Liebe Leserinnen und Leser,

mit rund 40 Millionen Einwohnern ist Kalifornien nicht nur der bevölkerungsreichste Bundesstaat in den USA. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt gehört die Region auch zu den Top-Wirtschaftsmächten der Welt. Wäre Kalifornien ein eigenständiges Land, läge es auf Platz fünf – direkt hinter Deutschland. Deshalb ist die folgende Nachricht keine Randnotiz: Am 8. Mai produzierte der Bundesstaat erstmals genügend Strom aus erneuerbaren Energien, um 103 Prozent seines Bedarfs zu decken.

Schon seit geraumer Zeit gilt die dortige Regierung als Vorreiter in Sachen Erneuerbare. Ziel ist es, bis 2045 komplett ohne Energieformen auszukommen, die Treibhausgase verursachen. Besonders der Solarstromsektor ist deshalb in den vergangenen Jahren extrem gewachsen. Doch trotz des jüngsten Fortschritts dürfte es noch einige Zeit dauern, bis Kalifornien tatsächlich unabhängig von fossilen Brennstoffen ist – denn wenn die Solarparks bei Sonnenuntergang ihre Produktion einstellen, muss diese Energie nahtlos durch andere Quellen wie Wasserkraft und Erdgas ersetzt werden. Das ist bislang nicht gewährleistet.

Woran es sonst noch hapert, erklärt NPR. Wir legen los mit der Presseschau zum Mittwoch und wünschen angenehme Lektüre. Los geht’s!

Offensive für Energieeffizienz von Minister Habeck

Bericht, 4 Minuten Lesezeit

Während die Regierung beim Zukauf von teurem Flüssiggas nicht zögert, will sie beim Energiesparen weiterhin niemandem wehtun. Wissenschaftler äußern jetzt Kritik an den Plänen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. „Wir brauchen verpflichtende Instrumente, keine Beratungsangebote“, sagt zum Beispiel Matthias Koch vom Thinktank E3G. Nicht nur Privathaushalte könnten sparsamer sein. Kurzfristig sei auch bei der Industrie noch Luft nach oben. So könnten Industrieanlagen ihre Raumtemperaturen runterfahren. „Wenn man außerdem kurzfristig die Produktion drosselt, aber dafür effizientere und elektrifizierte Anlagen einbaut, ist das eine Win-win-Situation“, so der Energieexperte gegenüber Spiegel Online. „Die Regierung muss die Bevölkerung aus ihrer Komfortzone holen, wenn sie die Krise wirklich nachhaltig lösen will“, meint auch Peter Mellwig vom ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg. Dafür müssten schon mal unpopuläre Entscheidungen gefällt werden

Emissionen sollen mehr kosten

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Mit einer grün angehauchten Mehrheit hat sich der Umweltausschuss des Europaparlaments am Dienstag in Brüssel für die lange umstrittene Ausweitung des Emissionshandels auf Gebäude und Verkehr ausgesprochen. Bisher waren diese beiden wichtigen Sektoren ausgespart worden. Der zusätzliche Handel mit Verschmutzungsrechten soll zunächst aber nur Konzerne und kommerzielle Aktivitäten treffen. „Normale“ Bürger und Haushalte bleiben vorerst verschont. Sie sollen erst ab 2029 zur Kasse gebeten werden – wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Auf diese Weise wollen die Abgeordneten sicherstellen, dass Autofahren und Heizen nicht noch teurer wird als sowieso schon. Zu den Bedingungen zählt etwa, dass die Energiepreise unter den Durchschnittspreisen von März 2022 liegen. Außerdem soll es Geld aus einem neuen, milliardenschweren Klimasozialfonds geben. So will die EU soziale Härten vermeiden. Es berichtet taz.de

