Malaika Mihambo, 29, Weitsprung-Weltmeisterin 2019 und 2022, Olympiasiegerin 2021,
studierte Umweltwissenschaften und ermöglicht mit ihrer Herzsprung-Stiftung Kindern sportliche Teilhabe und Umweltbildung
„Jeder, der sich leidenschaftlich für Umwelt- und Klimaschutz einsetzt, stößt oft an seine Grenzen und muss Niederlagen einstecken. Wie beim Sport muss man für seine Ziele viel tun, und das jeden Tag. Der Sport lehrte mich, mit Rückschlägen umzugehen – etwa in diesem Jahr, als ich wegen einer Verletzung nicht an der Leichtathletik-WM teilnehmen konnte. Gerade dann ist es wichtig, dranzubleiben, nie zu resignieren und beim nächsten Wettkampf wieder alles zu geben. Das macht einen zum Stehaufmännchen, zu einem Marathonläufer, der stoisch und verbissen bis zum Ziel gelangt, egal, wie weit es entfernt ist.
An manchen Tagen aber spüre ich Ohnmacht, als hätte es keinen Sinn, auch nur einen Schritt zu tun. Ich wurde als Kind umweltbewusst erzogen und wusste schon früh, was der Klimawandel bedeutet. Ich dachte mir immer: Da muss doch jetzt mal etwas passieren! Und passiert ist dann so gut wie nichts. Als ich 2010 als Schülerin in der Menschenrechts-AG war, haben wir einen Thementag zu den UN-Millenniumszielen veranstaltet – und es hat mich fassungslos gemacht, wie die Menschheit da versagt. Diese Wut trage ich bis heute in mir. Und ich bin dankbar dafür. Weil ich weiß, dass wir die Krise ignorieren, wenn sie nichts in uns auslöst.
Mit meinem Verein „Herzsprung“ möchte ich Kinder nicht nur beim Sport unterstützen, sondern erreichen, dass sie mehr über Umweltthemen und über sich selbst lernen. Weil ich glaube, dass wir für eine gesunde Gesellschaft reflektierte Menschen brauchen. Klimaschutz geht für mich nicht ohne eine soziale, gerechte Welt.
Durch mein Studium der Umweltwissenschaften weiß ich, was die Natur in uns auslöst. Schon ein Landschaftsbild im Büro kann etwas Erholung bringen. Vor Kurzem bin ich näher an die Natur gezogen, ich möchte schnell ins Grüne können. Das Lichtspiel zwischen den Blättern, die Tiere, die Ruhe, die Waldgeräusche – ich liebe das. Ich fürchte, dass viele Menschen sich zu sehr von der Natur abgrenzen und sich nicht als ein Teil von ihr begreifen. Darum läuft auch so viel beim Umweltschutz schief. Wer die Natur zu lieben lernt, kann nur den Herzenswunsch haben, sie auch zu schützen. Leidet die Natur, leiden auch wir.“