Wegweiser

Doreen Havenstein

„Klimaschutz soll Appetit machen – nicht Angst.“
Doreen Havenstein

Doreen Havensteins Lieblingsgericht ist ein Feldsalat mit Roter Bete, Fenchel, Zwiebeln und Heidelbeeren. Alle Zutaten, bis auf das Obst, stammen aus ihrem Garten – klimafreundlicher geht es kaum. Doch nur wenige Menschen, zumal in der Stadt, bauen selbst Gemüse an, von Kantinen, Restaurants und anderen Großverbrauchern ganz zu schweigen. Deren Zutaten, zumal die tierischen, sind in der Herstellung und im Transport oft CO2-intensiv. Ein Fünftel der deutschen Treibhausgasemissionen sind laut einer WWF-Studie der Ernährung zuzuschreiben.

Deshalb engagiert sich Havenstein mit einer Kollegin bei der Initiative „Nahhaft“, die die App „Klimateller“ betreibt. Mit dieser können Hobby- und Profiköche die CO2-Emissionen ihrer Gerichte abschätzen, indem sie deren Zutaten eingeben. Das Programm greift auf eine umfangreiche Datenbank des schweizerischen Unternehmens Eaternity zurück. Für jedes Lebensmittel sind Informationen des gesamten Herstellungsprozesses eingeflossen: Bei einem Stück Schweinefleisch zum Beispiel die Futtermittelherstellung, die Mast sowie die Verarbeitung im Schlachthof. Besonders klimafreundlich sind etwa Kartoffeln, Getreide und Gemüse vom Feld, eine schlechtere Bilanz haben zum Beispiel Gemüse aus beheizten Gewächshäusern, vor allem aber Rindfleisch, Butter und Garnelen. Die Faustregel für klimafreundliches Essen: pflanzlich, saisonal, regional sollte es sein. Bio-Lebensmittel sind oft, aber nicht immer besser als konventionell hergestellte. „Auf den erhobenen Zeigefinger oder schlechte Nachrichten haben wir bewusst verzichtet“, sagt die 36-Jährige. „Schließlich soll Klimaschutz Appetit machen – nicht Angst.“

Auch 150 Gastronomen sind mittlerweile in der App registriert. Jeden Monat wird eines ihrer Rezepte oder eine Kreation des Nahhaft-Teams vorgestellt. Viele Restaurants und Kantinen bieten inzwischen „Klimateller“ an. Den Namen dürfen Gerichte tragen, die höchstens halb so viel CO2 verursachen wie der Durchschnitt. Die Lokale weisen auf diese Gerichte oft speziell hin – und die Gäste verlangen bei ihrer Bestellung dann statt der Linsen- schon mal die „Klimasuppe“.

Doreen Havenstein