Liebe Leserinnen und Leser,

es gibt Regen- und Sonnentänze, um die Wettergötter zu bezirzen – wenn die sich gnädig zeigen und Regen oder Sonne schicken, gibt es wiederum Dankbarkeitstänze. Aber Tänze für Würmer? Das ist ungewöhnlich. Genau dazu ruft eine Umweltorganisation die Menschen im gesamten Vereinigten Königreich auf: tanzen, um die Kreaturen aus der Tiefe zu locken. In diesem Fall geht es weniger um deren Einfluss aufs Wetter, sondern vielmehr um eine Zählaktion.

Die Soil Association versucht, ein landesweites Bild des Wurmvorkommens zu erhalten, um ihren Rückgang zu verfolgen und festzustellen, wo sie am meisten Hilfe brauchen. Dafür bittet die Organisation die Menschen, im Mai auf dem Boden zu tanzen, die Erde mit Wasser zu tränken oder die Vibrationen einer Gartengabel zu nutzen, um Würmer anzulocken. Anhand der gesammelten Daten wollen Fachleute dann eine Wurmkarte des Vereinigten Königreichs erstellen, um zu zeigen, wo sich die gesündesten und artenreichsten Böden befinden.

Aufgrund von Pestiziden, übermäßiger Entwässerung und dem Einsatz von anorganischen Düngemitteln ist die Wurm-Population in Großbritannien laut einer aktuellen Studie in den letzten 25 Jahren um ein Drittel zurückgegangen. Alex Burton, der Leiter der Abteilung für Würmer bei der Soil Association, animiert deshalb zum Wurm anlockenden Tänzchen: „Es mag verrückt klingen, aber das Tanzen auf der nackten Erde kann der Wissenschaft helfen.“ Wer besonders effektiv tanzt, wird sogar belohnt: In Zusammenarbeit mit den Falmouth Worm Charming Championships werden Preise für die meisten verzauberten Würmer und die kreativsten anlockenden Tanzmethoden vergeben. The Guardian berichtet

Weitere Neuigkeiten gibt es wie immer in unserer Presseschau. Los geht’s!

Weniger Ausstoß von Aerosolen in China führt zu Hitze im Nordpazifik

Bericht, 3 Minuten Lesezeit

Der Nordostpazifik hat sich zwischen 2010 und 2020 so stark erwärmt wie nie zuvor gemessen. Nun sagen Forschende von der Ocean University of China in Qingdao: Das Phänomen könnte eine Folge geringerer Luftverschmutzung sein. Der deutliche Rückgang von menschengemachten Aerosolen in China könnte dafür gesorgt haben, dass die Meeresoberflächentemperaturen im Nordpazifik stark angestiegen sind. Weil der kühlende Effekt von Feinstaub-Aerosolen in der Luft abgenommen hat, soll sich die Luftzirkulation in der Atmosphäre in der Region verändert haben, heißt es in einer Veröffentlichung im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“. Aerosole sind winzige Festteilchen in der Luft, etwa der Saharastaub, der Deutschland zuletzt mehrfach erreichte. Bei hoher Luftfeuchtigkeit dienen Aerosole als Kondensationskeime für Regentropfen. Dies und weitere Effekte führen zur Kühlung der Atmosphäre und wirken dem Klimawandel entgegen. Mehr dazu bei Spiegel.de

Entfernungspauschale wirkt wie ein negativer CO2-Preis

Hintergrund, 5 Minuten Lesezeit

Rund 70 Prozent der Beschäftigten in Deutschland pendeln zur Arbeit. Das sind etwa 20 Millionen Menschen. Zum hohen Zeitaufwand für die Pendler kommen gestiegene Kosten. Der eingeführte CO2-Preis für Benzin belastet Autofahrer mit zusätzlich 45 Euro pro Tonne. Entlastung schafft die Entfernungspauschale. Diese auch als Pendlerpauschale bekannte Subvention sorgt dafür, dass man bis zu 38 Cent pro gefahrenem Kilometer bei der Steuer absetzen kann. Forschende des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kopernikus-Projekts Ariadne erläutern nun in einer Studie, dass die Entfernungspauschale wie ein negativer CO2-Preis wirkt. Betrachtet wurden vier staatliche Subventionen, die einen Einfluss auf die nationalen CO2-Emissionen des deutschen Verkehrssektors haben: das Dieselprivileg, die Pendlerpauschale, das Dienstwagenprivileg und die Kerosinsteuerbefreiung. zdfHeute.de erläutert die Ergebnisse

