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Brasilianer demonstrieren gegen Bolsonaro und für Demokratie (Foto - aktuell)

São Paulo (dpa) - In São Paulo haben Hunderte Menschen trotz
Covid-19-Pandemie gegen Präsident Jair Bolsonaro und für die
Demokratie demonstriert. In der bevölkerungsreichsten Stadt
Brasiliens kamen am Sonntag nach einem Bericht der Zeitung «Folha de
S. Paulo» unter Berufung auf die Militärpolizei im Nieselregen etwa
1000 Demonstranten bei einer Protestaktion zusammen - deutlich
weniger als vor einer Woche. Zu der Aktion hatten die organisierten
Fans großer Fußballclubs und soziale Bewegungen aufgerufen.

Nachdem es in São Paulo vor zwei Wochen zu Auseinandersetzungen
gekommen war, demonstrierten 100 Bolsonaro-Anhänger an einem anderen
zentralen Ort in der Stadt. Die Polizeipräsenz wurde verstärkt, die
«Folha» berichtete von mehr als 4300 eingesetzten Polizisten.

In Brasília hatte der Gouverneur des Hauptstadtdistriktes die
Esplanade zwischen den Ministerien sperren lassen. Hier protestierten
Bolsonaro-Anhänger immer wieder gegen Anti-Corona-Maßnahmen, den
Kongress und den Obersten Gerichtshof und forderten eine
Militärintervention. Einige radikale Bolsonaro-Anhänger schossen am
Samstagabend Feuerwerksraketen auf das Oberste Gericht ab, nachdem
die Polizei zuvor ihr Camp auf der Esplanade aufgelöst hatte. In
einem Video, das in den sozialen Netzwerken kursierte, bedrohte einer
der Teilnehmer das Gericht. Er wurde am Sonntag festgenommen.

In Brasilien haben sich nach den Daten des Gesundheitsministeriums
vom Sonntagabend 867 624 Menschen mit dem Coronavirus infiziert,
43 332 Patienten sind bislang gestorben. Damit liegt das Land nach
Angaben der Johns-Hopkins-Universität auf Platz zwei der am meisten
betroffenen Länder weltweit - hinter den USA.

Präsident Bolsonaro wird neben anti-demokratischen Tendenzen auch
Rassismus und ein fahrlässiger Umgang mit der Corona-Pandemie
vorgeworfen - er verharmlost das Virus und lehnt Einschränkungen oder
Schutzmaßnahmen ab.

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