Und jetzt alle! Sie halten beeindruckende Reden, erfinden klimafreundliche Technik, kämpfen gegen Naturzerstörung, Plastikmüll oder Tierquälerei – und sind nicht mal 15 Jahre alt. In Ausgabe 1.22 des Greenpeace Magazins stellen wir engagierte Kinder aus aller Welt vor. Hier geht es zu den weiteren Mädchen und Jungen, mit denen wir gesprochen haben.

© Ronky Adegbile © Ronky Adegbile

Deborah Adegbile, 14,

aus Lagos, Nigeria, verklagt Länder, weil sie nicht genug gegen die Klimakrise tun, und kämpft für den Schutz der Meere

Bei uns in Lagos wird die Regenzeit von Jahr zu Jahr heftiger. Teilweise kam ich nicht mehr zur Schule gehen, weil der Weg dorthin überflutet war. Das hat es so früher nie gegeben, haben mir meine Eltern erzählt. Inzwischen sind wir in ein höher gelegenes Haus gezogen. Ich wusste also genau, wie sehr die Klimakrise weltweit das Leben von Kindern berührt, als wir gemeinsam mit Greta Thunberg vor der UN-Kinderrechtskommission unsere Klage einreichten. Wir wollten Staaten wie Deutschland oder Brasilien zur Verantwortung ziehen, weil sie nicht genug gegen die Klimakrise unternehmen. Sie wurde leider nicht angenommen. Wir müssten die Länder einzeln vor Gericht bringen, heißt es. Jetzt überlegen wir – sechzehn Kinder und Jugendliche aus der ganzen Welt –, wie es weitergeht. Mich ärgert besonders, dass diejenigen am meisten unter der Klimakrise leiden, die am wenigsten dazu beigetragen haben, vor allem die Armen. Das ist einfach ungerecht.

Die Klimakrise ist bei uns in Lagos nicht das einzige Problem. Die Luftverschmutzung ist so schlimm, dass ich mit neun Jahren Asthma bekam. Als ich zwölf war, hat meine Mutter mir von einer Jugendkonferenz in San Francisco erzählt, die von einer NGO für Meeresschutz organisiert wurde. Ich habe mich beworben und durfte daran teilnehmen. Dort habe ich Jugendliche kennengelernt, die vor Gericht für ein Verbot von Einwegplastik streiten, so kam ich mit der Klimaklage in Kontakt.

Meine Mutter arbeitet am Institut für Ozeanographie und die Verschmutzung durch Plastikmüll ist auch in Nigeria ein Riesenthema. Wir haben „Beach Cleanups“ organisiert, ich halte Reden dazu und nehme an Konferenzen teil, aber eigentlich müsste es natürlich viel, viel weniger Plastikflaschen und -tüten geben, um das Problem einzudämmen. Wir haben uns auch schon mit Online-Kampagnen an Pepsi oder Coca-Cola gewandt, damit die endlich etwas dagegen tun. Es liegt aber auch an jedem einzelnen, seinen Müll nicht einfach in die Gegend zu schmeißen.

Natürlich nerven wir auch einige, weil wir uns als Kinder einmischen. Aber schließlich geht es um unsere Zukunft und die betrifft ja auch die Erwachsenen. Ehrlich gesagt kann ich nicht behaupten, dass ich dabei bislang sehr erfolgreich war. „Work in Progress“ trifft es am besten. Auf jeden Fall will ich später Rechtsanwältin werden, um mich für das einzusetzen, was mir wichtig ist.“

© Gianfranco Tripodo© Gianfranco Tripodo

Antonio García Vicente, 14,

aus Villanubla in Spanien gründete micht acht Jahren einen Computerclub und bringt seither anderen Kindern das Programmieren bei – damit sie ihre digitale Welt selbst gestalten können

