Liebe Leserinnen und Leser,

jenseits der Schlagzeilen erlebt das Horn von Afrika in diesen Wochen eine der schlimmsten Dürren seit Jahrzehnten. In Somalia konnte eine Hungersnot zwar vorerst abgewendet werden, aber die Sorge bleibt. Die Trockenheit in diesem Jahr ist möglicherweise schlimmer als 2011 – damals starben eine Viertelmillion Menschen. Geradezu zynisch erscheint da, dass katastrophale Überschwemmungen die Situation verschärfen: In der zentralsomalischen Stadt Beledweyne wurde fast die gesamte Bevölkerung durch Sturzfluten vertrieben. Straßen sind unpassierbar, wichtige Infrastruktur ist zerstört. Humanitäre Hilfe kommt nur langsam bei den Betroffenen an.

Obendrein schwelt in dem Land ein langjähriger Konflikt zwischen der islamistischen al-Shabab-Miliz, der somalischen Regierung und ausländischen Streitkräften. Die sich überschneidenden Krisen bringen Somalia in eine verzweifelte Lage: Wie der Intercept in einer äußerst lesenswerten Reportage berichtet, sind 6,7 Millionen Menschen – also mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung – von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen. 6,4 Millionen Menschen haben keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser.

Wie das kostbare Nass vielerorts zum Luxusgut wird, beleuchten wir übrigens auch in der aktuellen Ausgabe unseres Magazins. Wir empfehlen die Lektüre und starten in die Presseschau zur Wochenmitte. Los geht’s!

Umweltdesaster nach Sprengung von Kachowka-Staudamm

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Im von Russland besetzten Teil der südukrainischen Region Cherson ist nach Angaben der Kriegsparteien ein wichtiger Staudamm nahe der Front schwer beschädigt worden. Kiew und Moskau machten sich am Dienstagmorgen gegenseitig für den Vorfall mit potenziell gravierenden Folgen verantwortlich. Nach der teilweisen Zerstörung des Staudamms sind Orte in der Region Cherson überflutet und Bewohner in Sicherheit gebracht worden. Außerdem sind nach ukrainischen Angaben 150 Tonnen Motoröl in den Fluss Dnipro geflossen. In den Online-Netzwerken warnte die Presseberaterin des Chefs des ukrainischen Präsidialamtes, Daria Sariwna, vor einer Gefährdung der Umwelt. Details gibt es unter anderem beim BR

Studie sagt eisfreien Sommer in der Arktis in den 2030er-Jahren voraus

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Die Region um den Nordpol könnte selbst bei einem Szenario mit geringen CO₂-Emissionen erheblich früher im Sommer eisfrei sein als bisher angenommen. Das zeigt eine Studie, in der Wissenschaftler auf Grundlage von Satellitendaten den Rückgang der Meereisfläche in der Arktis über 40 Jahre untersucht haben. „Die Ergebnisse lassen erkennen, dass sich unabhängig von Emissionsszenarien der erste meereisfreie September schon in den 2030er- bis 2050er-Jahren einstellt“, schreiben die Autoren um den südkoreanischen Forscher Min Seung Ki der Pohang-Universität für Wissenschaft und Technologie in der Fachzeitschrift „Nature Communications“. Es berichtet Zeit Online

„Dirty Thirty“: Deutschlands klimaschädlichste Industrien

Hintergrund, 4 Minuten Lesezeit

30 Fabriken sind für ein Drittel aller industriellen CO2-Emissionen verantwortlich, zeigt eine Analyse von WWF und Öko-Institut. Die Plätze eins bis 13 der „Dirty Thirty“ werden allesamt von der Stahlindustrie belegt, gefolgt von Werken der Zement- und Chemieindustrie. Besonders die Stahl- und Zementindustrie klagt immer wieder, Prozesse ließen sich kaum dekarbonisieren. Mittlerweile gibt es aber jede Menge Alternativen. Branchenübergreifend können Elemente der Kreislaufwirtschaft den Ressourcenverbrauch und die Umwelteinflüsse verringern. Entsprechende Anreize könnten von öffentlichen Auftraggebern kommen. 500 Milliarden Euro werden jedes Jahr über staatliche Aufträge ausgegeben. Bei der Vergabe dieser Aufträge werden Umweltstandards bisher jedoch kaum berücksichtigt, wissen die klimareporter°

Klimaklage aus Indonesien: Schweizer sollen für Schäden zahlen

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Asmania und Edi Mulyono leben auf der indonesischen Insel Pari, wo das Wasser steigt. Sie wollen von der Holcim AG Schadenersatz einklagen – ihre Einkommen seien infolge des Klimawandels deutlich gesunken. Der im schweizerischen Zug ansässige Zementkonzern gehöre zu den 50 Firmen mit dem höchsten CO2-Ausstoß weltweit, sagt Miriam Saage-Maaß, Anwältin bei der Internationalen Rechtshilfe-Organisation ECCHR. Juristisch sei es möglich, nur einen Verursacher zu belangen, auch wenn mehrere gleichzeitig für einen Schaden verantwortlich seien. Die Klägerinnen verlangen, dass Holcim ihnen Kompensation zahlt für die Schäden, die bereits eingetreten sind. Außerdem beanspruchen sie Geld für Anpassungsmaßnahmen, um ihr Eigentum und die Insel zu schützen. Drittens wollen sie durchsetzen, dass der Konzern seine Kohlendioxidemissionen drastisch reduziert. Details gibt es bei taz.de

Träumen Tauben vom Fliegen?

Hintergrund, 2 Minuten Lesezeit

Tierischen Träumereien auf der Spur: Forschende vom Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz in Seewiesen (MPIO) haben schlafenden Tauben ins Hirn geblickt und dadurch Hinweise auf Abläufe während ihres Schlafzustands gewonnen. Bestimmte Aktivitätsmuster lassen dabei vermuten, dass die Vögel während der sogenannten REM-Schlafphase von Flugszenen träumen. Außerdem zeichnen sich Muster von Flüssigkeitsbewegungen im Gehirn ab, die mit Reinigungsfunktionen während des Schlafs verknüpft sein könnten, berichten die Wissenschaftler. Wie das Team abschließend mitteilt, werden sie der unklaren Rolle des REM-Schlafs bei der Abfallbeseitigung in Vogelhirnen nun durch weitere Untersuchungen genauer nachgehen. Dem Aspekt des Träumens wollen sie sich ebenfalls widmen: Es wäre möglich, dass die Vögel durch bestimmte Verhaltensweisen vermitteln können, was sie vor dem Erwachen „erlebt“ haben, heißt es bei wissenschaft.de

Akku-Recycling: Schreddern, mahlen, verdampfen

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) haben ein Verfahren entwickelt, das beim Akku-Recycling ohne giftige Chemikalien auskommt. In der Fachzeitschrift „Nature Communications Chemistry“ stellt das Team die neue Methode vor, mit der über 70 Prozent des Lithiums aus Batterieabfällen zurückgewonnen werden sollen. Um das zu erreichen, schreddern die Fachleute nicht nur die Batterien, sondern zermahlen sie auch. Am Ende greifen sie auf Aluminium zurück – ein Element, das ohnehin in der Batterie-Katode enthalten ist. Das Aluminium reagiert mit den zermahlenen Abfällen zu einer wasserlöslichen Lithium-Verbindung. Zuletzt wird das Gemisch in Wasser aufgelöst und erhitzt. Das Wasser verdampft – und übrig bleibt ein Lithium-Salz, aus dem sich neue Lithium-Ionen-Akkus herstellen lassen. Hintergründe liefert sueddeutsche.de