Studie schlägt Entgeltsicherung für Bergbau-Beschäftigte vor

Interview, 5 Minuten Lesezeit

Laut einer internationalen Studie zum sozialverträglichen Kohleausstieg tragen bei einem früheren Kohleausstieg Bergbau-Beschäftigte zwischen 30 und 50 Jahren die höchsten Wohlfahrtsverluste. Diese ließen sich durch ein neues Instrument fast auf null bringen, sagt Studien-Mitautor Nicolas Koch vom Klimaforschungsinstitut MCC. Untersucht wurde unter anderem der ökonomische Nutzen des sogenannten „Anpassungsgeldes“ im Kohlebergbau. Die Studie schlägt dabei vor, für die derzeit noch bundesweit 15.000 „restlichen“ Beschäftigten in der Braunkohle lieber eine neue Übergangsregelung zu schaffen: „Anstatt durch staatliche Zuschüsse die gängige Praxis des Vorruhestands zu fördern, könnten die Steuergelder besser dafür verwendet werden, Beschäftigten den Umstieg in andere Branchen zu erleichtern. Hier bietet sich eben eine sogenannte Entgeltsicherung an, eine befristete Zahlung, die den Gehaltsunterschied vom Bergbau zur neuen Branche ausgleicht“, sagt Koch. Im Gespräch mit klimareporter.de spricht er über diesen und weitere Vorschläge

Gewässerökologie: Seen als „Patienten“

Meldung, 3 Minuten Lesezeit

Ein medizinischer Blickwinkel kann dem Gewässerschutz zugutekommen, sagen Forschende: In einer Studie veranschaulicht das Team um Gesa Weyhenmeyer von der Universität Uppsala Daten des LakeATLAS die Probleme der weltweiten Seen sowie deren Lösungsstrategien, indem sie Parallelen zum menschlichen Gesundheitswesen ziehen. Wie sie berichten, sind viele Seen neben „Vergiftungen“ durch Chemikalien und Müll von schweren „Kreislaufproblemen“ betroffen. Damit bezeichnen die Forschenden Beeinträchtigungen, die die Zufuhr und Dynamik von Wasser betreffen. Um Seen vor solchen „Leiden“ zu schützen oder sie zu heilen, sind ebenfalls Strategien angesagt, die medizinischen Praktiken gleichen, sagen die Wissenschaftler: „Wir wollen dadurch verdeutlichen, dass Seen lebende Systeme sind, die Sauerstoff, sauberes Wasser und eine ausgewogene Energie- und Nährstoffversorgung benötigen.“ Die „Gesundheitsprobleme“ von Seen erläutert wissenschaft.de

Flohkrebse und Mikroben: Im Grundwasser wimmelt es von Leben

Hintergrund, 5 Minuten Lesezeit

Die Wasserströme im Boden sind aus menschlicher Sicht kein besonders lebensfreundlicher Ort. Und doch enthalten sie eine reiche Vielfalt an spezialisierten Lebewesen. Eine Züricher Forschungsgruppe ist ihnen auf der Spur. Und laut Florian Altermatt, Professor für aquatische Ökologie an der Universität Zürich, gibt es „darüber, was alles im Grundwasser lebt, noch sehr wenig Wissen“. Altermatt arbeitet mit seinem Forschungsteam daran, diese Wissenslücke zumindest teilweise zu schließen. Ein Fokus sind dabei Grundwasserflohkrebse: Sie sind typischerweise blind, farblos und haben verlängerte Beinchen, um sich mit ihnen in der Dunkelheit zu orientieren. Je nach Art sind sie zwischen vier Millimetern und vier Zentimetern lang. Damit sind sie, neben einigen Asseln, die größten Tiere im Untergrund und stehen dort zuoberst in der Nahrungskette. „Es sind die Löwen oder Tiger des Grundwassers“, sagt Altermatt. Weiteres zu Grundwasserflohkrebse bei nzz.ch

Wie gefährlich sind Wolfshybride?

Hintergrund, 4 Minuten Lesezeit

Den deutschen Wölfen geht es prächtig. Für das Monitoringjahr 2022/2023 konnten insgesamt 184 Rudel, 47 Wolfspaare und 22 Einzelgänger bestätigt werden – damit gibt es 1.339 Individuen. Was den Artenschutz freut, macht anderen Angst. Vor allem ein Thema scheint die Gemüter zu erhitzen: Die Vermutung, es komme immer häufiger zu Kreuzungen zwischen Wölfen und Hunden. Ist die Angst vor Wolfshybriden begründet? Laut Carsten Nowak vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum in Frankfurt am Main stimme kaum etwas an den viel verbreiteten Gerüchten. So zeigten Daten aus der Toskana, dass sich die Lebensweisen der Hybriden kaum von reinrassigen Wölfen unterscheiden: „Sie haben dort das gleiche Nahrungsspektrum und halten sich auch nicht näher an menschlichen Siedlungen auf.“ In Deutschland gebe es dabei kaum Wolfshunde, die Hybridisierungsrate liege bei weniger als einem Prozent – und diejenigen, die es gibt, seien nicht nachweislich gefährlicher als Wölfe. Mehr über Wolfshybriden lesen Sie bei National Geographic