Hundertfünfzig Ausgaben – und kein bisschen altpapiergrau! Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass dieses Heft erstmals erschienen ist. Was wir uns wünschen? Alles Jute, natürlich. Erleben Sie mit uns noch einmal die Highlights: Im Jubiläums-Spezial erzählen Macherinnen und Macher persönliche Geschichten aus 25 Jahren Greenpeace Magazin.

Wir waren beide neu – das Greenpeace Magazin und ich. Ich an meiner Schule und das Magazin auf dem Pressemarkt. Aber das wusste ich nicht, als die erste Ausgabe – keine Ahnung, woher sie kam – in meinem Klassenzimmer auf einem Tisch lag. „Ökodiktatur“, stand in grünen Lettern mit zeittypischem Schattenwurf auf dem Titel. „Mit Gewalt die Erde retten?“ Das fand ich – 13 Jahre alt – so spannend, dass sich mir das rätselhafte Bild des Soldaten, der irgendwo im Wald etwas vermutlich Heldenhaftes zum Schutz der Lebensgrundlagen tut, einbrannte. Das Öko leuchtete mir sofort ein. Auf Diktaturen reagiere ich empfindlich, besonders auf solche für den guten Zweck. Die „Diktatur des Proletariats“ und meine Zeit als „Pionierin“ waren erst drei Jahre her. Ökodiktatur – die innere Spannung des Wortes übertrug sich sofort. Ich schnappte mir das Heft – und las.

Es muss noch in der siebten Klasse gewesen sein, dass ich beschloss Greenpeace-Aktivistin zu werden. Vielleicht war es in der neunten, dass ich es noch vielseitiger fand, als Journalistin über die Umwelt – und andere Themen – zu berichten. Als ich 2009 beim Greenpeace Magazin anheuerte, schloss sich ein Kreis.

Wenn ich die erste Ausgabe mit dem unbekannten Soldaten heute in die Hand nehme, sehe ich ein dramatisches Schwarz-Weiß-Foto unserer Vorgänger, die versprechen: „Das neue GPM wird als radikales Magazin für Umwelt und Politik unsere Botschaft verstärkt auch außerhalb der Organisation verbreiten.“ Leider stellen sich beim Blättern mehr und mehr Déjà-vu-Effekte ein: Vom Klimawandel, Stickoxiden und Regenwaldrodung war auch damals die Rede; und davon, dass die Menschheit von wichtigsten Einsichten „noch weit entfernt“ sei. Manche Prognosen waren zu düster, andere zu optimistisch. Einzig der Atomausstieg ist – einen Super-GAU später – beschlossene Sache.

Vielleicht ist es da verständlich, dass auch die Idee einer Ökodiktatur – im Sinne eines Handlungsbeschleunigers – nicht totzukriegen ist. Erst in der Ausgabe 6/18 schlug der ehemalige Generalsekretär des Club of Rome im Gespräch mit meinem Kollegen Bastian Henrichs und mir eine „technokratische Führung“ vor, „die schwierige Entscheidungen im Interesse aller trifft“. Daraufhin haben wir – zu Recht – besorgte Leserbriefe erhalten. Die beste Antwort darauf findet sich, wie ich meine, in diesem nun fast 26 Jahre alten Magazin vom März 1993: Ökologie funktioniert nur mit Vielfalt. „Diktatur ist im Kern unökologisch – das ist der unauflösliche Widerspruch der Ökodiktatur.“