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(Aktualisierung: Mit Zahl der geplanten Freilassungen) (Zusammenfassung 1215) Taliban verkünden dreitägige Waffenruhe zum Ramadan-Ende

Zum Ende des Ramadans sollen die Waffen in Afghanistan für einige
Tage schweigen. Doch bis zu einem Frieden am Hindukusch ist es noch
ein weiter Weg.

Kabul (dpa) - Die militant-islamistischen Taliban haben kurz vor Ende
des Fastenmonats Ramadan für das Fest Eid al-Fitr eine dreitägige
Waffenruhe angekündigt. Sie forderten ihre Anhänger auf, keine
Angriffe gegen den «Feind» auszuführen, wie es in einer offiziellen
Mitteilung am Samstag hieß.

Der amerikanische Afghanistan-Gesandte Zalmay Khalilzad sprach von
einer «wichtigen Chance», dem Friedensprozess Schwung zu geben. Diese
Chance dürfe nicht ungenutzt verstreichen, mahnte er am Samstag auf
Twitter. Nun müssten «sofort» die nächsten Schritte eingeleitet
werden: die Freilassung von Taliban-Gefangenen, eine Reduzierung der
Gewalt und die Terminierung innerafghanischer Friedensverhandlungen.

Auch Präsident Aschraf Ghani begrüßte die Ankündigung der Taliban. Er
habe die afghanischen Streitkräfte angewiesen, ebenfalls die
Waffenruhe schweigen zu lassen und sich nur gegen Angriffe zu
verteidigen, schrieb Ghani auf Twitter. Am Sonntag kündigte Ghani an,
seine Regierung wolle die Freilassung gefangener Talibankämpfer
beschleunigen. Er ordnete daraufhin die Freilassung von bis zu 2000
Gefangenen als «Geste des guten Willens» an. Bisher setzte die
Regierung mindestens 1000 Taliban auf freien Fuß. Er forderte die
Taliban in seiner Botschaft zum Eid-Fest ihrerseits auf, alle ihre
Gefangenen freizulassen.

In der östlichen Provinz Laghman wurden am Sonntag nach
Regierungsangaben vier Zivilisten durch Mörserbeschuss getötet.
Weitere sieben wurden verletzt, wie ein Sprecher des
Provinzgouverneurs mitteilte. Eine Untersuchung sei eingeleitet
worden.

Der Konflikt in Afghanistan drohte nach einer Anschlagsserie jüngst
zu eskalieren. Ghani hatte nach Anschlägen auf eine Klinik sowie eine
Trauerfeier mit Dutzenden Toten am 12. Mai erneute Offensiven
gegen Terrorgruppen angekündigt. Die Taliban interpretierten dies als
Kriegserklärung. Zum Anschlag auf die Geburtsklinik hatte sich die
Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannt.

Am 29. Februar hatten die USA mit den Taliban ein Abkommen
unterzeichnet, das einen schrittweisen Abzug internationaler Truppen
vorsieht. Die Regierung in Kabul war nicht daran beteiligt, weil die
Taliban direkte Gespräche mit ihr abgelehnt hatten. Die Vereinbarung
sieht einen Gefangenaustausch vor und soll den Weg für
Friedensgespräche ebnen. Bis zu 5000 inhaftierte Taliban sollten im
Tausch gegen 1000 von den Rebellen festgehaltene Gefangene
freikommen. Die afghanische Regierung hatte die Freilassungen Anfang
Mai gestoppt.

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