Wegweiser

Jörg Ewald

„Es ist eine Marotte: Ich kann nur nachhaltig denken.“
© China HopsonJörg Ewald© China Hopson

Dachdecker mit grünem Daumen
Bepflanzte Dächer mit Solaranlagen, Nistkästen an Fassaden und mit Naturstoffen gedämmte Häuser – das ist Jörg Ewalds Vision von der Stadt der Zukunft. Seit mehr als dreißig Jahren arbeitet er daran, dass sie Realität wird.

Ewald ist Dachdecker und Klimaschützer. Politisiert wurde er durch das Waldsterben, wie er sagt, und schon als Geselle störte ihn, wie tot die Dächer von Hannover aussahen. Also begann er, Pflanzenerde zu mischen, Steingarten gewächse zu züchten und der Kundschaft von Gründächern vorzuschwärmen. 1988 übernahm er den Betrieb von seinem Vater – und zeigt heute auf dem tausend Quadratmeter großen Dach, wie man Artenschutz und Ökostrom zusammenbringt. „Angesichts der Klimakrise müssen wir unsere Dächer für die Energiegewinnung nutzen, ohne der Tierwelt und dem Stadtklima zu schaden“, sagt Ewald.

Von der Innung wurde er in den Neunzigerjahren als Sonderling verlacht, sein Vater hoffte, der Sohn würde endlich aufhören, mit dem Rad zur Kundschaft zu fahren. Doch Jörg Ewald blieb sich treu. „Es ist eine Marotte: Ich kann nur nachhaltig denken, also vorausschauend und ressourcenschonend.“

Neben ihm und seiner Frau arbeiten zwanzig Leute im Betrieb. Achtzig Prozent des Umsatzes erwirtschaften sie durch Klimaschutz, pro Jahr begrünen sie rund zwanzig Dächer, etwa von Hotels, Bürogebäuden oder Firmen, und verbauen zwei Solaranlagen pro Monat – ohne annähernd die Nachfrage decken zu können. „Endlich tut sich was“, sagt Ewald.

Kleinere Teile liefern sie mit zwei Lastenrädern aus. Zur Flotte gehören auch fünf umgerüstete E- und gasbetriebene Transporter, die schon als Lautsprecherwagen beim Klimastreik 2019 in Hannover zum Einsatz kamen. Ehrensache sei es, die Bewegung zu unterstützen, sagt Ewald. Die Zuversicht, dass die Krise noch abzuwenden ist, zieht er aus einer Erkenntnis: „Für den Optimisten steckt im Problem immer schon die Lösung – und jetzt ist die Zeit, sie umzusetzen.“

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