Liebe Leserinnen und Leser,

wer buchstäblich das Gras wachsen hört, gilt als besonders verbunden mit seiner Umwelt. Wir würden zum Wochenende gerne eine aktualisierte Version dieses Sprichworts etablieren – und zwar ganz konkret mit dem Klang von schmelzendem Eis. Aber von vorn: Wie die New York Times (Paywall) berichtet, lauscht ein kanadisches Forscherteam schon seit 2009 den Geräuschen der Eiskappe von Devon. Sieben Mikrofone zeichnen auf, wie sie almähnlich taut und sich dabei eine regelrechte Symphonie entfaltet. Das vorbeirieselnde Wasser erzeugt schwindelerregendes Dröhnen. Winzige Luftblasen explodieren in unaufhörlichem Knacken und Knallen.

Das ist in mehrfacher Hinsicht faszinierend: Einerseits können die Töne tatsächlich dabei helfen, die Geschwindigkeit des Abschmelzens besser vorherzusagen. Andererseits nutzen Forschende die Aufnahmen inzwischen, um dem Diskurs über die Klimakatastrophe einen klanglichen Kontext zu verleihen. Und nicht nur das: Es gibt sogar ganze Eisschmelz-Soundtracks. Die in diesem Bereich kreativen Künstlerinnen und Künstler wollen mit ihrer Musik dazu anregen, die eigene Beziehung zur Umwelt zu überdenken.

Für Spotify-User hat die New York Times eigens eine Playlist erstellt: „The Music of Ice“. Bei uns geht es sang- und klanglos weiter mit den Meldungen zum Freitag. Angenehme Lektüre!

Nationalpark in Albanien eröffnet

Bericht, 3 Minuten Lesezeit

Der albanische Fluss Vjosa ist nach mehr als zehn Jahren Kampagne offiziell zum Nationalpark erklärt worden. Trotz der schon weit gediehenen Pläne internationaler Investoren, die Vjosa mit Staudämmen zu „zähmen“, ist es Umweltschützern gelungen, die albanische Regierung umzustimmen. Jetzt habe der noch frei fließende Fluss, der in Griechenland entspringt und mit seinen Nebenflüssen ein einmaliges Flusssystem bildet, den höchst möglichen Schutz, sagten die Umweltschützer von EcoAlbania, Riverwatch, EuroNatur und der griechischen MedINA, die sich am Mittwoch zu einer Feier in Tepelena am Mittellauf des Flusses eingefunden hatten. Jetzt werde auch das Überleben von unzähligen Tier- und Pflanzenarten gesichert, heißt es bei taz.de

Neue Schlangenfamilie identifiziert

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Wissenschaftler von der Universität Helsinki haben eine neue Schlangenfamilie identifiziert – ein in der Taxonomie seltenes Ereignis. Die neue Familie trägt den Namen Micrelapidae und lebt in Afrika und dem Nahen Osten. Sie hebt sich sowohl genetisch als auch hinsichtlich ihrer Schädelmerkmale deutlich von den anderen Schlangengruppen ab. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich die Micrelapidae bereits vor 50 Millionen Jahren vom evolutionären Stammbaum der Schlangen abgespalten haben. Doch die neu identifizierte Familie ist nicht nur ziemlich alt, sondern auch klein. Ihr gehören gerade einmal drei Arten an, wobei nur zwei aus der Gattung Micrelaps stammen. Die dritte im Bunde ist die Art Brachyophis revoili. Details liefert scinexx

Die 15-Minuten-Stadt: Utopie oder machbar?

Hintergrund, 5 Minuten Lesezeit

Um Städte nachhaltiger, gesünder und gerechter zu machen, müssen wir sie neu denken, sagen Stadtplaner. Eine Idee: 15-Minuten-Städte. Die Grundidee ist, dass die Bewohner alles, was sie brauchen, in etwa 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen können. Ob der Weg zur Arbeit, Läden, Schulen, die Arztpraxis, Sportplätze, Parks, Restaurants oder Kultureinrichtungen – es geht um den „Zugang für jeden, jederzeit“, schreibt Carlos Moreno von der Pariser Sorbonne-Universität, der die Idee erstmals 2016 ausformulierte. Verbunden mit der 15-Minuten-Stadt ist auch ein klares Mobilitätskonzept: vor allem weniger Autos und mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger, sichere Wege für Kinder, Menschen mit Behinderung oder Senioren sowie Räume zur Begegnung und zu sozialem Austausch. Die Deutsche Welle hat sich näher mit dem Thema beschäftigt

Warum viele Menschen kein sauberes Trinkwasser haben

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Das wachsende Geschäft mit abgefülltem Trinkwasser untergräbt einem neuen Bericht der Vereinten Nationen zufolge die Nachhaltigkeitsziele zum Zugang zu Wasser für alle Menschen. Der Industriezweig sei „strategisch nicht auf das Ziel ausgerichtet, universell Wasser bereitzustellen“, teilte das in Kanada ansässige UN-Institut für Wasser, Umwelt und Gesundheit am Donnerstag mit. Ein Ausbau des Flaschenwasser-Angebots könne vor allem in schlecht entwickelten Ländern dazu führen, dass der allgemeine Zugang zu sauberem Wasser nicht ausreichend ausgebaut wird, während die Produzenten des Flaschenwasser Geld machten, berichtet faz.net

Wie Tiere Warnfarben entwickelt haben

Hintergrund, 2 Minuten Lesezeit

Mit leuchtendem Rot, Orange oder Gelb zeigen viele Amphibien ihren potenziellen Fressfeinden: Ich bin giftig, friss mich nicht! Doch wie konnten sich solche Warnfarben evolutionär entwickeln? Warum wurden die ersten derart auffälligen Individuen nicht direkt von Beutegreifern getötet, die die warnende Aussage der Farben noch nicht kannten? Eine Studie von Forschenden der Carleton University im kanadischen Ottawa gibt nun Aufschluss über mögliche Mechanismen. Demnach entwickelten sich Warnfarben wahrscheinlich zunächst versteckt und traten nur in Erscheinung, wenn ein ansonsten getarntes Tier sie absichtlich zeigte. Erst als Raubtiere die Farben als abschreckend kennengelernt hatten, konnten sich Individuen mit dauerhaftem Warnkleid durchsetzen. Hintergründe gibt es bei wissenschaft.de

Vor Gericht klagen im Namen eines sterbenden Waldes?

Hintergrund, 6 Minuten Lesezeit

Wer Flüsse vergiftet, Wälder zerstört oder die Atmosphäre verschmutzt, lässt sich nicht leicht zur Rechenschaft ziehen. Würde es der Natur helfen, wenn sie klagen könnte? Mit dieser Frage haben sich die Rechtsanwältin und Richterin Roda Verheyen und die Journalistin Alexandra Endres beschäftigt. Zeit Online veröffentlicht jetzt einen Auszug aus ihrem Buch „Wir haben ein Recht auf Zukunft“ – darin heißt es: „Es wird wohl noch dauern, bis sich die Idee von eigenständigen Rechten der Natur weltweit durchsetzt. Falls sie das überhaupt tut. (…) Unbeschränkte Zugangsregeln zu Gerichten für Verbände hingegen könnten den gewünschten prozessualen Effekt ohne große Rechtsänderungen ebenso und noch dazu schneller erbringen. Das könnte innerhalb von Monaten erreicht werden, es bräuchte keine Jahrzehnte“