„Programmieren verleiht mir Superkräfte. Ich habe nicht nur gelernt, wie und warum bestimmte Dinge funktionieren, sondern kann etwas komplett  Neues schaffen! Ich wünsche mir, dass alle Kinder das erleben können. Alle Schulen sollten genug Mittel für ihre digitale Ausstattung bekommen. In Spanien sind Privatschulen finanziell leider oft sehr viel besser aufgestellt als die öffentlichen. Das darf nicht sein. Alle Kinder müssen die  gleichen Chancen haben, ganz egal, wie viel Geld ihre Eltern verdienen, ganz gleich, ob sie wie ich in einem kleinen Dorf auf dem Land oder in einer Großstadt leben. Das sage ich auch den Politikern und anderen wichtigen Menschen, die ich manchmal auf Kongressen treffe. Sie hören mir tatsächlich zu. Das ist natürlich ein Privileg. Wer etwas bewegen will, weiß ja normalerweise gar nicht, an wen er sich wenden kann. Um das zu  ändern, habe ich mit meiner Schwester Noelia und meinem Freund Dani die Internet-Plattform „JoinUs4ThePlanet“ gegründet. Über sie können  Menschen zu sammen finden, die etwas gegen die Umweltzerstörung tun wollen. Hier in Villanubla haben wir so die Reinigung eines vermüllten  Platzes und einen Wettbewerb für Recyclingkunst organisiert. Ich hoffe sehr, dass unser Netzwerk bald in ganz Spanien, vielleicht sogar in ganz Europa aktiv sein wird.“

© UNICEF/UN0506599/Fauzan Ijazah© UNICEF/UN0506599/Fauzan Ijazah

Ochi, 14,

aus West Papua, Indonesien, wünscht sich mehr Fairness und Respekt gegenüber jungen Mädchen und würde David Beckham gern etwas sagen

Ich bin selbst nie gemobbt worden, aber ich habe erlebt, wie das einem Klassenkameraden von mir passiert ist. Damals war ich nicht in der Lage, etwas dagegen zu tun, das hat mich sehr beschäftigt. Ich bin eigentlich ein eher stilles Mädchen und war auch immer ein wenig ungeschickt im Umgang mit anderen. Vor zwei Jahren habe ich an einem UNICEF-Programm teilgenommen, das Mädchen unterstützen und stärken sollte. Dabei habe ich meine Stärken und Schwächen besser kennengelernt. Ich weiß jetzt, dass ich ein sehr emphatischer Mensch bin und andere positiv beeinflussen kann. Jetzt weiß ich auch, wie ich mich am besten für Kinder einsetze, die angegriffen werden.

Es ist mir sehr wichtig, ein freundlicher Mensch zu sein, ein Segen für andere. Während der schlimmsten Zeit mit COVID 19 habe ich mit Kindern aus meiner Klasse online ganz viele positive Nachrichten verschickt, um andere aufzumuntern. Generell ist die Situation für junge Mädchen hier aber nicht einfach. Viele von uns werden sehr früh verheiratet. Es gibt sexuellen Missbrauch, auch online, und Cybermobbing. Ich kämpfe dafür, dass unsere Stimmen besser gehört werden und man uns endlich ernst nimmt. Dafür sind solche Programme, wie ich sie absolviert habe, sehr wichtig. Sie geben uns Selbstvertrauen und Mut. Ich versuche, das auch an meiner neuen höheren Schule, auf die ich jetzt gehen darf, weiterzugeben.

Später möchte ich Richterin werden. Ich mag es, unterschiedliche Argumente zu hören und dann gemeinsam Lösungen zu finden, mit denen alle zurechtkommen können. Ansonsten will ich viele Sprachen lernen und ganz viel von der Welt sehen: Brasilien, die USA, auch Deutschland. Und ich würde sehr gern einmal David Beckham treffen – der hat für unser UNICEF-Programm Geld gesammelt und auch selbst gespendet. Ich würde ihm gern sagen, wie wichtig das für mich war.“

Protokolle: Julia Macher, Fred Grimm

Weitere Geschichten zum Thema lesen Sie in unserer Ausgabe 1.22 „Und jetzt alle“. In diesem Schwerpunkt dreht sich alles um Kinder und wie wir ihre Zukunft schützen. Das Greenpeace Magazin erhalten Sie als Einzelheft in unserem Warenhaus oder im Bahnhofsbuchhandel, alles über unsere vielfältigen Abonnements inklusive Prämienangeboten erfahren Sie in unserem Abo-Shop. Sie können alle Inhalte auch in digitaler Form lesen, optimiert für Tablet und Smartphone. Viel Inspiration beim Schmökern, Schauen und Teilen!

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