Wegweiser

Konrad

Rückepferd Konrad schont den Wald und ist günstiger als der Schlepper
Konrad

Konrad stemmt seine 780 Kilo Kampfgewicht ins Geschirr. Er zerrt, dampfend vor Kraft, mit so starkem Ruck an einem Fichtenstamm, dass der krachend über eine Wurzel schießt. Konrad ist zwölf Jahre alt und ein Rückepferd, sein Arbeitsplatz ist der Forst.

Je nach Gelände, Baumbestand und Art der Bewirtschaftung ist der fuchsbraune Wallach mechanischen Geräten überlegen. Dann arbeitet er günstiger als der Schlepper und schneller als die Seilwinde. Der entscheidende Vorteil aber ist sein ökologischer Hufabdruck: Konrad verletzt den Waldboden kaum, anders als die tonnenschweren Forstfahrzeuge. Unter ihren Rädern verdichtet sich der Boden so stark, dass er kaum mehr Wasser aufnehmen kann und der natürliche Stoffkreislauf gestört wird. Die ökologische Forstwirtschaft zieht deshalb meist das Rücken per Pferd vor.

Würde Konrads Besitzer Kay Stolzenberg eine Seilwinde nutzen, müsste er bei jedem Baum, der im Weg steht, zur Winde gehen, sie anhalten, das Seil lösen, erneut anlegen und die Winde dann wieder ein paar Meter ziehen lassen  bis zum nächsten Hindernis. Da arbeitet er lieber mit Pferdestärke. Er gibt einen knappen Befehl, Konrad macht einen Schritt zur Seite, zieht kräftig an und schon ist der Stamm am Baum vorbei. Das spart Zeit – und die ist trotz des romantischen Ambientes auch im Wald Geld wert: Fünfzig Euro kostet Konrad pro Stunde, ein Schlepper fast das Doppelte.

Die Hauptaufgabe des Kaltblüters ist es, Stämme aus dem Unterholz zur nächsten Rückegasse oder Sammelstelle zu ziehen, wo sie zum Transport verladen werden. Bei jedem Gang bewegt Konrad rund siebzig Prozent seines Körpergewichts. Der tierische Forstarbeiter ist sehr gefragt, da in ganz Niedersachsen nur zwei Betriebe mit Pferden arbeiten. Doch Konrad lässt sich nicht hetzen: Bei ruppigem Umgang streikt der sensible Wallach. Da lernt man schnell, die eigene Stimmung im Zaum zu halten.

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