Liebe Leserinnen und Leser,

stellen Sie sich vor, es ist Klimaschutzvolksentscheid und keiner geht hin: Die am Sonntag in Berlin anberaumte Abstimmung hätte die Hauptstadt schon bis 2030 praktisch CO2-neutral machen können – wären denn genug Bürgerinnen und Bürger mit einem „Ja“ aufgetaucht. Obwohl eine (recht knappe) Mehrheit von rund 51 Prozent für das Vorhaben stimmte, wurde das nötige Quorum von mindestens 25 Prozent nicht erreicht; insgesamt nahmen nur um die 30 Prozent der 2,4 Millionen Wahlberechtigten teil. Damit sind die Klimaschützer vorerst gescheitert.

„Das geht besser“, schreibt Joachim Wille von den klimareportern°. Die Initiative für ein klimaneutrales Berlin 2030 habe eigene Fehler gemacht – das Ziel sei selbst für Wissenschaftler zu ambitioniert gewesen – und die anderer ausgebadet. Bild und FDP hätten obendrauf für eine „aufgeheizte Lage“ gesorgt. Auch deshalb hätten überraschend viele Berlinerinnen und Berliner bewusst „Nein“ angekreuzt. Seine Erkenntnis: „Wer mit Klimapolitik erfolgreich sein will, muss auch erstens überzeugende Lösungen für die dadurch auftretenden sozialen Fragen anbieten und zweitens mehr Energie dafür aufbringen, um die Propaganda der Klimabremser zu entlarven.“

Damit fangen wir direkt mal an – in unserer Presseschau zum Dienstag. Und ab dafür!

Oder-Konferenz in Frankfurt: Ein Fluss, zwei Welten

Hintergrund, 2 Minuten Lesezeit

Polen plant einen großflächigen Ausbau der Oder. Für Naturschützer ist das eine Katastrophe, denn die Oder gilt als einer der letzten naturnahen Flüsse Mitteleuropas. Marta Smigrowska-Mohn vom Bündnis „Czas na Odre“ (Zeit für die Oder) macht „wirtschaftliches Interesse und Verflechtungen in die Politik“ für die Ausbaupläne verantwortlich. Ziel ist, dass die Oder in ihrem unteren Bereich in mindestens elf Monaten eines Jahres die Wassertiefe von 1,80 Meter aufweist. Im oberen, polnischen Bereich ist sie bereits durch Staustufen reguliert. Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, sieht dagegen „eine große Chance für naturnahen Tourismus.“ Im Bundesverkehrswegeplan ist die Oder als Nebenwasserstraße ausgewiesen; „es gibt Sportboote, viele seltene Vögel, fast keine Frachtschiffe“. Im Unterlauf liegt der „Nationalpark Unteres Odertal“, Deutschlands einziger Auennationalpark. Details hat taz.de

Tiergruppen im Visier raffinierter Technik

Hintergrund, 2 Minuten Lesezeit

Wie und warum bewegen sich Tiergruppen und welche Rolle spielen dabei bestimmte Individuen? Um das Verhalten von in Gemeinschaften lebenden Arten wie Zebra & Co. zu untersuchen, präsentieren Forscher um Benjamin Koger vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Konstanz ein neues Verfahren der Datenerfassung durch Drohnen mit anschließender Analyse durch künstliche Intelligenz. So lassen sich störungsfrei und mit vergleichsweise wenig Aufwand Informationen über Tiere sammeln, die ihrem Schutz und der Verhaltensforschung zugutekommen können, sagen die Wissenschaftler. Abschließend sagt Senior-Autorin Blair Costelloe von der Universität Konstanz: „Eine der Stärken unserer Methode ist, dass sie an viele verschiedene Tierarten und Umgebungen angepasst werden kann. Ich glaube, dass diese Methode uns helfen kann, ein Verständnis der Mechanismen zu entwickeln, wie individuelle Verhaltensweisen die übergeordneten Phänomene erzeugen, die für den Naturschutz relevant sind“, so die Wissenschaftlerin laut wissenschaft.de

