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Umweltallianz: Versicherer müssen Klimaschutz vorantreiben

Umweltinitiativen fürchten weltweit, dass der Klimaschutz zum Opfer der Corona-Krise werden könnte. Ein Bündnis von Umweltinitiativen sieht die Pandemie als Chance, um den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft zu beschleunigen. London/München (dpa) - Ein Bündnis von 25 Umweltinitiativen auf vier Kontinenten setzt die Versicherungsbranche unter Druck, trotz der Corona-Krise den Klimaschutz voranzutreiben. In einem gemeinsamen Brief an die Versicherungsverbände weltweit fordert die Klimaallianz Unfriend Coal die Branche auf, ihr großes finanzielles Gewicht für eine klimafreundliche Wiederbelebung der Wirtschaft nach der Corona-Krise in die Waagschale zu werfen. Außerdem fordern die Umweltinitiativen die Versicherungsbranche auf, «ihr eigenes Haus in Bezug auf die Klimakrise in Ordnung zu bringen», wie es in dem am Donnerstag in London veröffentlichten Schreiben heißt. Versicherungen sollten aus Kapitalanlagen in fossile Energien aussteigen und keinen Versicherungsschutz für die Öl- und Gasbranche mehr anbieten. Beteiligt an dem Umweltbündnis sind Gruppen aus Asien, Australien, Europa und den USA, aus Deutschland die Initiative Urgewald. «Während Covid-19 die Welt im Griff hat, darf die Versicherungsindustrie die größte Bedrohung unseres Planeten nicht aus dem Blick verlieren: die Gefahr eines nicht mehr beherrschbaren Klimakollapses», heißt es in dem Brief. Die gigantischen Hilfsprogramme von Regierungen und Zentralbanken zur Bewältigung der Corona-Krise seien eine «historische Chance für einen gerechten und grünen Umbau der Wirtschaft.» Das Klimabündnis zielt damit auf die Hilferufe von Energiebranche, Autoherstellern und Luftfahrtunternehmen. Klimaschädliche Branchen sollten nach Meinung der Umweltschützer nicht mit Hilfsprogrammen gestützt werden. Umweltschützer setzen seit einigen Jahren Versicherungen in Sachen Klimaschutz unter Druck, weil sie über zwei große Hebel verfügen: Neben dem eigentlichen Versicherungsgeschäft sind auch die Kapitalanlagen der Branche von großer Bedeutung für die Weltwirtschaft. Allein die Allianz als größer europäischer Versicherer hatte vor Beginn der Corona-Krise gut zwei Billionen Euro fremdes und eigenes Geld angelegt. Der Dax-Konzern hat gemeinsam mit anderen Versicherern und institutionellen Kapitalanlegern die Net Zero Asset Owner Alliance ins Leben gerufen, einen Zusammenschluss von Unternehmen, die bis 2050 ihre Portfolios klimaneutral umstellen wollen. Die Münchner hatten gemeinsam mit mehreren Dutzend weiteren Unternehmen am Montag für klimafreundliche Corona-Konjunkturprogramme plädiert.