Liebe Leserinnen und Leser,

vor einiger Zeit schickte mir meine Schwester ein Foto aus Leipzig. Auf einem alten Industrieareal hatte jemand ein buntes Graffito an die Wand gesprüht: Mut verändert alles.

Dieser Satz könnte das heimliche Motto meiner Heimatstadt sein. Denn es ist die Stadt, in der vor 35 Jahren zuerst eine Handvoll Leute und schließlich Hunderttausende halfen, eine Diktatur zu stürzen. Mit Kerzen gegen angedrohte Gewalt. Der Mut dieser Menschen veränderte tatsächlich alles. Ich war damals ein Grundschulkind und bin seitdem überzeugt, dass es Dinge gibt, die so wichtig sind, dass es sich lohnt, die Angst zu überwinden, sei es die Angst vor der unumstößlich erscheinenden Macht oder die ganz alltägliche Angst vor unmöglich erscheinenden Veränderungen.

Das Klima, die Artenvielfalt, die Freiheit, die Menschenrechte, unsere Zukunft auf diesem Planeten – ohne Mut und Entschlossenheit werden wir nichts davon retten. Zum Glück gibt es viele, die im Großen wie im Kleinen, hier wie in aller Welt, für eine bessere Zukunft eintreten. Diese „Mutmenschen“ beeindrucken uns und wir haben ihnen das neue Greenpeace Magazin gewidmet, das Sie ab sofort bestellen können.

Für diese Ausgabe haben wir zum Beispiel den Juden Shai Hoffmann und die Palästinenserin Nadine Migesel begleitet, die mit deutschen Jugendlichen über den Nahostkonflikt diskutieren und der Schwarz-Weiß-Welt der Sozialen Medien die schwer auszuhaltenden Graustufen der Wirklichkeit entgegensetzen. Wir haben mit der ukrainischen Juristin Maryna Slobodyanuk gesprochen, die mit Helm und kugelsicherer Weste russische Kriegsverbrechen dokumentiert, damit Gerichte Beweise haben. (Der Videoanruf endete mit einem Bombenalarm in Kiew und den Abschiedsworten: „Ich sollte besser in den Bunker gehen.“) Wir würdigen Brasiliens Umweltministerin Marina Silva, die ohne Rücksicht auf sich selbst für den Amazonas-Regenwald kämpft. Und wir stellen Menschen und Initiativen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg vor, die genau dort für die Demokratie eintreten, wo die AfD am stärksten ist. Und das Schöne ist: Das sind noch längst nicht alle Geschichten im neuen Heft.

Der Autor und Polit-Podcaster Friedemann Karig hat gerade ein Buch über Protest geschrieben. Es heißt „Was ihr wollt“. Im Interview erklärte er meinem Kollegen Thomas Merten und mir, wann genau der Mut der Vielen wirklich wirkt und wie wichtig Protest für Veränderung ist. (Spoiler: sehr wichtig!) Auf einer Mutskala von eins bis zehn, sagt Karig über sich selbst, sei er übrigens nur „eine solide Fünf“. Das macht nichts, glauben wir, denn von der Aktionskünstlerin Cesy Leonard haben wir bei unseren Recherchen gelernt, dass man Mut „wie einen Muskel“ trainieren kann. Neugierig? Zum Heft bitte hier entlang.

Wie immer haben wir natürlich auch andere Themen für Sie: Unser Reporter Tim Kalvelage hat Forschende nach Grönland begleitet, die untersuchen, welche klimatischen Kettenreaktionen das Tauen des Permafrosts auslösen könnte. Und Andrzej Rybak und Jonas Kako haben Menschen auf den Salomonen besucht, die nicht wissen, wohin, weil ihre Dörfer langsam im Meer versinken. In unserer Service-Rubrik erklären wir diesmal, woran man gutes Brot erkennt. Und in der „Auskunft“ beantworten wir unserer Leserin Astrid Luchtefeld die Frage, wie sinnvoll es ist, ein Elektroauto zu fahren, wenn man den ganz normalen deutschen Strommix „tankt“.

Es ist das vorvorvorletzte Greenpeace Magazin, bevor Mitte September schon das letzte erscheint. Die Zeit rast, Gelegenheiten werden rar. Also greifen Sie noch mal zu! (Und wenn Sie uns sowieso abonniert haben, dann an dieser Stelle allerherzlichsten Dank!)

Im Namen der gesamten Redaktion wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende.

Unterschrift

Katja Morgenthaler
Redakteurin