Liebe Leserinnen und Leser,

vom Silicon Valley bis nach Zürich: Das kollektive Schwanken etlicher Geldinstitute brachte vergangene Woche Olaf Scholz in der Rolle des Beruhigenden auf den Plan: Eine Finanzkrise wie 2008 sei nicht zu erwarten. „Wir leben in einer völlig anderen Zeit“, versicherte der Kanzler im Gespräch mit dem Handelsblatt. Zwar stabilisierte sich die Lage zum Wochenende tatsächlich, ein schales Gefühl bleibt trotzdem – und die erneute Lehre, den Finanzsektor stets mit einem wachsamen Auge zu beobachten.

Genau dazu rufen Klimaaktivsten in den USA am morgigen Dienstag auf. In mehr als 90 Städten sind unter dem Motto „Stop Dirty Banks“ Demonstrationen gegen Investitionen großer Finanzkonzerne in die fossile Industrie geplant. Das Besondere: Ganz vorne stehen die älteren Generationen. Organisiert wurde der Protest von Third Act, einer Ü-60-Klimaschutzgruppe. „Ältere Menschen haben Geld und strukturelle Macht“, sagt Gründer und Mitorganisator Bill McKibben gegenüber dem Guardian. „Wir müssen jungen Menschen zeigen, dass wir hinter ihnen stehen.“

In diesem Sinne starten wir in die neue Woche – doch natürlich nicht ohne die dazugehörige Presseschau. Los geht’s!

Unbekannte Orchidee versteckte sich vor aller Augen

Meldung, 1 Minute Lesezeit

Mit mehr als 30.000 Arten gehören die Orchideen zu den vielfältigsten Pflanzenfamilien. Und jedes Jahr werden zahlreiche Spezies neu beschrieben. Dass eine bislang unbekannte Spezies jedoch ausgerechnet in Japan auftaucht, überraschte Botaniker dann aber doch: Die Flora des Landes gilt als sehr gut untersucht. Und trotzdem verbarg sich Spiranthes hachijoensis vor aller Augen, wie Kenji Suetsugu von der Universität Kobe und sein Team im „Journal of Plant Research“ schreiben. Unter anderem blüht Spiranthes hachijoensis einen Monat früher als ihre Verwandte. Ihre Blüten sind klein und weiß oder rosa bis violett, spiralförmig um den zentralen Stängel angeordnet, öffnen sich aber schwächer und weniger gekrümmt, meldet das Spektrum Magazin

Hitze, Inflation und der Genweizen

Kolumne, 3 Minuten Lesezeit

In Argentinien sind Anbau und Vertrieb von Genweizen seit Mai 2022 erlaubt. Jetzt weiß in der Bäckerei niemand mehr, was eigentlich im Brot steckt. Bis Mai 2022 kontrollierte das Nationale Saatgut-Institut (Inase), dass sogenannter HB4-Weizen nicht mit anderem konventionellen Weizen vermischt wird. Nachdem das Landwirtschaftsministerium die Kommerzialisierung des transgenen Weizens genehmigte, war damit Schluss. Richtig verärgert reagierte die Gesellschaft für Ernährung und echte Lebensmittel (Sanar). „Da werden Innovationen in der Lebensmittelindustrie kommuniziert, aber sie zielen nicht darauf ab, die Qualität der Lebensmittel zu verbessern oder auch nur irgendeine Art von Kontrolle hinzuzufügen“, sagt Ignacio Porras von Sanar gegenüber taz.de

Waldmonitoring aus dem All

Hintergrund, 4 Minuten Lesezeit

Erfahrungen zeigen, dass eine engmaschige Kontrolle und vorausschauendes Bewirtschaften der Waldbestände wichtiger werden. Damit schlägt auch die Stunde des satellitengestützten Waldmonitorings: Mit den Aufnahmen lässt sich zum Beispiel voraussagen, wo sich Schädlinge als Nächstes ausbreiten. Das ist aber nur eine mögliche Nutzung. Mit Blick auf den Klimawandel ist etwa die Frage nach der Kohlenstoffbilanz eines Waldes relevant – entsprechende Methoden entwickelt derzeit die Raumfahrtagentur ESA. Sogar illegaler Einschlag kann entdeckt werden: Ein neu entwickeltes Tracking-Verfahren setzt auf Codes an den Baumstämmen, die den genauen Entnahmestandort verraten. Die Auswertung der Satellitendaten zeigt, ob an diesem Ort tatsächlich nur die gemeldete Anzahl an Bäumen gefällt wurde oder ob es zu einer größeren, potenziell illegalen Holzentnahme kam. Näher mit dem Thema beschäftigt hat sich der Standard

Heuschrecke hat größtes Insekten-Genom

Hintergrund, 2 Minuten Lesezeit

Die Gefleckte Schnarrschrecke ist die neue Erbgut-Rekordhalterin – sie hat das größte Genom aller Insekten. Die in den Alpen heimische Heuschrecke besitzt über 21 Milliarden Basenpaare und damit siebenmal mehr als wir Menschen. Warum genau ihr Genom und das einiger anderer Heuschrecken-Arten so groß ist, bleibt jedoch unklar. Wissenschaftlern zufolge sind weiterführende, sequenz-basierte Genomstudien nötig, um dem Rätsel auf die Schliche zu kommen. In Zukunft sollen außerdem mehr Arten aus unterschiedlichen Regionen untersucht werden. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir durch die Untersuchung dieser Extreme auch noch viel über die Funktion unserer menschlichen Genome lernen werden“, so Oliver Hawlitschek vom Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels. Es berichtet scinexx

Globaler Verlust von Bergwäldern

Hintergrund, 2 Minuten Lesezeit

Bergwälder sind Refugien für viele seltene Tier- und Pflanzenarten, doch sie sind bedroht. Wie sehr, zeigt nun eine globale Erhebung, die den Verlust von Bergwäldern seit dem Jahr 2001 untersucht hat. Demnach sind in den letzten rund 20 Jahren 78,1 Millionen Hektar an Bergwald verloren gegangen; dies entspricht mehr als sieben Prozent des Gesamtbestands. Zudem hat sich der Bergwaldverlust seit 2010 noch einmal um mehr als das Eineinhalbfache beschleunigt; in den besonders artenreichen Bergwäldern der Tropen hat sich der Waldverlust sogar verdoppelt. Hauptursachen sind die gezielte Rodung, Waldbrände und das Vorrücken von Anbauflächen in immer höhere Lagen. Details hat wissenschaft.de

Energieexperte Vaclav Smil: Wie die Welt wirklich funktioniert

Buchrezension, 4 Minuten Lesezeit

Gerade erst hat uns die Coronapandemie gelehrt, dass sich Wissenschaftler mit herausragender Expertise nicht ohne Weiteres auf eine scheinbar so simple Frage wie die nach dem Nutzen von Gesichtsmasken einigen können. Und da will uns einer erklären, „Wie die Welt wirklich funktioniert“, so der Titel von Vaclav Smils neuem Buch. Der renommierte Experte für interdisziplinäre Fragen zu den Themen Energie, Umwelt, Nahrung, Bevölkerung, Wirtschaft und Geschichte versucht es, indem er den Blick auf die großen Zusammenhänge richtet – nicht aus philosophischer, sondern aus pragmatischer Sicht. Smil erklärt uns, wovon die Welternährung abhängt, woraus und womit wir bauen, inwiefern die Globalisierung nützlich ist und auch was die echten Risiken der Menschheit sind. Eine Rezension seines Werks gibt es beim Freitag