Mit einer aufwendigen Imagekampagne versucht die BMW Group derzeit erneut, sich als besonders nachhaltig zu profilieren. Auffallend grüne Werbeanzeigen, die einen Kaktus in Nahaufnahme zeigen, veranschaulichen jedoch vor allem das Täuschungsmanöver „Greenwashing“. Der Konzern wirbt mit vagen Umweltzielen und einem sympathischen Nachhaltigkeitsprojekt, das noch nicht einmal marktreif ist, um ein besseres Image, während er weiterhin schwere Umweltschäden verursacht und gegen Klimaziele lobbyiert.

„Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit wollen wir verstärkt nachwachsende Rohstoffe zur Produktion von Fahrzeugteilen verwenden“, schreibt BMW – ein typischer Werbetrick, wie ihn in ähnlicher Weise Konzerne mit problematischer Umweltbilanz immer wieder einsetzen. Man verkündet, sich „auf den Weg“ zu machen und nimmt sich für eine unbestimmte Zukunft „mehr Nachhaltigkeit“ vor, brüstet sich aber schon heute mit diesen Zielen. Das Versprechen, „verstärkt nachwachsende Rohstoffe zur Produktion von Fahrzeugteilen verwenden zu wollen“, mag flüchtigen Lesenden positiv erscheinen, ist aber windelweich formuliert. Dass BMW mit Partnern an Sitzbezügen forscht, „die teilweise aus pulverisierten Kaktusfasern bestehen“, ist für die aktuelle Umweltperformance des Unternehmens und alle heute verkauften Modelle von BMW, Mini oder Rolls Royce völlig irrelevant.

Und während BMW sich als ökologischer Vorzeigekonzern inszeniert, torpediert er aktiv die europäischen und globalen Klimaziele. Noch vor zwei Jahren hatte Vorstandschef Oliver Zipse auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in München erklärt, sein Unternehmen zum „nachhaltigsten Autohersteller der Welt“ machen zu wollen. Nun nutzte er den gleichen Anlass, um gegen das EU-Verbot für neue Benzin- und Dieselautos ab 2035 zu polemisieren. „Ich halte die politische Vorgabe zum Verbrenner-Aus für fahrlässig“, sagte er im Vorfeld der Messe dem „Handelsblatt“. Weil Rohstoffe fehlten, mache sich Europa von Importen abhängig und politisch erpressbar. „Und wo laden all die Menschen die E-Autos?“, fragt er naiv. Tatsache ist, dass derzeit angesichts eingebrochener E-Auto-Verkäufe sogar ein Überangebot an Ladesäulen besteht. Statt sich mit voller Kraft für die Lösung der Probleme auf dem Weg zur E-Mobilität einzusetzen, stellt Zipse mühselig ausgehandelte Klimaschutzkompromisse infrage.

Dabei galt BMW einmal als europäischer Vorreiter der E-Mobilität: Mit dem i3 hatten die Münchner vor zehn Jahren eines der ersten komplett elektrisch konzipierten Modelle auf den Markt gebracht, mittlerweile soll der Konzern 15 Prozent seines Absatzes mit Stromern machen. Nun droht er den Anschluss zu verlieren: Während in China die E-Mobilität aufgrund staatlicher Hilfen rasant wächst – mehr als die Hälfte der weltweiten Neuzulassungen entfallen nun auf das Land – und die meisten Konkurrenten ein Ausstiegsdatum für Verbrennermotoren beschlossen haben, möchte BMW sich partout nicht festlegen.

Eine Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH), die von dem Konzern angesichts der eskalierenden Klimakrise drastische Schritte zur CO2-Reduzierung und ein Verbrenner-Aus ab 2030 fordert, wurde zwar vom Münchner Verwaltungsgericht abgelehnt. Doch die Organisation zieht nun vor den Bundesgerichtshof – und verweist auf das weitreichende Klimaschutz-Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2021. Allein die in 2021 von BMW verkauften Verbrennerfahrzeuge werden laut Berechnungen der DUH während ihrer Laufzeit mehr als 62 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen, argumentiert die Umweltschutzorganisation. Das sei deutlich mehr, als zum Beispiel ein Land wie Portugal insgesamt emittiere.

In seiner Kaktus-Werbekampagne bezieht sich BMW auch auf die angestrebte „Zirkularität“ seiner Produktion. Die Worte RE:DUCE, RE:USE, RE:CYCLE, RE:THINK umgeben kreisförmig den Slogan, die Münchner erklären, ihre Fahrzeuge schon heute zu dreißig Prozent aus recycelten Materialien fertigen und diesen Wert „kontinuierlich steigern“ zu wollen. Allerdings wollte sich das Unternehmen auf Nachfragen der Süddeutschen Zeitung auf verbindliche Ziele nicht festlegen und blieb so unkonkret wie in der Werbung: „Die BMW Group will den Anteil der Sekundärmaterialien perspektivisch in ihren Produkten kontinuierlich erhöhen.“

Dabei ist der Autobauer nicht untätig: In Parsdorf bei München hat er gerade erst ein „Kompetenzzentrum“ und Pilotwerk eröffnet, mit dem Ziel, vollständig kreislauffähige Batteriezellen zu entwickeln und zu erproben. Sie sollen in einer für 2025 angekündigten „Neuen Klasse“ von Elektrofahrzeugen verbaut werden – die laut BMW dreißig Prozent mehr Reichweite und Ladegeschwindigkeit erreichen. Die Recyclingfähigkeit ist wichtig, da der Konzern schon jetzt Probleme mit der umwelt- und sozialverträglichen Beschaffung von Batterie-Rohstoffen hat. Das kann aber kein Vorwand sein, das Verbrennerverbot immer weiter hinauszuzögern.

Schließlich kollidiert das Verbrennen fossiler Treibstoffe, die vor Millionen Jahren entstanden sind, fundamental mit dem Konzept von Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Auf der Kampagnen-Website verspricht der Konzern in einem Video, „100% klimaneutral bis 2050“ zu sein. Ein erschreckend unambitioniertes Ziel, denn bis 2050 muss die gesamte EU klimaneutral sein – und Deutschland bereits im Jahr 2045. Angesichts der rapiden Erwärmung ist selbst das viel zu spät, um das 1,5-Grad-Ziel der Erwärmung einzuhalten.

Vor diesem Hintergrund ist die Kaktuswerbung vor allem eins: eine Verbrauchertäuschung.

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