Liebe Leserinnen und Leser,

einmal im Jahr – zum irischen Nationalfeiertag, dem St. Patrick’s Day am 17. März – färbt Chicago seinen gleichnamigen Fluss smaragdgrün. Die Tradition irischer Migranten gibt es bereits seit 1962; seit 1966 wird ein für die Natur unbedenklicher Farbstoff im Wasser verteilt. Das Spektakel dauert deshalb auch nur rund 48 Stunden.

Nun liegt Venedig bekanntlich weder in Irland noch in den USA, und wir befinden uns im Mai. Trotzdem nahm der Canale Grande nahe der Rialto-Brücke am Wochenende plötzlich eine grüne Farbe an und sorgte so für Besorgnis. Nach Wasserproben gab die Umweltschutzagentur Arpa Veneto jedoch prompt Entwarnung: Es handele sich um ein organisches Mittel, das unter anderem bei Wasserinspektionen oder in der Höhlenforschung eingesetzt werde. Wie die Substanz in den Kanal gelangte, ist derweil weiterhin unklar. Manche Venezianerinnen und Venezianer vermuten eine Protestaktion von Klimaschützern – der Lagunenstadt droht wegen des steigenden Meeresspiegels der buchstäbliche Untergang. Bislang hat sich aber noch niemand dazu bekannt.

Mehr zum Thema gibt es unter anderem bei stern.de. Wir legen los mit der Presseschau zum Dienstag und wünschen angeregte Lektüre!

Brüsseler Klima-Konsens bröckelt

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

In der Europäischen Union wird der Ruf nach einer „Pause“ beim Umwelt- und Klimaschutz lauter. Knapp ein Jahr vor der Europawahl im Juni 2024 versuchen immer mehr Politiker, sich mit Warnungen vor „überbordender Bürokratie“ und „Überforderung der Industrie“ zu profilieren. Frankreich, Belgien und die EVP bringen somit Kommissionschefin von der Leyen in Bedrängnis – die CDU-Politikerin hatte den „Green Deal“ nach ihrem Wechsel nach Brüssel 2019 in den Mittelpunkt ihrer Arbeit gestellt. Der größte Teil ihrer Gesetze, die Europa bis 2050 klimaneutral machen sollen, wurde bereits verabschiedet. Einige wichtige Teile wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz fehlen aber noch. Es berichtet taz.de

Glencore-Kohleabbau in Kolumbien

Hintergrund, 4 Minuten Lesezeit

Als weltweit führender Rohstoffkonzern fördert und handelt Glencore Rohstoffe wie Aluminium, Kupfer, Kohle und Öl, aber auch Agrarprodukte. Die Minen befinden sich verteilt über den Globus, unter anderem im Norden Kolumbiens. Bei der jüngsten Aktionärsversammlung des Schweizer Konzerns hagelte es Kritik: Denn weder von der Steinkohle selbst noch von den Konzerngewinnen profitiert die lokale Bevölkerung. Nach Angaben der Deutschen Menschenrechtskoordination Kolumbien (MRKK) zählen die Kohleregionen Cesar und La Guajira zu den ärmsten Regionen Kolumbiens; besonders betroffen sind afrokolumbianische und indigene Gemeinschaften. Menschenrechtler, betroffene Gemeinden und NGOs fordern nun Entschädigung und Dialog auf Augenhöhe. Hintergründe liefern die klimareporter°

Afghanistans Wälder schwinden

Reportage, 13 Minuten Lesezeit

Die ostafghanische Provinz Nuristan ist eine grüne Oase in einem Land, das in großen Teilen von Wüstenbildung betroffen ist. Die Gegend ist reich an waldbedeckten Bergen und klaren Flüssen, die sich durch üppig bewachsene, enge Täler schlängeln. Zusammen mit der benachbarten Provinz Kunar beherbergt Nuristan einige der dichtesten, ältesten und ökologisch vielfältigsten Wälder der Region. Doch wegen der unerbittlichen und meist illegalen Abholzung in den letzten Jahrzehnten sind viele dieser reichhaltigen Ökosysteme heute nur noch ein Schatten ihrer selbst. Und das, was noch übrig ist, ist ernsthaft bedroht, da die Bewohner dieser Täler angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage immer verzweifelter nach Einkommen suchen. Das Spektrum Magazin hat sich näher mit dem Thema befasst

Termitenhügel klimatisieren sich selbst besser als jedes Gebäude

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Gebäudekühlung ist keine einfache Angelegenheit. Meister in dieser Disziplin ist aber nicht der Mensch, sondern eine Insektenart, wie eine neue Studie im Fachjournal „Frontiers in Materials“ zeigt. Die besondere poröse Struktur der Termitenbauten regt natürliche Luftzirkulation an, die außerdem für die richtige Luftfeuchtigkeit sorgt. Wie das funktioniert, konnten Forschende nun genauer beschreiben. Sie träumen davon, die Technik tatsächlich für Gebäude einzusetzen. „Wir zeigen hier, dass dieses komplizierte Netz von miteinander verbundenen Tunneln, das in Termitenhügeln zu finden ist, dazu genutzt werden kann, den Luft-, Wärme- und Feuchtigkeitsfluss in der menschlichen Architektur auf neuartige Weise zu fördern“, sagt Rupert Soar der Nottingham Trent University dem Standard

Unterwasserlärm stört wichtige Winzlinge

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Größeren Meerestieren dröhnt es bekanntlich problematisch in den Ohren – doch von den marinen Lärmbelastungen sind offenbar auch die ganz Kleinen betroffen, geht aus einer Studie von Forschenden der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) hervor: Wenn der Krach von Schiffsschraube und Co. im Wasser ertönt, nehmen Plankton-Krebschen deutlich weniger Nahrung auf, zeigen die Experimente. Da die Winzlinge zur Grundlage der Nahrungskette im Meer gehören, könnte dieser Störeffekt eine weitreichende Bedeutung haben, sagen die Wissenschaftler. „Wir müssen die Auswirkungen von solchen Stressfaktoren im Ökosystem genau kennen, um entsprechend die Strategien anpassen zu können, die zu einem guten und gesunden Zustand der Meeresumwelt beitragen“, so Seniorautorin Katja Heubel laut wissenschaft.de

Oh, wie trocken ist Panama

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Etwa fünf Prozent des weltweiten Seefrachtverkehrs laufen über den Panamakanal. Konkret heißt das: Bei 14.239 Schiffspassagen wurden im vergangenen Jahr fast 300 Millionen Tonnen an Gütern über die Wasserstraße transportiert. Jedes Mal, wenn ein Schiff durch das im Jahr 1914 eröffnete Bauwerk fährt, fließen rund 200 Millionen Liter Süßwasser in die Ozeane ab. Das Problem: Aktuell ist viel zu wenig Wasser da. Das hat Folgen für die Containerschifffahrt. Langfristig lösen ließe sich das Problem am Kanal, indem man neue Wasserressourcen erschließt, etwa mithilfe eines Staudamms. Doch das würde im Zweifel bedeuten, dass für die lokale Bevölkerung weniger Wasser zur Verfügung stünde, was zu anderen Konflikten führen könnte. Details liefert Spiegel Online