Liebe Leserinnen und Leser,

smaragdgrüne Federn, eine hellblaue Kehle, gekrümmter schwarzer Schnabel: Alle Merkmale deuteten auf den Santa-Marta-Degenflügel (Campylopterus phainopeplus) hin. Trotzdem wollte Yurgen Vega es kaum glauben, als ihm kürzlich ein männlicher Vertreter der auch als „Türkisdegenflügel“ bekannten Kolibiri-Art quasi vor die Kameralinse flog. Der Grund: Der Vogel gilt als so stark gefährdet, dass seine Sichtung laut Experten der „eines Phantoms“ gleicht.

Vega – ein erfahrener Ornithologe – handelte geistesgegenwärtig und fotografierte das offenbar mit der Balz beschäftigte Tier. Seine Aufnahmen aus den Bergen der Sierra Nevada de Santa Marta in Kolumbien sind in Sachen Biodiversität eine kleine Sensation, berichtet unter anderem der Guardian: Es war das erst dritte Mal überhaupt, dass der Türkisdegenflügel dokumentiert werden konnte.

Derweil kämpfen auch Naturfreunde hierzulande mit viel Herzblut und wissenschaftlicher Expertise gegen das Aussterben seltener Tierarten. Wir haben einige Projekte in der aktuellen Ausgabe unseres Magazins porträtiert – schauen Sie doch mal rein! Doch zuvor: die Presseschau zum Wochenbeginn. 

US-Senat verabschiedet Sozial- und Klimapaket

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Der US-Senat hat mit knapper Mehrheit einen Gesetzentwurf für massive Investitionen in den Sozialbereich und den Klimaschutz beschlossen. Das milliardenschwere Paket erhielt die Zustimmung der Demokraten, die mit der entscheidenden Stimme von Vizepräsidentin Kamala Harris eine einfache Mehrheit haben. Die Republikaner stimmten geschlossen dagegen. In dem Gesetz sind etwa 370 Milliarden Dollar (etwa 363 Milliarden Euro) für Energiesicherheit und Klimaschutz sowie 64 Milliarden Dollar für die Gesundheitsversorgung vorgesehen. Das nun verabschiedete Paket ist nur noch ein Bruchteil dessen, was US-Präsident Biden durchsetzen wollte. Die zum konservativen Parteiflügel gehörende Senatorin Kyrsten Sinema sowie der Senator Joe Manchin hatten zuletzt ihren Widerstand gegen das Gesetz aufgegeben, berichtet Zeit Online

Beluga verirrt sich in die Seine

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Erneut hat sich ein Wal in die Seine verirrt. Nachdem erst im Mai ein Orca-Weibchen den französischen Fluss hinaufgeschwommen und verendet war, wurde diesmal ein Belugawal gesichtet. Die Behörden überlegen nun, wie das Säugetier, das eher an kalte arktische Gewässer angepasst ist, gerettet werden kann. Laut eines BBC-Berichts befindet sich der Belugawal derzeit in der Nähe einer Schleuse bei Vernon, etwa 70 Kilometer nordwestlich von Paris. Die Öffentlichkeit wird dringend gebeten, sich von dem möglicherweise untergewichtigen Tier fernzuhalten. Die Behörden machten bislang keine Angaben zur Größe des Tieres, aber ein ausgewachsener Weißwal, wie Belugas auch genannt werden, kann mehr als vier Meter lang und einige Tonnen schwer werden. Normalerweise leben sie in arktischen und subarktischen Gewässern, vor allem an den Küsten Alaskas, Kanadas und Russlands. Details hat das Spektrum Magazin

