Wegweiser

Tobias Weber-Andersen

„Ich will den Menschen den Respekt vor dem Wasser in Erinnerung rufen.“
Tobias Weber-Andersen

Das Wasser ist Tobias Weber-Andersens Zuhause. Der 41-jährige Däne wollte nie woanders sein als draußen auf dem Wasser, zwischen den Wellen – beim Schwimmen, Windsurfen, Wellenreiten und Kajakfahren. „Wasser ist meine große Liebe“, sagt er. Rund um diese Liebe hat er sein Leben aufgebaut, bis vor zwei Jahren leitete er einen Kajakverleih in Kopenhagen. Dabei trieb ihn die zunehmende Verschmutzung der Flüsse und Meere um. „Auf der Oberfläche sieht alles ganz gut aus, zumal hier in Dänemark“, sagt er. „Aber wenn man rausfährt in die Hafenecken, die kleinen Kanäle und uneinsehbaren Ufer, sieht man all den Dreck.“ Plastik in allen Farben und Formen schwimme da, achtlos weggeworfene Kleidung, Möbel, Autoteile – die ganze Palette des Zivilisationsmülls.

Weber-Andersen begann, eines seiner Kajaks kostenlos zu verleihen – wenn die Kunden im Gegenzug versprachen, Müll einzusammeln und das in den sozialen Netzwerken zu dokumentieren. „Trash Hunt“, Mülljagd, nennt er das. Die Idee nahm schon im ersten Sommer Fahrt auf. „Nach fünf Monaten hatten die Freiwilligen fünf Tonnen Müll gesammelt – und das nur im Hafen von Kopenhagen“, sagt er. Im zweiten Jahr bot er drei Kajaks auf diese Weise an, mittlerweile sind vierzig „GreenKayaks“ in Dänemark, Irland, Norwegen, Schweden und Deutschland unterwegs, 4532 Menschen haben mit ihnen in diesem Sommer Müll aus dem Wasser gezogen. In Hamburg, wo das Projekt im April startete, wurden bislang 1500 Kilogramm Müll aus der Alster und ihren Kanälen, aus der Gose Elbe und der Bille gefischt.

Bei seinem Projekt arbeitet Weber-Andersen in allen fünf Ländern mit Kajakverleihern, anderen Unternehmen und lokalen Umweltbehörden zusammen. Und er hat Großes vor: „Ich will ein internationales Netzwerk von GreenKayaks aufbauen und den Menschen den Respekt vor dem Wasser in Erinnerung rufen“, sagt er. Anfragen aus den USA, Kanada und verschiedenen asiatischen Ländern spornten ihn an. Einen Nachteil allerdings hat das Projekt: Weber-Andersen sitzt nun öfter am Schreibtisch, als mit dem Kajak übers Wasser zu gleiten. Doch das sei ihm seine große Liebe wert, sagt er.

Tobias Weber-Andersen