Frühlingsgefühle wecken in Froschlurchen die gefährliche Wanderlust

Hintergrund, 2 Minuten Lesezeit

Tausende Amphibien machen sich im Frühjahr auf den Weg zu ihren Laichgewässern. Durch das Überqueren von Straßen kostet die Wanderung jedoch zahlreiche Tiere das Leben. Dabei ist der Amphibien-Schutz gerade in Zeiten des Klimawandels besonders wichtig. Der vergangene Winter war vor allem eines: warm und trocken. Diese Bedingungen bedrohen den Lebensraum der Kröten gleich auf zwei Arten. Zum einen sorgt die fehlende Feuchtigkeit für die Austrocknung von Laichgewässern, was die Fortpflanzung der Tiere beeinflusst. Zum anderen erwachen sie früher aus ihrer Winterruhe, weil es immer früher wärmer wird. Das verfrühte Erwachen führt nicht nur zum Einfrieren der zarten Froschfinger, sondern endet im schlimmsten Fall mit dem Tod der Insektenfresser. Kröten und ihre Amphibiengenossinnen sind jedoch ein wichtiger Bestandteil von komplexen Nahrungsketten und daher besonders schützenswert – auch, wenn sie durch ihr breites Maul, die zahlreichen Warzen und den plumpen Körper wohl keinen Schönheitswettbewerb gewinnen würden. Mehr zum Thema gibt es beim Standard

Zweihundert Millionen Jahre hochfrequentes Zirpen

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Für die Geräuschkulisse des Hochsommers ist ihr Beitrag charakteristisch: Heuschrecken sind bekannt für ihr Talent zu akustischer Kommunikation. Fossilien aus Kirgisistan und Südafrika zeigen jetzt: Die Insekten waren Pioniere der akustischen Kommunikation. Ihr Gesang entwickelte sich bereits, bevor andere Tiere sie hören konnten. Anscheinend waren die Hörorgane, mit denen Langfühlerschrecken akustische Signale empfangen, bereits in der Trias ebenso gebaut wie bei den urtümlichsten heute lebenden Spezies, berichtet eine internationale Forschergruppe um Chunpeng Xu vom Nanjing Institute of Geology and Palaeontology und Torsten Wappler vom Hessischen Landesmuseum in den „Proceedings“ der amerikanischen Nationalen Akademie der Wissenschaften. Damit dürften die fossilen Langfühlerschrecken gut genug gehört haben, um im Nahbereich auch hohe Frequenzen – bis zur Grenze des menschlichen Gehörs – für ihre Kommunikation zu nutzen. Wie bei heutigen Arten haben wohl auch Männchen der fossilen Spezies fleißig gesungen, um ihre Artgenossinnen für sich einzunehmen. Hintergründe liefert faz.net

Eisschwund könnte Tierwelt in Polarmeeren verändern

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Der Eisschwund in den Polarmeeren könnte tiefgreifende Auswirkungen auf das dortige Ökosystem haben – und damit auch auf die Fischerei. Das geht aus einer Analyse unter Leitung des Potsdamer Alfred-Wegner-Instituts (AWI) hervor, die im Wissenschaftsjournal „Nature Communications“ veröffentlicht wurde. Die Forscherinnen und Forscher werteten dafür alte DNA vom Meeresgrund aus. Das Team um Forschungsleiterin Ulrike Herzschuh warf demnach „einen Blick rund 20.000 Jahre zurück bis in die letzte Eiszeit“. Untersucht wurden Ablagerungen, die sich über die Jahrtausende am Meeresboden angesammelt und nun an die Oberfläche geholt wurden. Das Forschungsteam fand DNA von Vertretern aus 167 Familien von Meeresbewohnern, deren Lebensraum das Eis oder das freie Wasser ist. „Wir waren selbst überrascht, dass in diesen alten Sedimenten Informationen über das komplette Ökosystem stecken“, sagte Herzschuh laut Zeit Online

2.000 mumifizierte Widderköpfe in ägyptischem Tempel entdeckt

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Im Tempel von Ramses II. in der antiken Stadt Abydos sind mehr als 2.000 mumifizierte Widderköpfe aus der Ptolemäerzeit entdeckt worden. Auch Mumien von Schafen, Hunden, Ziegen, Kühen, Gazellen und Mangusten wurden von US-Archäologen der Universität New York an der berühmten archäologischen Stätte im Süden Ägyptens freigelegt, wie das Ministerium für Altertümer und Tourismus am Sonntag in Kairo mitteilte. Die prädynastische Stätte Abydos liegt rund 500 Kilometer südlich der Hauptstadt Kairo am Nilufer und war in der Antike berühmt für das Grab des Totengottes Osiris. Neben den Tiermumien entdeckte das Team auch Überreste eines Palastes mit etwa fünf Meter dicken Mauern aus der sechsten Dynastie sowie mehrere Statuen, Papyrus, Überreste alter Bäume, Lederkleidung und Schuhe. Es berichtet Spiegel Online