Wegweiser

Franziska Herren

„Es muss aufhören, dass Steuergeld die Umweltzerstörung finanziert.“
Franziska Herren

Für Trinkwasser, das den Namen verdient

Die Schweiz ist ein Quellbrunnen Europas: Ihre Seen und Gletscher umfassen sechs Prozent der europäischen Süßwasserreserven, speisen viele Flüsse und versorgen Millionen Menschen. Seit 2015 setzt sich Franziska Herren aus dem Dorf Wiedlisbach zwischen Bern und Basel dafür ein, dass dieser nasse Schatz sauber bleibt, „denn die Versorgung Europas bedeutet große Verantwortung“, sagt die Wasseraktivistin. Die 54-Jährige gründete den Verein „Sauberes Trinkwasser für alle“. Ihr Ziel: die Landwirtschaft so umzubauen, dass keine Pestizide, keine Gülle und keine antibiotikaresistenten Keime mehr in die Gewässer gelangen.

Denn im Grundwasser verzeichnen Messstellen regelmäßig Verunreinigungen – das passt nicht zum Image des Landes der klaren Bergbäche. So wurden 2020 in zwölf Kantonen die Grenzwerte für ein möglicherweise krebserregendes Fungizid überschritten.

Manche Brunnen mussten geschlossen werden. „Wenn man die Werbebilder von glücklichen Bauern und Tieren prüft, springen einem die Missstände entgegen“, sagt Herren, deren Engagement bei einem Spaziergang geweckt wurde. Unterwegs hörte sie eine Kuh brüllen, der man ihr Kalb weggenommen hatte – wie es sogar auf Biohöfen üblich ist. Die ehemalige Fitnesstrainerin war erschüttert, recherchierte und las von weiteren Problemen in der Landwirtschaft. So kam sie zum Thema Wasser, das durch intensive Landwirtschaft verschmutzt wird. „Agrarsubventionen finanzieren diese Umweltzerstörung mit.“ Sie gab ihren Job auf, widmete sich ganz dem Wasserschutz. Herren sammelte Spenden und 100.000 Unterschriften, brachte damit ihr Anliegen zur Volksabstimmung. Ihre Forderung: Von den umgerechnet 2,7 Milliarden Euro schweizerischen Agrarsubventionen sollen nur Höfe etwas haben, die ohne konventionelle Pestizide und Vorsorge-Antibiotika auskommen.

Die Agrarlobby tobte, Herren bekam Drohmails. Dann stimmten vierzig Prozent ihrer Landsleute für den Wasserschutz – zwar keine Mehrheit, aber für Herren der Auftrag, weiterzumachen. 

Franziska Herren