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Kritiker Selenskyjs berichtet über Ausbürgerung aus der Ukraine

Kiew/Smilnyzja (dpa) - Inmitten des russischen Angriffskriegs ist der Chef der Gebietsverteidigung der südostukrainischen Großstadt Dnipro nach eigenen Angaben während einer Auslandsreise ausgebürgert worden. «Ich kann mit keinem Dokument einreisen. Von der Sache her stecke ich hier im Grenzgebiet fest», sagte Hennadij Korban ukrainischen Medien am Freitag. Er befinde sich weiter am Grenzkontrollpunkt. Da ihm sein ukrainischer Reisepass abgenommen worden sei, könne er auch nicht nach Polen zurück. Korban hatte zuletzt öffentlich über fehlende Unterstützung aus Kiew geklagt.

Das Büro von Präsident Wolodymyr Selenskyj kommentierte den Vorgang zunächst nicht. Der 52-jährige Korban soll über US-Kontakte auf eine Entlassung des Chefs des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, gedrängt haben. Diesem wiederum werden seit längerem zu enge Verbindungen zu Russland vorgeworfen. In ukrainischen Medien wird seit Tagen über ein vermeintliches Geheimdekret von Präsident Selenskyj spekuliert, dem zufolge schon mindestens zehn Ukrainern die Staatsbürgerschaft entzogen worden sein soll, weil sie angeblich noch eine zweite Staatsbürgerschaft besaßen.

Korban war eigenen Angaben zufolge vergangene Woche kurz zu seiner Familie ins Ausland gereist. Bei der Organisation der Verteidigung des Gebietes Dnipropetrowsk spielt er eine zentrale Rolle.

Ausbürgerungen während Auslandsreisen waren zu Sowjetzeiten gängige Praxis. In der Ex-Sowjetrepublik Ukraine griff Selenskyjs Vorgänger Petro Poroschenko im Kampf gegen politische Gegner auch wieder auf dieses Mittel zurück und bürgerte so etwa den georgischen Ex-Präsidenten Michail Saakaschwili aus. Unter Selenskyj erhielt dieser die ukrainische Staatsbürgerschaft allerdings wieder zurück.