Wegweiser

Arno Wielgoss

„Billigschokolade hat einen bitteren Beigeschmack.“
Arno Wielgoss

Einen einzigen Riegel gab’s früher zu Feierlichkeiten wie dem Geburtstag der Tante, zum Genießen, dann verschwand die edle Tafel wieder oben im Küchenschrank. Schokolade war ein Luxusprodukt. Eigentlich ist es das heute noch, sagt Arno Wielgoss. Der Tropenökologe verkauft mit seiner Firma Perú Puro selbst Schokolade – die Tafel für knapp sechs Euro. Ein angemessener Preis, sagt Wielgoss. „Was die Kunden beim Discounter sparen, bezahlen die Bauern und die Umwelt“, sagt er. „Billigschokolade hat einen bitteren Beigeschmack.“

Wielgoss kennt die komplette Lieferkette seiner Schokolade und jede Erzeugerfamilie persönlich. Jedes Jahr reist er mit der Machete vorbei an Pumas und Giftschlangen in die Seitentäler des Urubambatals, des Heiligen Tals der Inka im peruanischen Bergregenwald, einem der reichhaltigsten Biodiversitäts-Hotspots der Erde.

Wielgoss’ Beitrag zum Erhalt der Vielfalt: nachhaltiger Kakao-Anbau. Das Urubambatal ist die Heimat des Chuncho, der eine der seltensten und ältesten Kakaosorten der Erde liefert. Als sich der Biologe dort vor 19 Jahren für den ökologischen Anbau engagierte, sei er auf Widerstände gestoßen: „Die Leute wollten, dass alles sauber aussieht auf ihrer Plantage, klare Reihen, alle Pflanzen gleich hoch, kein Blatt auf dem Boden.“ Die Bauern befürchteten, mit „unaufgeräumten“ Feldern wie Faulenzer auszusehen.

Mittlerweile haben die 45 Familien seiner Kooperative 120 Hektar biozertifizierter Anbaufläche und 900 Hektar geschützter Regenwaldfläche. Wielgoss bezahlt weit über dem Weltmarktpreis, fast das Doppelte des Fairtrade-Satzes, und finanziert die Jahresernte zinslos vor.

Die vorige Jahresernte wog knapp neun Tonnen. Sie kommt einmal im Jahr mit dem Schiff in Bremerhaven an und muss übers ganze Jahr reichen, denn Wielgoss kauft keine Bohne, von der er nicht weiß, wo sie herkommt und wie sie angebaut wurde. Kaum im Hafen eingetroffen, reist der edle Kakao schon weiter in die Schweiz, wo ein Chocolatier auf ihn wartet. Als im Dezember 2018 die letzte Tafel verkauft war, mussten sich die Kunden bis zur nächsten Ernte gedulden. Zum Genuss zählt eben auch die Vorfreude.

Arno Wielgoss