrte das öffentliche Leben in der Hauptstadt Addis Abeba weitgehend wieder zurück zur Normalität.

Die Oromo - die größte ethnische Gruppe in Äthiopien - fühlen sich seit Jahren marginalisiert. Andauernde Proteste führten 2018 zum Rücktritt des Regierungschefs und Amtsantritt von Abiy Ahmed. Der Friedensnobelpreisträger gilt als Reformer und viele hofften, dass er auch die ethnischen Konflikte in dem Vielvölkerstaat befrieden kann. Allerdings sind diese während seiner Amtszeit angestiegen.