Natürliches Kraut soll Getreide klimafit machen

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Bei den meisten Pflanzen wird aufgenommenes CO2 in der Zelle „festgehalten“ und direkt weiterverarbeitet. Wüstenpflanzen wie die Agave hingegen nehmen CO2 in der Nacht auf und speichern es, um es tagsüber zu verarbeiten. Nun haben Forschende von der US-amerikanischen Universität Yale eine Art „Superpflanze“ untersucht, die zu beiden Arten der Fotosynthese fähig ist – sie kann sie kombinieren. Das geht mit einer erhöhten Flexibilität gegenüber Umweltbedingungen einher. Die Forschenden sprechen dabei durchaus ironisch von „Superkräften“, handelt es sich doch um ein Kraut mit der Bezeichnung Portulaca oleracea, kurz Portulak, das in allen gemäßigten Klimazonen weit verbreitet ist. Bis man so weit sei, einer Pflanze wie Mais den Trick des Portulak beizubringen, sei der Weg zwar noch weit, gibt Erica Edwards vom Forschungsteam laut Standard zu. „Aber wir konnten zeigen, dass die beiden Mechanismen kompatibler sind, als wir glaubten“

Wie können Sie beim Klima optimistisch sein, Mojib Latif?

Podcast, 34 Minuten Laufzeit

Dürren, Waldbrände oder Starkregen: Die Warnzeichen sind unübersehbar; die Klimakrise ist bei uns angekommen. Viele Jahre lang wurde die Problematik seitens der Politik ignoriert und die Erde hat sich in ungeahntem Ausmaß erhitzt. Weltweit befürchten Klimaforscherinnen und -Forscher, dass das 1,5-Grad-Ziel bereits nicht mehr erreicht werden könne. So auch Mojib Latif, der Professor am Geomar, dem Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel und Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg. Seit Jahrzehnten warnt er vor den Folgen der globalen Erwärmung. Er meint: Um die Erhitzung des Planeten noch zu stoppen, brauche es eine kulturelle Revolution. „Wir müssen unsere eigentlichen Werte wieder in den Vordergrund stellen. Und ich glaube, wir hängen in den Industrienationen irgendwelchen Scheinwelten nach“, sagt Mojib Latif im Klimabericht-Podcast von Spiegel Online

Wie der Klimawandel die Vogelwelt verändert

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Im Zuge der globalen Erwärmung verlagern sich die Verbreitungsgebiete vieler Vögel. Auf den ersten Blick führt dies gerade in höheren Lagen und nördlichen Breiten zu einer Zunahme der Artenzahl. Doch wie nun eine genauere Analyse enthüllt, täuscht dies über eine phylogenetische Verarmung hinweg: Vielerorts nimmt die Anzahl eng verwandter, ökologisch ähnlicher Vogelarten zu, dafür verschwinden seltenere Vögel mit einzigartigen evolutionären und ökologischen Eigenschaften. „Die Vielfalt der Abstammungslinien, also die phylogenetische Struktur der Artengemeinschaft, steht sehr häufig in Beziehung zur Diversität der Eigenschaften von Arten und damit auch zu ihren Rollen und Funktionen in Ökosystemen“ erläutert Alke Voskamp vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt (SBiK-F) bei natur.de. „Eine Veränderung heißt demnach, dass sich die Ökosystemfunktionen, die Vögel erfüllen, in Zukunft ebenfalls ändern könnten – mit Konsequenzen für Nahrungsnetze ebenso wie für die Samenausbreitung und die Bestäubung von Pflanzen“

„Verpackungen zu entsorgen, ist einfach zu billig“

Hintergrund, 2 Minuten Lesezeit

In Deutschland wird noch alles und jedes verpackt, obwohl das gar nicht nötig wäre. Es fehlen Impulse zur Abfallvermeidung, kritisiert Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) im Gespräch mit den klimareportern°. Der Unverpackt-Trend habe die großen Supermärkte und Drogerien noch nicht erreicht. Das Problem: „Verpackungen zu entsorgen, ist derzeit einfach zu billig. Deswegen wird alles und jedes verpackt, obwohl das gar nicht nötig wäre. So werden weiter wachsende Verpackungsmüllberge nicht kleiner. Es fehlen Impulse zur Abfallvermeidung. […] Obst und Gemüse in Supermärkten wird zu mehr als 60 Prozent in Plastik und Pappe vorverpackt. Das verursacht nicht nur jede Menge Müll, es verhindert auch bedarfsgerechtes Einkaufen. Wer lose Ware einkauft, kann selbst viel besser austarieren, dass nur so viel mitgenommen wird, wie nötig ist“