Immer mehr Schmetterlinge sterben aus

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Der Artenverlust unter den heimischen Schmetterlingen ist dramatisch; als Hauptursachen gelten Klimawandel und Landwirtschaft. Vorarlberg bildet in dieser Hinsicht keine Ausnahme, im Gegenteil: Das westlichste Bundesland Österreichs ist für Falter ein sehr fragiler Lebensraum geworden: Immer mehr Schmetterlingsarten stehen unter Druck. Das Vorarlberger Naturkundemuseum inatura stellte nun eine Aktualisierung der Roten Liste von 2001 vor. Diese zeigt einen teilweise signifikanten Anstieg in allen Gefährdungskategorien. 162 Arten gelten inzwischen als ausgestorben oder verschollen, allein 30 davon verschwanden in den vergangenen 20 Jahren. Das Verschwinden der Arten hänge oft mit landschaftlichen Veränderungen und dem damit zusammenhängenden Verlust des Lebensraums zusammen. Der Bericht nennt Überbauung, flussbauliche Maßnahmen, intensive Landwirtschaft und extensiv genutzte Gärten als Beispiele. Details hat der Standard

Die Sache mit dem Fleischkonsum

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

In Industrienationen soll der Konsum von Fleischprodukten sinken – das wäre gut für Klima und Umwelt. Eine ausschließlich vegetarische oder vegane Ernährung ist laut einer neuen Studie von Forschenden der Universität Bonn aber nicht notwendig – zumindest aus ökologischer Perspektive. Ohnehin ließen sich nicht auf allen Flächen, wo bisher Tiere gehalten werden, auch Lebensmittel anbauen. Dort sei Viehhaltung durchaus sinnvoll, vor allem wenn es an pflanzlichen Quellen für hochwertige Proteine und Mikronährstoffe mangelt. Um den Konsum von Fleisch zu begrenzen, schlagen die Forschenden eine Steuer auf tierische Lebensmittel vor. Andere glauben nicht, dass der Umbau der Tierhaltung über die Verteuerung des Konsums gelingt. Eher werde sich die soziale Spaltung vertiefen. Die Politik solle lieber die Produktion stärker regulieren. Auch Fleischalternativen könnten einen Lösungsweg darstellen, berichten die klimareporter°

Wie man Windrädern das Schwimmen beibringt

Hintergrund, 7 Minuten Lesezeit

60 Meter – tiefer darf das Wasser nicht sein, um eine Offshore-Windkraftanlage aufzustellen. Nun sollen schwimmende Windräder bisher unzugängliche Meeresflächen erschließen. Sie produzieren Energie hunderte Meilen jenseits des flachen Küstensaums und erschließen so bisher unzugängliche Standorte auf dem offenen Meer. Das Potenzial ist riesig. Noch Ende 2021 führten solche Anlagen mangels internationalen Interesses jedoch ein Nischendasein. Auf den Meeren sind weltweit gerade einmal um die 100 Megawatt Leistung installiert – ein Bruchteil der feststehenden Offshore-Windanlagen. Seit Anfang 2022 scheint sich der Ausbau der schwimmenden Windkraft allerdings zu beschleunigen. Zahlreiche Energieversorger und Mineralölfirmen bewarben sich um die besten Plätze im Meer im Gigawatt-Bereich für schwimmende Windräder. Hintergründe hat das Spektrum Magazin

Kann „Degrowth“ den Welthunger stillen und das Klima schützen?

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Wie kann die Menschheit die wachsende Weltbevölkerung ernähren, dabei das Klima schützen und planetare Grenzen einhalten? Verfechter der „Degrowth“-Theorie meinen: Das geht nur, wenn Menschen in reicheren Ländern ein gutes Leben mit insgesamt weniger Konsum, Produktion und Geld aufbauen. Dies würde dazu beitragen, klimaschädliche Emissionen zu senken und mit dem verbleibenden Ackerland auf der Erde die Menschheit nachhaltig zu versorgen. Ein Team vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hat diese Annahmen erstmals für das globale Ernährungssystem geprüft. Die Ergebnisse im Fachmagazin „Nature Food“ zeigen: Weniger Geld für Menschen in reichen Ländern und mehr Geld für Menschen in armen Ländern würde im jetzigen Ernährungssystem kaum zu mehr Klimaschutz führen. Grund dafür ist, dass höhere Einkommen in armen Ländern klimaschädliche Ernährungsweisen wie mehr Fleisch- und Käsekonsum befördern. Der Tagesspiegel hat mehr zum Thema