Liebe Leserinnen und Leser,

als „sexiest investigation of my entire life”, salopp übersetzt also „die heißeste Untersuchung meines ganzen Lebens“: So beschreibt Biologin Beatriz Mouriño-Carballido die im Fachmagazin „Science“ veröffentlichte Studie über Sardellen-Sex, mit der sie und ihr Forschungsteam vergangene Woche den Ig-Nobelpreis gewonnen haben. Die Auszeichnung erhalten jedes Jahr kuriose Forschungsarbeiten, die „erst zum Lachen, dann zum Denken“ bringen sollen. Weitere Preisträger waren unter anderem Wissenschaftler, die Nasenhaare an menschlichen Leichen zählten, um zu beweisen, dass wir davon etwa gleich viele in beiden Nasenlöchern haben.

Mouriño-Carballido und ihre Kollegen fanden unterdessen heraus, dass der Fortpflanzungsakt von Sardellen bei der Vermischung von Meerwasser eine entscheidende Rolle spielt. Während des sexuellen Rausches erzeugen die Fische nämlich kleine Wirbel, die potenziert zur Zirkulation in den Ozeanen und einer breiten Palette physikalischer und biogeochemischer Prozesse beitragen. Als Preisgeld winkte den Gewinnern jeweils ein Zehn-Billionen-Simbabwe-Dollar-Schein, berichtet El País. Die Währung wurde inflationsbedingt 2015 abgeschafft der Schein entspricht heute etwas weniger als 30 Cent.

Wir starten vollwertig in die Presseschau zum Wochenbeginn und wünschen angeregte Lektüre. Los geht’s!

Kalifornien verklagt weltgrößte Ölfirmen wegen Klimawandels

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Der US-Bundesstaat Kalifornien verklagt fünf der weltgrößten Ölkonzerne. Es geht um Umweltschäden und den Vorwurf der Irreführung. Kalifornien reichte Klage gegen die Unternehmen ExxonMobil, Shell, BP, ConocoPhillips und Chevron sowie gegen den Industrieverband American Petroleum Institute ein, wie aus Gerichtsdokumenten hervorgeht. Der Bundesstaat wirft ihnen vor, „aktiv Falschinformationen“ zu den Risiken verbreitet zu haben, die mit dem Einsatz fossiler Energieträger verbunden sind. „Mehr als 50 Jahre lang haben uns die Ölgiganten belogen und die Tatsache verschleiert, dass sie schon seit Langem wissen, wie gefährlich die von ihnen produzierten fossilen Energieträger für unseren Planeten sind“, erklärte Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom laut Spiegel. Kalifornien wolle „die großen Umweltverschmutzer nun zur Verantwortung ziehen“

Dürre setzt organische Substanzen aus Regenwaldboden frei

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Lange Trockenheit in Regenwäldern führt dazu, dass aus dem Boden flüchtige organische Substanzen freigesetzt werden. Das hat ein Forscherteam herausgefunden, zu dem Wissenschaftler des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie gehören. Verbindungen wie Aceton sind an der Bildung von Aerosolen und Ozon beteiligt und können daher Auswirkungen auf Klima und Luftqualität haben. Normalerweise nehmen Dschungelböden solche Stoffe aus der Luft auf. Die Forscher konnten zeigen, dass sich das ändert, sobald die Bodenfeuchte unter 19 Prozent sinkt: Dann wird der Regenwald von einer Senke zu einer Quelle dieser Verbindungen. Werden die Böden nach langer Zeit wieder durchnässt, verstärkt sich dieser Effekt sogar noch. Klimatologisch bedeutsam könnte er auch deshalb sein, weil Modelle erwarten lassen, dass der Amazonas-Regenwald künftig häufigeren und längeren Dürreperioden ausgesetzt sein wird. Details liefert faz.net

