Julia Kowal

Damit Stromspeicher kein Luxus mehr sind

Die Sache ist knifflig – aber irgendjemand muss ja damit anfangen. Denn: „Erst mit gespeichertem grünem Strom kommt auch die Energiewende“, sagt Julia Kowal, Professorin für Elektrische Energiespeichertechnik an der TU Berlin. Das Problem: Derzeit sind Fotovoltaikanlagen mit Batteriespeicher noch sehr teuer. Gerade für Menschen im globalen Süden sind sie kaum erschwinglich – sofern es die Komponenten dort überhaupt gibt.

Geht es nach Julia Kowal, ihrer Kollegin Sibylle Dieckerhoff und Melanie Jaeger-Erben von der BTU in Cottbus, soll die Technik kein Luxus mehr sein. „Wir forschen daran, wie man alle möglichen Batterien an die Anlagen anschließen kann, auch gebrauchte“, sagt die 44-Jährige. Ihr Projekt wird seit 2022 vom Climate Change Center Berlin Brandenburg gefördert. Langfristig, so der Ansatz, soll man alte Laptopbatterien, E-Bike- und E-Auto-Akkus oder auch Verbrenner-Autobatterien an seine Solaranlage stecken können – einfach, günstig, robust und überall einsetzbar.

Derzeit testet Kowal in ihrem Labor zwei handelsübliche Systeme. Bei einem davon tauscht sie nach und nach die Komponenten aus. So kann sie die Auswirkungen auf den Stromfluss und die Effizienz vergleichen. Denn Solarmodule, Wechselrichter und Speicher lassen sich nicht einfach beliebig kombinieren. „Unser Ziel sind aber genau solche flexiblen Systeme“, sagt Kowal. Ihre Ergebnisse sollen später auf einer Online-Plattform frei zugänglich sein. „So viel wichtige Forschung wird nicht breit veröffentlicht“, erklärt sie. Ihr Traum: Ein Do-it-yourself-Bausatz, den alle Menschen auf der Welt nutzen können. Der erste Schritt könnte sein, Handwerksbetriebe dazu zu bewegen, die Systeme anschließfähig für unterschiedliche Batterietypen zu machen.

Julia Kowal erinnert sich noch an Vorlesungen, die sie Ende der Neunzigerjahre als Studentin besuchte. Darin behaupteten Professoren, dass erneuerbare Energien nicht funktionieren und niemals Kern- und Kohlekraft ersetzen könnten. Sie hatten Unrecht. Nun will Julia Kowal beweisen, dass erschwingliche Energiespeicher machbar sind – für alle.