Werbeslogans bleiben ja seltsamerweise oft gerade dann hängen, wenn sie besonders unsinnig sind („Wohnst du noch oder lebst du schon?“, „Sie baden grade Ihre Hände darin“, „Für das Beste im Mann“). Auch der Fastfoodkonzern McDonald’s („Ich liebe es“) setzt nun wieder einmal auf den Gaga-Effekt und wirbt seit Wochen mit dem Spruch „I am beautiful“ ausgerechnet für – Müll. Zu sehen sind zerknitterte Softdrink-, Fritten- oder Eisverpackungen, typischer Fastfoodabfall also. „Getränkebecher, Pommesbox & Co. werden so selbst zu Nachhaltigkeits-Botschaftern“, erklärt das Unternehmen auf seiner Website, schließlich würden die „ordnungsgemäß entsorgten“ Becher recycelt und zu „Happy Meal“-Büchern für Kinder verarbeitet. What?

„Müll als etwas Schönes darzustellen – dieses Greenwashing-Level muss erstmal jemand übertreffen“ – so kommentierte nicht etwa eine Umweltschutzorganisation die Kampagne, sondern Verena Gründel, die Chefredakteurin der Zeitschrift „Werben & Verkaufen“. „Stop calling trash beautiful“ (Hört auf, Müll als schön zu bezeichnen) erboste sich der Mehrwegbecher-Verteiler Recup. Wenn man allerdings auf die Kampagnen-Website von McDonalds klickt, erscheint erstmal alles plausibel und vorbildlich: Es gibt bei McDonalds keine Trinkhalme und keine Kunststoffdeckel für Einwegbecher mehr, erfährt man dort, der Konzern habe auf der „Reise zu mehr Nachhaltigkeit“ in den letzten Jahren bereits 3680 Tonnen Plastik eingespart und dergleichen mehr.

Wen das aufwendig präsentierte Öko-Selbstlob irritiert, dem sei die Analyse der Deutschen Umwelthilfe (DUH) empfohlen, die die Werbekampagne nach Strich und Faden auseinandernimmt. Laut den Recherchen bestehen die in England hergestellten Happy-Meal-Bücher lediglich zu vierzig Prozent aus alten Mehrwegbechern – während neue Becher aus energie- und ressourcenaufwendig gewonnenen Frischfasern gefertigt werden. „Verzichtbarer Einwegmüll wird nicht sinnvoller, nur weil man daraus etwas anderes herstellen kann“, sagte der DUH-Kreislaufwirtschaftsexperte Thomas Fischer. „Der Wechsel von Einwegplastik auf Papier führt zu keinem Gramm weniger Abfall“, so die Organisation, sondern „erhöht sogar den Ressourcenverbrauch und hat die Abholzung von Bäumen zur Folge“.

Eine Greenpeace-Recherche hatte im Januar gezeigt, dass die seit Jahresbeginn geltende Mehrwegangebotspflicht für Fastfoodketten und Lieferdienste nur unzureichend umgesetzt wird. McDonald’s und Burger King zum Beispiel boten nur Getränke und Eis in Mehrwegverpackungen an, während andere Gerichte weiterhin ausschließlich in Einwegverpackungen zu haben waren, auch beim Vor-Ort-Verzehr. Und die bei McDonald’s – pflichtgemäß – angebotenen, aber kaum beworbenen Mehrwegbecher sind besonders unpraktisch, weil sie nur bei McDonald’s selbst zurückgegeben werden können – hier ist der Konkurrent Burger King weiter, der am „Recup“-System teilnimmt, sodass man leere Becher bundesweit auch in den Filialen anderer Anbieter abgeben kann.

Dass McDonald’s gerade in dieser Zeit mit seiner schrägen Abfall-Kampagne an die Öffentlichkeit geht, erscheint angesichts der Bemühungen von Umweltgruppen und Politik, Mehrwegsysteme voranzubringen, besonders perfide. „McDonald’s gehört in Deutschland zu den ganz großen Klima-, Müll- und Umweltsündern“, kritisiert die DUH. „Die Fastfoodkette war 2021 für einen mehr als 44.000 Tonnen schweren Verpackungsmüllberg und bundesweit in der Umwelt entsorgte Getränkebecher und Speiseverpackungen verantwortlich.“ Anstatt Einweg grün zu färben und „den Klima- und Umweltschutz zu hintertreiben“ solle McDonald’s konsequent auf wiederverwendbare Verpackungen setzen.

Dass das geht, zeigt ein Blick nach Frankreich. Weil es gesetzlich vorgeschrieben ist, bietet McDonald’s dort inzwischen für den Vor-Ort-Verzehr Mehrweggeschirr an. „McDonald’s betreibt offenbar nur dann echten Umweltschutz, wenn es per Gesetz gezwungen wird“, kommentierte die DUH.

„Wir sind überzeugt davon, dass, wenn wir alle unsere Ressourcen ein wenig mehr wertschätzen, wir gemeinsam einen echten Unterschied machen können“, lässt sich Tomasz Debowski, Marketingvorstand von McDonald’s Deutschland, auf der Website des Unternehmens zitieren. Niemand hindert das Unternehmen daran, damit ernst zu machen.

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