Die Krise der Staudämme

Hintergrund, 10 Minuten Lesezeit

Umweltschäden, steigende Kosten, Einsturzgefahr: Während neue Staudämme früher Briefmarken zierten, rücken nun die negativen, sogar zerstörerischen Seiten der Bauwerke in den Fokus. Katastrophenrisiken und Umweltfolgen lassen häufiger die Errungenschaften des vergangenen Jahrhunderts in den Hintergrund treten. Geht die Epoche der Staudämme zu Ende? Die beiden Katastrophen in Libyen und in der Ukraine legen das nahe. Doch so einfach ist es nicht: Manche Länder planen sogar neue Megabauwerke. Immer mehr Länder am Unterlauf von Flüssen sorgen sich, dass ihre Nachbarn ihnen mit Hilfe von Staudämmen den Wasserhahn zudrehen könnten, wenn das wertvolle Nass knapp wird. Das Spektrum Magazin hat dem Thema einen ausführlichen Hintergrund gewidmet

Wie Schweine ihren Artgenossen in Not zur Hilfe eilen

Hintergrund, 4 Minuten Lesezeit

Schweine pflegen soziale Bande, sie helfen Artgenossen in Notsituationen und kuscheln sich gerne zusammen. Wenn man sie lässt, leben sie in Gruppen aus Weibchen und deren Nachwuchs zusammen, und auch die jungen Männchen bilden anfangs Junggesellengruppen, ehe sie als Erwachsene ein Leben als Einzelgänger führen. Die Mitglieder dieser Zusammenschlüsse kennen einander und machen sich untereinander eine gewöhnlich recht stabile Rangordnung aus. Dabei gibt es auch individuelle Vorlieben, um nicht zu sagen: Freundschaften, die sich unter anderem dadurch zeigen, dass bestimmte Individuen gerne nebeneinanderliegen oder schlafen. Warum sie so sozial agieren, wird nun in Wien erforscht. Im Zuge des Projekts ab kommendem Herbst untersuchen die Forschenden drei Aspekte genau, berichtet der Standard: Welche Individuen helfen? Wem wird geholfen? Und zu guter Letzt: Warum?

Bergsteigen wird gefährlicher

Reportage, 4 Minuten Lesezeit

Das Eis schmilzt weltweit – auch in den Alpen. Felsen kommen ins Rutschen. Das erhöht das Risiko von Steinschlägen. Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften stellt in einer vom Schweizer Bundesamt für Umwelt finanzierten Studie eine „Zunahme der Gefahren für Wandernde“ in der Alpenrepublik durch den Klimawandel fest. „Das Wandern in den hochalpinen Regionen der Alpen wird gefährlicher“, sagt Tirols Landesgeologe Thomas Figl der taz. Steinschläge und Felsstürze habe es auch schon früher gegeben. „Aber es kommt eben vor allem in hochalpinen Bereichen immer öfter zu derartigen Ereignissen.“ In unbewachsenen und felsigen Hochgebirgslandschaften, in denen nun der Eiskleber fehlt, sei die Gefahr naturgemäß höher als in Regionen des niedrigeren bayerischen Alpenvorlands, in denen Gras und Bäume den Boden halten

Permafrost: Das ewige Eis taut auf

Podcast, 25 Minuten Laufzeit

Eis kann in den Bergen Felswände stabil halten. Am Nordpol schafft es einzigartige Ökosysteme und macht aus dem Boden einen riesigen Kohlenstoffspeicher. Im Podcast „Woher weißt du das?“ von Zeit Online geht es um das vermeintlich ewige Eis. Was passiert, wenn dieses Eis gar nicht mehr ewig ist, sondern durch die globale Erwärmung auftaut? Redakteurin Linda Fischer spricht mit Max Rauner über ihre Recherche im Schweizer Dorf Kandersteg, das bedroht ist, weil ein Berggipfel ins Tal rutschen könnte. Außerdem geht es um die Frage, was tauender Permafrost eigentlich für den Planeten bedeutet. In der unmöglichen Kolumne sucht Redakteur Christoph Drösser nach einer Erklärung dafür, warum der Wind in unseren Breiten immer schwächer zu wehen scheint