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Polens Regierungschef: Protest gegen Abtreibungsverbot absagen

Warschau (dpa) - Angesichts der Corona-Pandemie hat Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki die Frauenbewegung dazu aufgerufen, den für Freitag geplanten Protest gegen ein verschärftes Abtreibungsrecht abzusagen. «Ich bitte ganz inständig darum, mit Blick auf die Epidemie und Covid-19, da es eine Bedrohung für das Leben unserer Senioren ist, aber auch Jüngere können daran sterben«, sagte Morawiecki am Donnerstag. Er appellierte an die Demonstranten, ihre Wut lieber auf ihn zu konzentrieren, aber jene Mitbürger zu verschonen, die als Folge der Proteste möglicherweise in zwei Wochen von dem Virus betroffen wären. «Als Demonstranten seid ihr im Kontakt mit älteren Menschen, und das könnte dramatische Folgen haben.»

Seit Tagen protestieren in ganz Polen Menschen gegen eine Entscheidung des Verfassungsgerichts. Die Richter hatten befunden, dass Frauen auch dann nicht abtreiben dürfen, wenn ihr Kind schwere Fehlbildungen hat. Dies kommt de facto einem Abtreibungsverbot gleich. Am Mittwoch hat sich laut Polizei landesweit mehr als 430 000 Menschen an insgesamt 410 Protestaktionen beteiligt. Für Freitag hat die Organisation Allpolnischer Frauenstreik zu einem zentralen Protestmarsch in Warschau aufgerufen.

Am Donnerstag hatten die Behörden mehr als 20 000 Corona-Neuinfektionen innerhalb eines Tages registriert. Es gibt die Sorge, dass das Gesundheitssystem bei einer weiteren Ausbreitung der Pandemie bald an seine Grenzen gelangen könnte.

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