Liebe Leserinnen und Leser,

wir empören an dieser Stelle wohl kaum jemanden, wenn wir konstatieren: Ob im Verkehr, beim Essen oder Reisen – die Klimakrise wird uns über kurz oder lang zum Verzicht zwingen, und zwar uns alle. Nun haben Politikerinnen und Politiker mit Blick auf diese unpopuläre Wahrheit ein weitaus heterogeneres Publikum. Und Ehrlichkeit bringt bekanntermaßen nicht immer gute Wahlergebnisse. Müssten Politiker also vielleicht einfach mal stur regieren, anstatt opportun zu handeln? Das Richtige gegen die Klimakrise tun, auch wenn es der Karriere schadet? 

Mit diesen Fragen hat sich der Publizist Stefan Reinecke für einen hörenswerten Kommentar im Deutschlandfunk Kultur beschäftigt. Er resümiert: „Zu verlangen wäre mehr Mut zu unpopulären Wahrheiten. Unser gemütvoller Bundespräsident könnte (…) klarmachen, dass vor allem die Oberschicht Unmengen CO2 emittiert und dafür viel mehr zahlen muss. Der Kanzler könnte sich trauen, das Unaussprechliche zu sagen: Es gibt keine Klimapolitik ohne Verzicht. Das würde für Klimapolitik mehr bringen als Grüne, die standhaft bleiben – und untergehen.“

Mit diesen Gedanken entlassen wir Sie ins lange Wochenende. Die nächste Presseschau gibt es wieder am Dienstag. Bis dahin!

Staaten einigen sich auf globale Überwachung von Treibhausgasen

Meldung, 1 Minute Lesezeit

Die weltweite Beobachtung von Treibhausgasen soll mit einer neuen internationalen Initiative verbessert werden. Wie die Weltwetterorganisation (WMO) mitteilte, beschlossen ihre 193 Mitgliedstaaten in Genf ein System, das bestehende Messungen auf der Erde und Messungen mittels Satelliten unter ein Dach bringen soll. Laut der WMO fand bislang kein umfassender und rascher Austausch solcher Informationen auf internationaler Ebene statt. Außerdem sei das Wissen über den Fluss von CO2 zwischen der Atmosphäre und natürlichen Reservoirs wie Meeren, Wäldern und Permafrostböden noch lückenhaft. Mit der Initiative „Global Greenhouse Gas Watch“ sollen künftig Kohlendioxid, Methan und Lachgas weltumspannend beobachtet werden, heißt es beim Spektrum Magazin

Klimakrise sorgt für Rekordpreise bei manchen Agrargütern

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Die Lieferketten haben sich an die Handelsbeschränkungen wegen des Kriegs in der Ukraine angepasst. Jetzt hängen die Preise wieder von Angebot und Nachfrage ab – und bei Agrargütern von den Auswirkungen der Klimakrise. Die zunehmend dramatischen Folgen der Klimakrise wie Dürren, Waldbrände und Überschwemmungen haben für zum Teil massive Preisanstiege gesorgt. So hat sich der Preis für Kartoffeln in den letzten zwölf Monaten fast verdoppelt. Kartoffeln kosten nun 47 Euro pro 100 Kilo – so viel wie noch nie. Ähnlich sieht es bei Orangensaft aus: Hier ist der Preis 60 Prozent höher als vor einem Jahr. Mehr zum Thema gibt es bei den klimareportern°

Neue Verpackungssteuer in Tübingen: McDonald's is not lovin' it

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Die Universitätsstadt Tübingen will mit einer eigenen Verpackungssteuer gegen Müllberge aus Pommesschachteln und Kaffeebechern vorgehen – und hat dafür jetzt Rückenwind vom Bundesverwaltungsgericht erhalten. Das oberste deutsche Verwaltungsgericht in Leipzig erklärte am Mittwoch die Tübinger Verpackungssteuersatzung im Wesentlichen für rechtmäßig. Die Betreiberin einer McDonald's Filiale in Tübingen hatte dagegen geklagt, unterstützt von dem Fast-Food-Konzern. Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) sprach nach der Urteilsverkündung von einem „tollen Tag für Tübingen und für den Klimaschutz allemal“. McDonald's bedauerte die Entscheidung des Gerichts und kündigte an, dass die Franchise-Nehmerin eine Verfassungsbeschwerde prüfen wolle. Hintergründe liefert taz.de

Gefährdete Artenvielfalt in zukünftigem Bergbau-Hotspot

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Am Grund der Tiefsee in der Clarion-Clipperton-Zone (CCZ) im Pazifik lagern zahlreiche wertvolle Mineralien, darunter Nickel, Kobalt, Kupfer und Mangan. Schon bald könnte der Tiefseebergbau in diesem Gebiet beginnen – und damit womöglich einzigartige Ökosysteme dauerhaft zerstören. Eine Studie zeigt nun, dass in der Region über 5.000 Arten vorkommen, von denen die meisten bislang nicht wissenschaftlich beschrieben sind und in noch keiner anderen Region entdeckt wurden. Die Ergebnisse liefern eine Grundlage dafür, mögliche Umweltauswirkungen des Tiefseebergbaus besser abschätzen zu können. „Wir teilen diesen Planeten mit all dieser erstaunlichen Artenvielfalt, und wir haben die Verantwortung, sie zu verstehen und zu schützen“, sagt Muriel Rabone vom Natural History Museum in London laut wissenschaft.de

Greenpeace warnt vor Gefahren durch Plastikrecycling

Bericht, 3 Minuten Lesezeit

Greenpeace hat kurz vor den Verhandlungen in Paris über ein globales Plastikabkommen Ende Mai einen neuen Bericht veröffentlicht. Darin warnt die Organisation davor, weiterhin auf das Recycling von Plastik zu setzen, und fordert stattdessen eine drastische Reduzierung der Kunststoffproduktion. In einem 22 Seiten langen Bericht fasst Greenpeace Ergebnisse aus Studien und weiteren Veröffentlichungen zusammen. Diese zeigen nicht nur, dass nur ein Bruchteil von neun Prozent der Kunststoffe überhaupt recycelt werden, sondern dass diese nach dem Prozess des Recyclings auch noch giftiger sein könnten als zuvor. Details hat Zeit Online

Überraschender Fund unter der Haut: Maus hat Schwanz wie ein Gürteltier

Bericht, 3 Minuten Lesezeit

Von außen ist der Panzer unsichtbar. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum er so lange unentdeckt geblieben ist: Forschende haben bei Stachelmäusen überraschend knöcherne Strukturen entdeckt, die an den Panzer eines Gürteltiers erinnern. Die Knochenplatten liegen verborgen unter der Haut im Schwanz der Tiere, berichtet ein Team im Fachblatt „iScience“ . Die Entdeckung ist aus zwei Gründen überraschend: Zum einen werden Stachelmäuse schon seit Langem erforscht, aber die auffälligen Strukturen in ihrem Schwanz sind offenbar niemandem aufgefallen – bis jetzt. Zum anderen sind solche knöchernen Platten, im Fachjargon Osteoderm genannt, bei heute lebenden Säugetieren außergewöhnlich. Es berichtet Spiegel Online